Erprobungsphase bis 2010
Neun Optionskommunen mit Düren im Austausch
Von Redaktion [06.05.2007, 14.42 Uhr]
Als es um die Umsetzung der Hartz IV-Refom ging, die als größte Sozialreform in der Geschichte der Bundesrepublik gilt, eröffnete der Gesetzgeber bundesweit 69 Kreisen und Städten einen Spielraum: Diese so genannten Optionskommunen sollten die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe sowie die Vermittlung von Arbeitslosengeld II-Empfängern in den Arbeitsmarkt in eigener Verantwortung organisieren, sollten "experi-mentieren" können. Der große Rest bildete Arbeitsgemeinschaften (ARGEN) mit der A-gentur für Arbeit, deren Zentrale in Nürnberg sitzt. Die große Frage lautet seitdem: Wer arbeitet besser im Sinne der Hilfebedürftigen – die ARGEN oder die Optionskommunen, die die Herausforderungen mit eigenem Elan und eigenen Ideen angehen? 2010 soll diese bundesweit gestellte Frage beantwortet werden.
Nachdem die Optionskommunen, die sich um ihren Status mit einem Konzept hatten be-werben müssen, ihre Aufbauarbeit weitgehend bewältigt hatten, guckten sie über den Tellerrand. Gemeinsam mit dem Deutschen Landkreistag (DLT) und unterstützt von der Bertelsmann-Stiftung identifizieren sie seit 2006 beste Lösungen (neudeutsch: best practice), um dazuzulernen und (noch) besser zu werden. Zu berücksichtigen sind dabei stets die Rahmenbedingungen vor Ort.
Um Einmaliges dennoch vergleichen zu können, wurden Kennzahlen erarbeitet und Ver-gleichsringe gebildet, Teilmengen. So tauscht sich die job-com, das Fachamt der Kreis-verwaltung Düren, intensiv mit den Vertretern von neun anderen Optionskommunen aus. Gemeinsamer Nenner: Alle sind überwiegend ländlich strukturiert. Gemeinsame Gesprä-che finden nun vierteljährlich statt.
"Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, eine Rangliste zu erstellen mit den Guten ganz oben", weist Amtsleiterin Martina Forkel die Vorstellung eines Rankings zurück. Es gehe vielmehr – ebenfalls neudeutsch – um Benchmarking, also das Erreichen eines bestimmten Niveaus. "Wir haben eine Reihe von Kennzahlen erarbeitet und gucken jetzt gemein-sam, warum wir unterschiedliche Werte erreichen", beschreibt Sachgebietsleiter Uli Salentin den sehr diffizilen Optimierungsprozess. Ein Beispiel: Was bedeutet es, wenn eine Optionskommune viele Sanktionen verhängt, um Verstöße ihrer Kunden gegen Eingliederungsvereinbarungen zu ahnden? Sind deren Mitarbeiter besonders konsequent oder ha-ben sie ihre Kunden zuvor nicht richtig angesprochen?
Die job-com hat Fallmanagement und Personalvermittlung organisatorisch getrennt. Die Mitarbeiter, die Arbeitslosengeld II-Empfänger fit für den Arbeitsmarkt machen, sind andere, als die, die sie anschließend in Stellen vermitteln. "Im Zuge des Benchmarking-Prozesses hat sich bestätigt, dass diese Spezialisierung für die Hilfebedürftigen wie für die Arbeitgeber sinnvoll ist. Einige anders organisierte Optionskommunen haben sich jetzt unserem Modell angeschlossen", berichtet Uli Salentin. Auch die job-com hat von dem Austausch profitiert: Viele kleine Optimierungen bewirken in der alltäglichen Arbeit eine spürbare Verbesserung. Davon profitieren Arbeitslose und Arbeitgeber gleichermaßen.
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