Pallasmauer wird restauriert

Baustelle Burg Nideggen
Von Redaktion [20.08.2006, 13.58 Uhr]

Baustelle Burg Nideggen: An der Pallasmauer wird gearbeitet.

Baustelle Burg Nideggen: An der Pallasmauer wird gearbeitet.

Burg Nideggen ist eine Baustelle. Seit einigen Wochen ist die mächtige Südwand des Pal-las von beiden Seiten eingerüstet. Hinter den Schutzvorhängen arbeiten die Steinmetze der Overather Firma Kohl fast im Verborgenen. Sanierung des rötlichen Mauerwerks lautet ihr Auftrag. Was das bedeutet, beschreibt Octavia Zanger, Wissenschaftliche Referentin beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, in einem einzigen Satz: "Hinterher muss alles so aussehen, als sei hier gar nicht gearbeitet worden." Wer nun schlussfolgert, dann könn-te man die Spezialisten ja gleich nach Hause schicken, liegt völlig daneben. Zwar ist der Zerfall das Wesen einer jeden Ruine, doch irgendwann muss Schluss sein, soll das Bau-werk vom Zahn der Zeit nicht völlig zermahlen werden.

"Wir wollen die Pallasruine in der heutigen Form für die Nachwelt erhalten", erläutert Peter Kaptain, Dezernent des Kreises Düren, dass selbst einer Ruine der Ruin droht, wenn man der Natur freien Lauf lässt. Doch der Kreis Düren, Eigentümer der mittelalterlichen Burg, investiert nicht allein aus "optischen Gründen" oder um die Überreste des einst größten Pallas nördlich der Alpen zu konservieren. Würde man sich heute nicht den Steinen und Fugen widmen, geriete die Statik der 60 Meter langen und bis zu 22 Meter hohen Außen-mauer sprichwörtlich aus den Fugen. "Es gibt eben auch eine Verkehrssicherungspflicht", nennt Hubert Wallrafen vom planenden Ingenieurbüro aus Waldfeucht-Haaren einen wei-teren Grund für die Bauarbeiten.

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Bau-Ingenieur Hubert Wallrafen (3.v.r.) erläutert Denkmalpflegerin Octavia Zanger und Kreis-Dezernent Peter Kaptain (v.l.) Details zum Schutz des mächtigen Mauerwerks.

Bau-Ingenieur Hubert Wallrafen (3.v.r.) erläutert Denkmalpflegerin Octavia Zanger und Kreis-Dezernent Peter Kaptain (v.l.) Details zum Schutz des mächtigen Mauerwerks.

So sorgfältig, ja liebevoll wie das Mauerwerk heute behandelt wird, ist es ihm nicht immer ergangen. Kriege – zuletzt der Zweite Weltkrieg - und das Erdbeben von 1755 haben dem ab 1347 erbauten Pallas zugesetzt. "Wir achten bei der Restaurierung strikt auf das seit langem bekannte Erscheinungsbild. Die neuen Mauerfugen und Steine dürfen sich im Aussehen nicht von der vorhandenen Substanz unterscheiden", bekräftigt Octavia Zanger ihre Vorher-Nachher-Maxime.

Das hat dazu geführt, dass sich der Materialfluss umgekehrt hat. Diente das zerstörte Bauwerk den Nideggenern einst als Steinbruch für eigene Bauten, so wurde der nirgends mehr abbaubare Nideggener Sandstein nun von Privatleuten aus der Umgebung ange-kauft. "Charakteristisch sind die großen Kieseleinschlüsse", weiß Hans-Georg Schmitz, Bauleiter der Firma Kohl vor Ort. Fünf Kubikmeter des roten Baumaterials liegen für seine Steinmetze bereit. "Grundsätzlich tauschen wir so wenig Steine wie möglich aus. Wir ent-scheiden jede Woche neu", berichtet die Denkmalpflegerin.

Zuletzt wurde die Südmauer 1964 restauriert. Handwerker hinterließen seinerzeit ihre Visi-tenkarte in einer Putzschicht auf der Mauerkrone. Ihr gilt nun besonderes Augenmerk, weil das Wasser von oben angreift. Putz, eine dünne Bleischicht und ein Rollrasen schließen die restaurierte Wand nach obenhin ab.

Die Mauersanierung ist ein umfangreiches Projekt. Auf 313 000 Euro ist es veranschlagt, darunter 82 000 Euro aus der Kreiskasse. Das Land NRW steuert 131 000, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 100 000 Euro bei. Zu den Festspielen 2006 wird der erste Bauab-schnitt an der Innenseite der Mauer abgeschlossen, das Gerüst abgebaut sein. Rechtzei-tig zu deren Neuauflage im September 2007 soll das Mauer-Werk vollendet sein. "Dann haben wir hier sicher ein gutes halbes Jahrhundert Ruhe", hofft Dezernent Peter Kaptain, dass dieser Teil der Burg Nideggen für den Kreis Düren dann lange Zeit keine Baustelle mehr sein wird.


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