Vogelschau mit 1700 Farben-, Mischlings- und Positurkanarien

Gereonsweiler suchte den "Superstar"
Von Britta Sylvester [28.12.2006, 11.17 Uhr]

Solchermaßen übereinander gestapelt singen die Popstars unter den Kanarienvögel um Ruhm und Ehre.

Solchermaßen übereinander gestapelt singen die Popstars unter den Kanarienvögel um Ruhm und Ehre.

Ohrenbetäubendes Gezwitscher und nicht minder lauter Gesang begrüßte den neugierigen Vogelfreund ein Wochenende lang in der Bürgerhalle Gereonsweiler. Auf der NRW-weit größten Schau dieser Art präsentierten sich rund 1700 Kanarien- und ein paar andere farbenprächtige Vögel einer Reihe eingeweihter Bewunderer. Alljährlich lädt der westdeutsche Farben-, Mischlings- und Positurkanarien-Züchterverband seine Mitglieder zur Präsentation ihrer besten Jungvögel ein.

Neben den in beeindruckender Farbpalette schillernden Farbkanarien und den durch erstaunlichste Frisuren bestechenden Positurkanarien hatten die recht neu in den Vogelreigen aufgenommenen Gesangskanarien dort ihren großen Auftritt. Je zu viert durften die Vogelmännchen Stimmvolumen und gesangliches Können – nein leider nicht den Weibchen, für die der mühsam einstudierte Gesang doch eigentlich gedacht ist – aber doch den geschulten Ohren von Preisrichter Toon van Gestel vorführen. Auf ihren großen Auftritt warten die gefiederten Sangeskünstler in abgedunkelten, herbstlich kühlen Räumen. Von dort geht die Reise in einer dunklen Holzkiste so zu sagen ins Ungewisse. Doch am Ende ihres Ausfluges, getragen von hingebungsvoll vorsichtigen Besitzern, werden die kleinen Sänger belohnt. Fachmann van Gestel wartet in einem schalldichten, angenehm warmen und sonnig hellem Raum auf seine Kandidaten. „Die Vögel sollen denken, dass auf einmal der Frühling begonnen hat, “ erläutert Pressesprecher und Züchterkollege Thomas Müller.

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Bei so viel Überzeugungsarbeit seitens der menschlichen Partner lässt sich kein Kanarienmann, noch dazu im besten Alter, lange lumpen. Zwanzig Minuten Zeit haben die vier Konkurrenten, in denen sie ihr Bestes geben. Hakt die Melodie zwischendurch mal ein wenig, helfen ein paar Flötentöne des Eindhovener Preisrichters aus der Klemme. Verschiedene Sangesvarianten hat so ein Kanarienjüngling in seinem Repertoire. Erlernt übrigens mithilfe der so genannten Altvögel. „Das ist wie im wahren Leben, die jungen imitieren die Alten und geben dann damit an,“ meint ein etwas älterer Züchter verständnisvoll. Nach dem zwanzigminütigen Auftritt werden auch noch Farbenpracht und Federkleid bewertet, bevor sich die gefiederten Promis ausruhen dürfen. Nach dieser Schau steht nur noch die deutsche Meisterschaft an, danach ist die Karriere auch schon wieder vorbei.

Ein einziges Mal in ihrem Leben, das übrigens runde zehn Jahre währt, treten die bunten Sänger vor so großem Publikum auf. „Jedes Jahr werden nur die Jungvögel eines Jahrgangs präsentiert,“ klärt der Fachmann die erstaunten Laien auf. Bleibt dem gesanglich wohl ausgebildeten Kanarienmann also nur noch, die Frauen im heimischen Schwarm trällernd, klingelnd oder sonstwie gesanglich zu beeindrucken. Und das ist auch bitter nötig, denn die Kanariendamen können bis zu drei Mal im Jahr vier bis fünf Eier ins Nest legen. In allen anderen Kategorien dürfen die weiblichen Vögel übrigens gleichberechtigt mit ihren männlichen Artgenossen, wie die größeren Verwandten Hähne genannt, antreten.


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