Minister Armin Laschet kam zur Aufführung

Düren: Autorin spielte Hauptrolle "Wegen der Ehre"
Von Redaktion [15.11.2006, 20.48 Uhr]

Im Theaterstück "Wegen der Ehre" bedroht Vater Zafer (Vedat Erincin) seine Tochter Yale (Sema Meray) mit der Waffe, weil die ihr eigenes Leben leben will.

Im Theaterstück "Wegen der Ehre" bedroht Vater Zafer (Vedat Erincin) seine Tochter Yale (Sema Meray) mit der Waffe, weil die ihr eigenes Leben leben will.

"Staying alive" – der Discohit der Bee Gees tönt aus der Stereoanlage, als Yale ihre neue Wohnung einräumt. Nach 16 Jahren Zwangsehe hat sich die Türkin endlich von ihrem Mann getrennt, will mit ihrer Tochter Yasemin ein ganz neues Leben beginnen, frei, unabhängig, selbstbestimmt. In ihrer Wohnung endet das Theaterstück "Wegen der Ehre" auch. Yale und ihr Vater Zafer kämpfen um die Pistole, mit der er sie bedroht. Ein Schuss löst sich, schlägt in die Zimmerdecke ein, niemand wird verletzt. Staying alive, leben, überleben: Yale muss hart darum kämpfen. Denn als Frau allein zu leben ohne Mann oder Eltern, dass passt nicht in das Weltbild ihres Vaters und ihres Bruders Murat, lässt sich mit ihrer "Ehre" nicht vereinbaren. Und die ist ihnen heilig. "Du kannst dein Leben leben", hatte Vater Zafer eingeräumt, "bei mir."

Im Rahmen der Kampagne "Ihre Freiheit – seine Ehre" besuchte Frauen- und Integrationsminister Armin Laschet jetzt das Berufskolleg Kaufmännische Schulen in Düren, in dem das Freie Werkstatt Theater Köln das Stück "Wegen der Ehre" aufführte. Rund 240 Jugendliche, darunter viele mit Migrationshintergrund, folgten der Aufführung gebannt, zu der der Runde Tisch gegen Gewalt an Frauen des Kreises Düren im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe "Gegen Heiratszwang" eingeladen hatte.

Sema Meray, selbst türkischer Herkunft, hat das Stück geschrieben und spielt die Hauptrolle. "Ich habe meinen Preis bezahlt und will nicht länger mit der Lüge leben, die euch alle zufrieden stellt", sagte sie in der Rolle der Mittdreißigerin Yale.

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"Ich bin beeindruckt, wie eindringlich und sensibel das schwierige Thema Ehrverbrechen und Zwangsheirat vermittelt wird", zollte der Minister dem Kölner Ensemble nach der Auf-führung ein dickes Lob. Auch in Deutschland erleiden Mädchen und junge Frauen immer wieder "Gewalt im Namen der Ehre". Armin Laschet: "Ihnen wird eine bestimmte Lebensführung aufgezwungen. Einige werden sogar von den eigenen Brüdern oder Vätern getötet, wenn sie sich dem strengen Ehrenkodex widersetzen. Hiervor dürfen wir nicht länger die Augen verschließen." Aufklärung tut Not. Die Doppelbödigkeit der Wagenburg-Moral offenbart Bruder Murat: Er schlägt seine Schwester, hat zugleich aber eine deutsche Freundin – heimlich.

In der abschließenden Diskussion der Schauspieler mit dem jungen Publikum schimmerte die Familienehre als höchstes Gut durch. "Schwester ist Blut", sagte ein junger Mann. Sema Meray warnte davor, die Männer zu verurteilen, "denn sie stehen unter einem enormen Druck". Im Stück schildert Vater Zafer ("Alle sagen immer Ali zu mir") die unbedingte Notwendigkeit, als Familie in der Fremde zusammenzuhalten. So wird deutlich, dass auch die starken Männer Opfer sind. Deshalb betonte Minister Laschet, dass alle daran mitwirken müssen, eine lebenswerte Gesellschaft auf der Basis des Grundgesetzes zu verwirklichen. Und dazu, so Sema Meray, "muss jeder die deutsche Sprache beherrschen."

"Dieses Theaterstück erhellt mehr als der längste Vortrag", war auch Landrat Wolfgang Spelthahn von der Aufführung begeistert. Deshalb wird nun nach einem Termin gesucht, an dem das Ensemble noch einmal im Kreis Düren auftritt, dann im Nordkreis. Für man-chen wird sich das auch aus einem anderen Grund lohnen. Mit Lilli Hollunder (Yasemin) und Sam Eisenstein (Murat) wirken zwei bekannte Gesichter aus einer Vorabendserie mit. Wie im Theaterstück geht es auch dort um "Verbotene Liebe".


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