Bundesweit unter den besten Drei

Leseförderung der Kaufmännischen Schulen ist vorbildlich
Von Redaktion [17.04.2008, 17.45 Uhr]

Ein Expertenteam um Prof. Dr. Christine Garbe (3.v.l.) nahm das Leseförderungskonzept des Berufskollegs der Kaufmännischen Schulen des Kreises Düren unter die Lupe und attestierte vorbildliches Arbeiten von Dr. Karl Wolff (hinten, r.) und Team

Ein Expertenteam um Prof. Dr. Christine Garbe (3.v.l.) nahm das Leseförderungskonzept des Berufskollegs der Kaufmännischen Schulen des Kreises Düren unter die Lupe und attestierte vorbildliches Arbeiten von Dr. Karl Wolff (hinten, r.) und Team

Schock deine Eltern, lies ein Buch! Viele Kinder verschonen ihre Eltern davor – aber nicht, weil sie besonders freundlich wären. Sie lesen keine Bücher, weil sie es kaum können, weil sie keine lesen. So gelingt es heute immer weniger Teenagern, einem Text trotz erfüllter Schulpflicht zentrale Aussagen zu entnehmen und Nutzen daraus zu ziehen.

„Das ist ein riesiges gesellschaftliches Problem. In unserer Wissensgesellschaft findet man anders als früher kaum mehr einen Arbeitsplatz, wenn man nicht richtig lesen kann. Wer das in der Schule nicht lernt, hat auf Dauer ein echtes Problem“, weiß Prof. Dr. Christiane Garbe. Die Literaturwissenschaftlerin der Uni Lüneburg leitet ein auf zwei Jahre angelegtes EU-Projekt, das gegensteuern soll.

In elf Ländern sind internationale Expertenteams derzeit auf der Suche nach Musterbeispielen praktischer Leseförderung. Deutschlandweit hatten sich 50 Schulen an einem best-practice-Wettbewerb beteiligt, drei wurden ausgewählt - darunter das Berufskolleg Kaufmännische Schulen des Kreises Düren. Eines der EU-Teams war jetzt in Düren zu Gast, um das ausgezeichnete Konzept in der Praxis zu erleben.

Werbung

Seit dem Jahr 2003 bieten die „Kaufmänner“ gezielte Leseförderung an. 300 bis 400 Berufsschüler, die bereits einen Ausbildungsplatz haben, und 250 bis 300 junge Leute, die in Vollzeitunterricht die Fachhochschulreife anstreben, mühen sich derzeit, „basale Lesekompetenzen“ zu erwerben. So trainieren alle Neulinge an der Berufsfachschule in den ersten sechs Wochen im Deutschunterricht nur Lesen. Nach einer Klausur steht ihre Diagnose fest, individuelle Förderung folgt dann nach Bedarf. Dass auch das Jülicher Berufskolleg und das für Technik in Düren sowie die Handwerkskammer Aachen und die Uni Köln eingebunden sind, gefiel den Experten sehr gut.

„Tolle Vernetzung, auch mit Sponsoren“, lobte Prof. Garbe die Arbeit an den drei Schulen des Kreises Düren, der den drei Kollegs in diesem Jahr je 5000 Euro für die Leseförderung zur Verfügung stellt. Was den Experten an den Kaufmännischen Schulen besonders gefiel, waren die differenzierten Eingangstests mit schülergerechten Texten und Aufgaben. Dass das Projekt - von einem hoch motivierten sechsköpfigen Projektteam initiiert - vom ganzen Lehrerkollegium getragen wird, musste Schulleiter Dr. Karl Wolff nicht eigens betonen.

Nicht um das „Warum?“ geht es in dem EU-Projekt, sondern um „Was-tun?“. Die Kaufmänner haben ihren Antworten jetzt eine weitere hinzugefügt: Mit Unterstützung der Volksbank Düren wurde jetzt eine kleine Schulbibliothek mit ausgewählten Büchern eröffnet – Motto: „Gelegenheit macht Leser“. Romane, Gedichte und Sachbücher konkurrieren nun im Computerraum mit dem Leitmedium der jungen Leute. „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“: Im Kreis Düren wurde das Problem erkannt, die Lösungsansätze sollen nun Schule machen – und zwar europaweit.


Dies ist mir was wert:    |   Artikel veschicken >>  |  Leserbrief zu diesem Artikel >>

NewsletterSchlagzeilen per RSS

© Copyright