Toller "Fang" bei den Festspielen

Georg Uecker entdeckte Intrigen auf der Burg Nideggen
Von Dorothée Schenk [12.09.2006, 21.44 Uhr]

Traumhafte Kulisse mit einem mörderischen Programm in der Burg Nideggen.

Traumhafte Kulisse mit einem mörderischen Programm in der Burg Nideggen.

Rot der Anzug, strahlend die Miene, tänzerisch die Bewegung – Georg Uecker ist nicht nur ein „Fall für zwei“. Sein kabarettistisches Krimispiel „Fang den Mörder“ machte den rund 300 Gästen auf der Nideggener Burg-„Bühne unter Sternen“ diebischen Spaß. Gut vorbereitet zeigte sich der Kölner. Bei frostigen zehn Grad Außentemperatur und pfeifendem Wind – „In Woodstock war es auch kalt, hat geregnet und es ist zur Legende geworden.“ - suhlte er sich zum Warmwerden erst mal genüsslich im politischen Sumpf: „In Nideggen zeigte die CDU ihr hedonistisches Gesicht – Geliebte, Zockereien. Ich muss sagen, das macht mir die Partei fast sympathisch.“ So erhielt Bürgermeister Willi Hönscheid auch prompt eine – zumindest verbale – Nebenrolle im eigens für den Ort geschriebenen Stück.

Im politisch-hedonistischen blieb die Uraufführung der Geschichte „Der weiße Hirsch“ nämlich – spielte sie doch zur Blütezeit der Burg um 1350, als Wilhelm von Jülich Herr in Nideggen war und aus Geldnot seine Tochter an den tumben Sohn der wohlhabenden Sieghilde von Sengen „verschacherte“. Tatsächlich kam es auf dieses und das folgende Kapitalverbrechen, das im Rennfahrer-Milieu spielte, nicht wirklich an. Die Freveltaten sind in Geschichten verpackt, die für eine seriöse „Ermittlung“ oder ein „Mitraten“ nicht detailverliebt genug sind. Georg Uecker bräuchte einen guten Anwalt, wollte er seine Täter mit solchen Indizienbeweisketten vor den Kadi ziehen.

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Mit viel Charme und Witz eroberte Georg Uecker die Burg und sein Publikum.

Mit viel Charme und Witz eroberte Georg Uecker die Burg und sein Publikum.

Der Spaß am Spiel ist das, was zählt. Georg Uecker gelingt es, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Als Lesung mit verteilten Rollen stellten Klaus Prangenberg, Katharina Dalichau, Hajo Förster, Isabel Varell, Stefan Aretz und Jonas Schweitzer-Faust in wärmende Decken gewickelt und unterstützt von Andreas Kämmerling an den Tasten und Geräuschemacher Dieter Hebben die „Mord-Fälle“ vor. In den anschließenden Pausen tauschten sich die 300 Komissare und Ermittlerinnen mit Bier und Würstchen in der Hand wie Schimi und Tanner einst in Duisburg über den Tathergang und ihre Verdächtigungen aus. Schließlich winkte die „Goldene Tappert“ für die Überführung. Dem „Mörder ihrer Wahl“ geben sie per Wahlzettel ihre Stimme. Klar stellt Chef-Ermittler Uecker, dass der Täter entgegen anderslautenden Gerüchten, immer schon vorher fest stehe: „Das ist wie bei Parlamentswahlen in Weißrussland: Wählen Sie, wir haben das Ergebnis schon.“

Nun wäre es für den Conférencier zu einfach, in den Topf mit dem Täter zu greifen und die Trophäe dem Losglücklichen zu überreichen – der Weg ist das Ziel. Die Beweisführung wird zur Kabarett-Lust par exellence. Georg Ueckers Co-Moderatoren sind stets Gäste aus dem Publikum. Dabei zwingt er niemanden auf die Bühne. „Krampfen sie sich einfach ein – ich kann Körpersprache lesen“, versprach er und hielt es auch. Gut gelaunt und spritzig plaudernd entlockte der seinen Gästen neben den „Ermittlungsergebnissen“ auch ganz Privates ohne jemals peinlich zu werden. Ob die Liebesgeschichte von Melanie und Thorsten aus Jülich, der sich eine Produktberatung mit der Teleshopping-Mitarbeiterin anschloss, eine Mini-Diskussion um die Gesundheitsreform mit Zahnarzt Ingo, einen kurzen Ausflug in die Musikgeschichte mit der 12jährigen Michala oder lokalpolitisches Geplänkel mit Rudi aus Nideggen – gekonnt und kurzweilig eroberte Georg Uecker die Burg und seine Gäste. Das war spannend und zeigte, dass die Kulturinitiative des Kreises Düren als Festspiel-Organisatoren auf der Burg Nideggen den richtigen Fang gemacht hatten.

Machen Sie sich ein Bild von der Mörderjagd mit Georg Uecker


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