Erwartungen übertroffen

Indener Steinzeit-Camp in Bonn ausgestellt
Von Redaktion [08.02.2007, 10.25 Uhr]

In Inden-Altdorf gelang Archäologen im August 2006 eine Aufsehen erregende Entdeckung: Zum ersten Mal standen sie in vor den Resten eines altsteinzeitlichen Camps - mit wohl 120.000 Jahren dem ältesten im Rheinland und darüber hinaus. "Deutschlandweit und darüber hinaus eine archäologische Sensation", so Prof. Dr. Jürgen Kunow, Leiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege und Dr. Jürgen Thissen, Archäologe der Grabung in Inden-Altdorf. Jetzt wurde der Fund bei der Tagung "Archäologie im Rheinland 2006" als Fund des Monats vorgestellt, wo er im Rheinischen LandesMuseum Bonn bis Ende Februar ausgestellt wird.

Übertroffen wurde mit diesem Fund das von der Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier finanzierte Projekt "Prospektion Paläolithikum im Inde-Tal" alle Erwartungen - wenngleich die Funde von Faustkeilen und das Bodenprofil in dem vom Braunkohlenabbau betroffenen Gebiet auf einen altsteinzeitlichen Fundplatz hingewiesen hatten.

Nach ersten Artefaktfunden in der Abbauwand gelang es im Löss des westlichen Inde-Tals – unter 30.000 Tonnen Deckschicht –, den Boden der Eemwarmzeit (126.000 bis 115.000 Jahren vor heute) auf 3000 Quadratmetern freizulegen. Hier traten in bis zu sechs Metern Tiefe Brandstellen und gut erhaltene, wahrscheinlich 120.000 Jahre alte Steingeräte aus dieser Warmzeit zutage: ein Messer mit Rücken und Schneidenschlag, Abschläge, Klingen, gezähnte Stücke und präparierte Kerne. Aus dem Weichsellöss stammt ein blau-weiß patinierter Faustkeil.

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Im vergangenen Sommer kam dann der Grundriss einer Behausung zutage. Er zeichnete sich als rundlicher Wandgraben im roten Boden ab, der mit hellem Sediment ausgefüllt war. Noch im gleichen Monat, unmittelbar vor der Abbaggerung des gesamten Fundplatzes, fanden sich dicht beim ersten Befund zwei weitere Behausungsgrundrisse und dazwischen zwei Feuerstellen mit schwachen Feuerspuren in Form von Holzkohlen und wenig verziegeltem Lehm. Zudem wies das Areal weitere Gruben und mit Geröllen, über 600 Steingeräten und ihren Herstellungsabfällen die bisher größte Funddichte auf.

Die drei Grundrisse verweisen auf leichte Sommerbehausungen. Errichtet waren sie aus einem hölzernen Gerüst (Karkasse), vielleicht aus Weidenruten, das man in die Wandgräben einrammte. Mit Fellen bedeckt, die am Boden befestigt waren, besaß man eine Hütte, die vor Wind und Wetter schützte. Zweifellos machten in dem bislang ältesten Camp des Rheinlandes eine oder mehrere umherziehende Gruppen von Jägern und Sammlern Halt, die der Feuersteinreichtum im Schotter der Maas-Hauptterrasse veranlasste, diesen Raum und diesen geschützten Platz regelmäßig aufzusuchen.


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