Teer-Gaswasser-Gemisch

Altlastensanierung kostet Kreis Düren bislang 600.000 Euro
Von Redaktion [27.05.2007, 14.19 Uhr]

Gerhard Busch (l.) und Kreis-Dezernent Hans-Martin Steins stellten die Sanierungsarbeiten vor, die zu Lasten des Steuerzahlers gehen, weil der Grundstückseigentümer nicht auffindbar ist.

Gerhard Busch (l.) und Kreis-Dezernent Hans-Martin Steins stellten die Sanierungsarbeiten vor, die zu Lasten des Steuerzahlers gehen, weil der Grundstückseigentümer nicht auffindbar ist.

Aus der Grube an der Paradiesstraße in Düren wird kein stattliches Gebäude mit Tiefgarage wachsen. Der Geruch, der an eine Tankstelle erinnert, weist vielmehr den Weg: Die Bagger haben den Boden auf einer Fläche von über 800 Quadratmetern bis zu sieben Meter tief ausgehoben, weil er mit umweltgefährdenden Stoffen belastet war. Das ehemalige Gaswerk der früheren Dürener Metallwerke AG hat diese Altlast verursacht. Bis in die 1950er Jahre hinein war das Gaswerk der Firma in Betrieb.

Bei der Entgasung von Braunkohle war seinerzeit ein Gemisch aus Teer und Gaswasser ausgeschieden worden und ins Erdreich gelangt. Dieser belastete Boden – 7500 Tonnen – wurde jetzt abgebaggert und in 300 Lkw-Fahrten auf den Deponien Horm und Vereinigte Ville ordnungsgemäß entsorgt, weil von ihm eine Gefahr für das Grundwasser ausging. Das hatte ein Gutachten der Unteren Bodenschutzbehörde aus dem Jahr 2004 ergeben. Kostenpunkt der Sanierung bisher: 600.000 Euro.

Für diese Summe muss der Steuerzahler aufkommen, wie Kreis-Dezernent Hans-Martin Steins bei einem Pressetermin am Rande der Grube erläuterte. "Der Eigentümer des Grundstücks ist leider nicht greifbar", bedauerte er und skizzierte die Hintergründe: Nach dem Aus der industriellen Produktion an diesem Standort Mitte der 1990er Jahre hatte eine Grundstücksverwertungsgesellschaft das fünf Hektar große Betriebsgelände gekauft, parzelliert und weiterveräußert.

Nur das Grundstück, auf dem einst das Gaswerk stand, konnte nicht an den Mann ge-bracht werden, obwohl ein Gutachter bescheinigt hatte, dass von den vermuteten Altlasten keine Gefahr für das Grundwasser ausgehe. Die Grundstücksverwertungsgesellschaft verabschiedete sich 1997 aus Düren in Richtung Berlin, wo sie jedoch nie angemeldet wurde. So ist die Grundstückseigentümerin verschollen und kann für die Sanierungskosten nicht herangezogen werden.

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Mit einer Landesförderung von 80 Prozent hat der Kreis Düren diese Arbeit in Angriff genommen. Seit Anfang des Jahres ist die Firma Bilfinger Berger unter strengen Arbeitsschutzmaßnahmen vor Ort aktiv. Bis Ende Juni soll das Loch mit Kies und Sand verfüllt sein.

Doch es gibt noch eine weitere Herausforderung: Wegen der Versorgungsleitungen in der Paradiesstraße wurde dieser in Mitleidenschaft gezogene angrenzende Bereich nicht abgebaggert. Die Schadstoffe sollen hier mit einem neuartigen Verfahren aus dem Boden gespült werden, wie Gerhard Busch erläuterte, Geschäftsführer des überwachenden Inge-nieurbüros Dr. Neumann & Busch Consulting aus Aachen.

Dazu werden Lanzen ins Erdreich gebohrt, so dass ein Spülkreislauf entsteht. Der ermög-licht eine Bodenwäsche mit einem speziellen Spülmittel. Geschätzte Kosten: 150.000 bis 200.000 Euro – ebenfalls zu Lasten der Allgemeinheit. "Düren ist kein Einzelfall. Sanierungsfälle wie diesen gibt es viele. Gut, wenn sie in Angriff genommen werden", berichtete Gerhard Busch von mangelndem Umweltbewusstsein in früheren Zeiten.

Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, hat sich – oberflächlich betrachtet – nicht viel ver-ändert auf dem Grundstück an der Paradiesstraße. Auch die Eigentumsverhältnisse ändern sich nicht.


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