Autor Haindorff referierte auf Dürener Fachtagung

Düren: Die ganz eigene Schönheit von Jungs erkennen
Von Redaktion [08.12.2006, 11.27 Uhr]

Der Sozialwissenschaftler und Buchautor Götz Haindorff nahm bei einer Fachtagung des Jugendamtes im Kreishaus "Jungen in den Blick".

Der Sozialwissenschaftler und Buchautor Götz Haindorff nahm bei einer Fachtagung des Jugendamtes im Kreishaus "Jungen in den Blick".

Götz Haindorff, Buchautor und Gründer einer Akademie für professionelle Arbeit mit Jun-gen und jungen Männern, lud zur Zeitreise ein. "Wissen Sie, was Sie vor 20 Jahren in der Frauenzeitschrift Emma zu diesem Thema lesen konnten? Da stand: Damit es unsere Mädchen leichter haben, müssen wir es den Jungen schwerer machen." Für den Göttinger Sozialwissenschaftler, Autor des viel diskutierten Buches "Die Jungs von nebenan" ist das – salopp gesprochen – Blödsinn. "Der Versuch, Jungen zu verändern, ist komplett sinnlos, ja kontraproduktiv", sagte Haindorff, selbst Vater zweier Burschen, als er jetzt als Referent der Fachtagung "Jungen im Blick" im Kreishaus Düren zu Gast war. Auf Einladung des Kreisjugendamtes wollte er den rund 100 Erzieherinnen und Erziehern, Pädagoginnen und Pädagogen an diesem Tag "den Blick öffnen für die Herausforderungen, vor denen Jungs und junge Männer stehen".

Bei seiner Charakterisierung von Jungs berichtete Haindorff von immenser Energie, Ag-gressionen, Konkurrenzkampf, Selbstbehauptungswillen, der Lust an Gefahr und auf A-benteuer, von Neugier und dem Drang, Grenzen zu überschreiten und Verbote zu miss-achten. "Erkennen Sie die ganz eigene Schönheit von Jungs", forderte der knapp 50 Jahre alte Sozialwissenschaftler sein zumeist viel jüngeres Publikum auf, in Ungezügeltheit nicht automatisch Defizite zu sehen.

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"Das Beste, was Sie für Jungs tun können, ist, eine Umgebung zu schaffen, in der sich ihre genetische Intelligenz ungehindert entfalten kann", empfahl er und riet von "Stuhlkreisen" ab. "Das wollen sie nicht." Haindorff warnte davor, Jungs wie Tauben zu behandeln, sie zu konditionieren, denn schließlich habe die Natur ihnen eine produktive Rolle zugedacht: "Während Frauen danach trachten, eine vorgefundene Struktur systematisch zu verbessern, sind Jungen Kondensatoren für grundlegende Veränderungen."

Haindorff nutzte den Vormittag dazu, die geschlechterbezogene pädagogische Arbeit grundlegend von der Jungenseite zu beleuchten; am Nachmittag stand in Workshops die praktische Arbeit im Vordergrund. "Es sind oft die einfachen Dinge, die große Wirkung ha-ben", empfahl er Eltern und Erziehern, beim mitfühlenden Zuhörern auf Kleinigkeiten zu achten, "denn auch Jungs wollen verstanden, bestätigt und geliebt werden".


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