12. Tag der Archäologie

In Höllen auf Schliemanns Spuren
Von Redaktion [29.06.2005, 16.01 Uhr]

Vor den Schaufelradbagger kommen die Archäologen mit Schaufel und Pinsel.

Vor den Schaufelradbagger kommen die Archäologen mit Schaufel und Pinsel.

Kein leichter Job - vor den Schaufelradbaggern im Braunkohlengebiet arbeiten die Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland unermüdlich an der Sicherung der Spuren unserer Vorzeit. Alljährlich können ihnen Besucher dabei über die Schulter schauen beim Tag der Archäologie. Der zwölfte Aktionstag findet am Samstag, 2. Juli, in der Außenstelle Titz des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und der Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier in der Außenstelle Titz-Höllen statt. Die Außenstelle ist seit 1995 Heimat für Forscher und Funde. Mit 36 Wissenschaftlern, Technikern, Grabungsarbeitern und Zivildienstleistenden betreut Leiter Dr. Udo Geilenbrügge, betreut zusammen mit 36 Wissenschaftlern, Technikern, Grabungsarbeitern und Zivildienstleistenden die drei großen Tagebaue Garzweiler, Hambach und Inden. In Titz stapeln sich aus diesen Gebieten auf über 2800 Regalmetern 25.000 Fundkisten mit überwiegend Scherben, aber auch Feuersteingeräte, römisches Glas, mittelalterliche Lederreste, Münzen, und Bodenproben.

Aber nicht nur Wissenschaftler finden hier eine „Fundgrube“: große und kleine Hobby-Archäologen können ihren Vorbildern über die Schulter gucken und Ausgrabungen live mit erleben. Mitmachen und Ausprobieren stehen außerdem seit Jahren auf dem Programm.
Ein vielfaeltiges Rahmenprogramm wird vor allem Kinder begeistern. Ihnen wird die Moeglichkeit geboten, sich bei einer Ausgrabung als Junior-Archaeologen zu profilieren. Wie schwer die Herstellung von Mehl mittels eines alten Rundmahlsteins war, kann mit eigenen Haenden erfahren werden. Zeitgenoessische Kleidung zeigt die "Modenschau der Antike". Die Arbeit eines Toepfers, der Repliken alter Gefaessformen anfertigt, Eisenwaren, in Form gebracht an einer historischen Schmiede und Stoffe, gewoben an einem Gewichtwebstuhl, sind ebenso anschauliche Beispiel vergangener Zeiten. Ausgefallenen Ohrenschmaus bietet die Gruppe "Musica Romana" aus Bonn, die in antiken Gewaendern auf historischen Musikinstrumenten musiziert: Syrinxs, Harfen und Schlaginstrumente geben hier den Ton an. Der Gaumen wird verwoehnt durch frisch gebackenes Brot aus einem originalgetreu nachgebauten Lehmkuppelofen und Speisen nach alt-roemischer Art. Wem mulsum und garum nicht munden, kann auch auf zeitgenoessische Speisen ausweichen.

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Schwerpunkt beim Tag der Archäologie 2005 ist die Präsentation eines Gräberfeldes der Römer- und Frankenzeit. Auf dem Gutshof der Aussenstelle erwarten die Besucherinnen und Besucher zahlreiche Objekte aus den aktuellen Ausgrabungsorten. Aus einer Grabanlage, die zu einem roemischen Landgut aus der Zeit um 200 v. Chr. gehoert, wurden grosse, sehr gut erhaltene Tuffquader nach Titz-Hoellen verfrachtet. Dort wurden sie gemaess ihrer urspruenglichen Anordnung als Fundament eines grossen Grabes wieder zusammengefuegt. Alleine dieses Fundament zeugt bereits vom Wohlstand der Bewohner des nahen Landguts. Ein weiteres Indiz dafuer ist ein aufwaendiges Systems aus Tonrohren und Schaechten, das der Versorgung des Landguts mit Grundwasser aus dem umgebenden Loessboden diente. Ein insgesamt vier Meter langes Stueck dieser Wasserleitung, die die Roemer in begehbaren Tunneln zwischen im Abstand von zehn Meter ausgehobenen Schaechten verlegt haben, zeigt die technisch Reife der Konstruktion. Einzelne, jeweils circa ein Meter lange Rohrstuecke wurden ineinander geschoben und ermoeglichten so eine anpassungsfaehige Wasserfuehrung. Wie das Fundament, sind auch sie sehr gut erhalten. Ausserdem sind zahlreiche Grabbeilagen, wie Schmuckstuecke und Gefaesse, vorwiegend aus fraenkischer Zeit zu sehen. Mit einem Pendelbus koennen Interessierte Grabungen vor Ort anschauen. Letzte Fahrt ist um 16 Uhr.

Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Titz, Ehrenstr. 14-16, Titz-Höllen

Weitere Infos unter Telefon 0221/8092594 sowie im Internet.


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