„Boris Becker and Friends“
Balllaune mit Comedy im Dürener „Gaudimax“
Von Josef Kreutzer [16.10.2007, 13.30 Uhr]
![]() 5000 Gäste sahen an zwei Tagen das Daviscup-Revival in der Arena Kreis Düren. |
Kunst kommt bekanntlich von Können, und Könner sind sie allesamt. So war es für „Boris Becker and Friends“ ein Leichtes, den Zuschauern in der Arena Kreis Düren - an zwei Ta-gen insgesamt rund 5000 – neben Tennis auf Spitzenniveau auch so manches Kabi-nettstückchen zu kredenzen: Den Ball im Lauf von der Grundlinie durch die eigenen Beine rückwärts übers Netz schlagen – kein Problem für den dreifachen Wimbledon-Sieger und seine Freunde Charly Steeb, Eric Jelen, Henri Leconte und Cedric Pioline. Oder gemeine Stoppbälle zu platzieren, die unmittelbar hinter der Netzkante mehrfacher Erdanziehungs-kraft zu unterliegen scheinen – nichts leichter als das. Aufschläge, die dicht vor dem Aus Schmauchspuren auf dem Belag hinterlassen müssten – gerne. Ballbehandlung und –beherrschung in Vollendung, Tennis vom Feinsten eben.
Doch damit nicht genug: Angesteckt von Comedian Henri Leconte verwandelten Boris & Co. die Arena bei ihrem Daviscup-Revival zum Gaudimax. Zum Ort des höchsten Vergnü-gens, an dem sich die Zuschauer vor Lachen auf die Schenkel schlagen. Der Leconte wird doch nicht ... Und ob er wird! Lieblingsopfer des Franzosen war Schiedsrichter Hans-Dieter Werner. Er stibitzt ihm einen Schuh und pfeffert ihn ins Publikum, nicht ohne vorhe-rige Geruchsprobe und einer entsprechenden Grimasse. Er bespritzt den Referee mit Wasser, so dass ein Regenschirm her muss. Er wackelt an seinem Thron, vertreibt ihn und sitzt am Ende selbst auf dem Ausguck: Vorteil Fronkreisch!
Mal wird Lecontes Schläger wird zur Gitarre mal zum Krückstock, mal zur Leihgabe. Das hat der Herr aus dem Publikum von seinem vorlauten Zwischenruf. Die Wahrheit liegt be-kanntlich auf’m Platz: Dort darf der Vorlaute zeigen, wie man’s besser macht. Kann er na-türlich nicht. Denn Henri Leconte ist genial, ist Spaßvogel und Spitzensportler zugleich. Zum Auftakt der Tennisgala des Kreises Düren bürstet der 44-jährige Franzose Charly Steeb ab – 6:4, 6:3.
![]() Siegerehrung mit Balljungen und -mädchen. |
Wie gut, dass Deutschland Boris Becker hat. Der Mann, der als 17-jähriger Leimener un-sterblich geworden ist, der bald 40 wird und nichts von seinem Können und seiner Faszi-nation eingebüßt hat, gleicht zum Ende des ersten Spieltages gegen Cedric Pioline aus. Trotz neuer Frisur – platinblond mit glattem Haar – „Bobele“ ist ganz der Alte: Verlieren ist nicht sein Ding, selbst wenn es sich nur um einen Schaukampf handelt. Gut – längst hat das Virus Henricus Lecontus um sich gegriffen. Und so gibt auch Boris Becker vorüberge-bend seinen Schläger ab. Balljunge Kevin Carl, 15, erweist sich als Glücksgriff. Den (kind-gerechten) Aufschlag des ansonsten knallharten Franzosen spielt der Aachener souverän übers Netz. Unglaublich: Boris Becker war gerade zwei Jährchen älter, als er 1985 in Wimbledon gewann. Für die Buchführung: Nach 6:7 und 6:3 bezwingt Boris Becker Pioline im Champions-Tiebreak. Ein Freund, ein guter Freund ...
Zum allseits erwarteten 2:2 vor dem Doppel kam’s dann doch nicht. Nach einer furiosen Schau mit vielen tollen Ballwechseln und manchem Solo von Henri Leconte hieß es am Ende 3:1 für Deutschland. Steeb hatte Pioline bezwungen (6:4, 7:5), Boris Becker seinen Freund Henri 6:2, 6:4 geschlagen. Das beste sollte jedoch noch kommen. Doppelt so viele Spieler, doppelt so viel Spaß. Boris Becker an der Seite von Eric Jelen und das französi-sche Duo zogen eine Tennisshow ab, die allein schon ihr Eintrittsgeld Wert gewesen wäre. Voller Spielfreude kosteten die ehemaligen Profis jeden Ballwechsel aus, die begeisterten Zuschauer mit ihnen – 6:6, also Verlängerung. Am Ende gewannen die Franzosen denk-bar knapp; Freundschaft ist schließlich keine Einbahnstraße.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Als Landrat Wolfgang Spelthahn, Initiator der Tennisga-la des Kreises Düren, den fünf Akteuren unter dem Beifall der Zuschauer für den tollen Mix aus Spitzensport und Unterhaltung dankte, da gab es natürlich die Frage nach dem Wie-dersehen. „Ich wüsste keinen Grund, warum wir nicht noch mal in die tolle Arena mit die-sem tollen Publikum kommen sollten“, sprach Boris im auch im Namen seiner „Friends“. Ein Mann, ein Wort. Im Februar 2006 hatte er es nach seiner Premiere in der Arena Kreis Düren schon einmal gegeben und gehalten, trotz Verletzung kurz vor dem ursprünglich geplanten Wiedersehen im Februar 2007.
Die von der Sparkasse, der DKB, der Rurtalbahn, den Stadtwerken Düren, accom und dem Mercedes-Autohaus Herten unterstützte Veranstaltung ist vorbei. Wer selbst nicht dabei war oder sich daran erinnern will, dem sei der 20. November ans Herz gelegt: Der TV-Sender Pro 7 strahlt an diesem Tag um 20.15 Uhr einen 45-minütigen Geburtstags-gruß an Boris Becker aus. Neben Archivaufnahmen werden auch aktuelle Bilder gezeigt – aufgenommen in der Arena Kreis Düren.
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