Eröffnung mit SEO
„The Cologne Paintings“ am Dürener Leopold-Hoesch-Museum
Von Redaktion [10.09.2008, 12.41 Uhr]
Das Leopold-Hoesch-Museum präsentiert in seinem benachbarten Ausweichquartier, dem Papiermuseum Düren, die jüngsten Arbeiten der koreanischen Künstlerin Seo und verleiht ihr den Kunstpreis Meilenstein. Der von der Sammlung Dahlmann aus Hamburg gestiftete Kunstpreis ‚Meilenstein’ ist mit einer Ausstellung im Leopold-Hoesch-Museum verbunden und mit 3000 Euro dotiert. Er wird alle zwei Jahre an zeitgenössische Künstler verliehen, die sich durch ihre vielversprechende künstlerische Entwicklung ausgezeichnet haben und einen ersten Meilenstein verdient haben.
Die 1977 geborene Künstlerin begann ihre ausserordentlich erfolgreiche wie internationale Karriere bereits in ihrer Heimat. Nachdem sie 2001 als beste Studentin ihres Landes ausgezeichnet wurde, beschloss sie, ihr Studium der Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin fortzusetzen. Mit dem ihr eigenen, unbedingten Willen gelang es ihr, binnen weniger Wochen in die Klasse von Georg Baselitz aufgenommen zu werden, die sie 2004 als Meisterschülerin verliess. Innerhalb kürzester Zeit entdeckten internationale Museen (u.a. das MoMA) und Sammlungen das Potential ihrer Werke. Aufgrund deutlicher Bezüge zu romantischen Künstlern wie Caspar David Friedrich und Expressionisten wie Emil Nolde, deren Werken sich Seo bereits in Korea intensiv widmete, wird sie in der Regel als Neo-Romantikerin bezeichnet. Dank der ihr Werk kennzeichnenden Fusion europäischer und fernöstlicher Kunsttradition wurde sie zur ‚Künstlerin im diplomatischen Dienst’ stilisiert.
Doch fernab von den Motiven, ist es vor allem ihre ausgefeilte Technik, die Seos Malerei eine unverkennbare Eigenart und Intensität verleiht. Seo ‚baut ihre Bilder’ aus tausenden Papierstreifen, die Umrisszeichnungen entsprechend auf grundierter Leinwand aufgeklebt werden. Es folgt eine Schicht Acrylfarbe, dann wieder Papier und so weiter. Das verwendete, handgeschöpfte Hanji-Papier stammt aus ihrer Heimat und ist ein traditionelles, sehr reissfestes Material. Mindestens fünf Schichten des semitransparenten Papiers bilden die zweite, reliefartige Haut der Leinwand, bevor Seo die Bilder mit einer letzten Acrylschicht abschlie?t. Der ungewöhnlich handwerkliche Malprozess braucht viel Zeit. Zeit, die – wie Seo betont – auch sie selbst für die Vollendung der gewünschten ‚inneren Bedeutung’ ihrer Arbeiten braucht. Die Bilder entwickeln sich erst im Laufe des sich wiederholenden Prozesses von Aufbau und Zerstörung vollkommen.
Vor diesem Hintergrund erscheint der Malprozess wie eine meditative Handlung und macht zugleich den hybriden Status der Werke deutlich. Einerseits scheint es sich dem ersten Eindruck entsprechend um klassische, dekorativ anmutende Malerei zu handeln. Andererseits weist bereits die Collage-Technik auf eine konzeptionelle, in der Moderne verortete Vorentscheidung der Künstlerin hin. Das in der Regel für Dekorationszwecke verwendete Papier wird zum elementaren Bestandteil des Kunstwerks: Eine Vereinigung von ‚Volks- und Hochkultur’, die bereits in Seos erster Einzelausstellung ‚Meine deutschen Träume’ sichtbar wurde.
Über diese an Duchamp erinnernde Umwertung des Massenproduktes hinaus verbindet sie die Technik mit dem Konzept der Landschaft als Fiktion. Bild und Landschaft sind konstruiert und gewinnen dank der feinteiligen, taktilen Oberfläche und expressiven Farbgebung einen unwirklichen, impressionistischen Charakter. Hinter dem schönen Schein verbirgt sich eine ironische wie philosophische Geste. Seos Landschaften sind Collagen im doppelten Sinne. Zum einen aufgrund ihrer Technik und zum anderen motivisch in dem Sinne, dass es sich um einen Mix aus verschiedenen Versatzstücken aus Landschaften handelt. Die Schönheit der Bilder entsteht – ähnlich dem Malprozess – durch das Zerstören und Zusammenfügen von Landschaftsmotiven, Berge aus Korea, Wälder aus China, Gewässer aus Frankreich. "Ich füge eine neue Welt zusammen, weil die eigentliche Welt durch systematische Prozesse zerstört wird", so Seo im Gespräch.
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