Cool im Konflikt
Kreisweites Netzwerk gegen Gewalt an Schulen
Von Redaktion [05.06.2006, 09.37 Uhr]
![]() "Cool im Konflikt" (v.l.): Horst Lock, Angelika Schmitz, Gregor Dürbaum, Ingo Wünsch, Josef Lemoine, Norbert Hommes und Berthold Becker kämpfen gemeinsam gegen Gewalt an Schulen in Stadt und Kreis Düren. |
"Gewalt an Schulen ist ein weit verbreitetes Problem, dem wir uns stellen müssen und das wir nur gemeinsam lösen können. Wir in Stadt und Kreis Düren arbeiten schon seit September 2004 daran", sagte Josef Lemoine, Schulamtsdirektor beim Kreisschulamt Düren, als er jetzt mit seinen Netzwerkpartnern vor der Presse das Zusammenwirken von Schulen, Jugendämtern und Kreispolizeibehörde vorstellte. Ohne konkreten Anlass, wie er betonte, also sachlich und unaufgeregt. Lange bevor die Lehrer der Berliner Rütli-Hauptschule ihr vielbeachtetes SOS funkten, steuerten die Verantwortlichen im Kreis Düren schon gegen. Gewaltprävention und Opferschutz lauten ihre gemeinsamen Ziele. Mittlerweile haben sich 33 der 50 weiterführenden Schulen im Kreis Düren der Ordnungspartnerschaft "Cool im Konflikt" angeschlossen. Das sei kein Malus, sondern ein Qualitätsmerkmal, weil es erkennen lässt, dass diese Schulen ihre pädagogische Verantwortung annehmen, so Lemoine.
"Wir sind der Gewalt nicht hilflos ausgesetzt; sondern können gegensteuern", begründete Norbert Hommes, Leiter der Gesamtschule Anne Frank in Mariaweiler, das Engagement seiner Schule im Netzwerk zur Gewaltprävention. Seine Erfahrung: Wenn Schüler es nicht gelernt haben, ihre Konflikte vernünftig zu regeln, tragen sie sie mit in den Unterricht – mit den bekannten negativen Folgen für das Lernniveau. Deshalb steht streiten lernen auf dem Stundenplan. Und zwar ohne Fäuste. Dadurch sollen Konfliktfähigkeit, Zivilcourage und verantwortliches Handeln der jungen Menschen gestärkt werden.
Doch nicht alle sind gleich. Untersuchungen haben ergeben, dass nur eine kleine Minderheit der Jugendlichen ein stabiles Muster aggressiven Verhaltens zeigt (die "Fünf-Prozent-Problematik"). Für sie ist das sogenannte „Cool-Down-Training“ ein wichtiger Baustein. Jugendliche werden darin trainiert, ihre Konflikte mit Köpfchen zu lösen. In den Trainingsgruppen werden junge Menschen zusammengebracht, die dazu neigen, im Konfliktfall Gewalt anzuwenden, und solche, die besonders Gefahr laufen, selbst Opfer zu werden. Gemeinsam lernen sie ein halbes Jahr lang unter Anleitung eines Trainerteams, wie ein Konflikt "sozialverträglich" gelöst werden kann. Bislang haben an fünf Schulen 13 solcher Trainings stattgefunden, drei weitere beginnen im kommenden Schuljahr.
Um Gewalt wirkungsvoll einzudämmen, muss sie allgemein geächtet werden. „Null Toleranz für Gewalt“ heißt die Devise. Die Schüler müssen einsehen, dass es falsch verstandene Freundschaft ist, Gewalttäter zu decken. Gesamtschulrektor Hommes: "Und die Erwachsenen müssen einheitlich vorgehen. Keiner darf über Gewalt hinwegsehen, auch wenn das kurzfristig sicher einfacher ist." Deshalb bietet das Netzwerk zur Gewaltprävention in Stadt und Kreis Düren nach den Sommerferien einen weiteren Baustein an: Lehrer lernen zu deeskalieren. Zu dieser Fortbildung, die in Kleingruppen an mehreren Sams- und Nachmittagen stattfinden wird, haben sich 84 Lehrkräfte von sieben Schulen angemeldet.
Wer Gewalt zurückdrängen will, muss einen langen Atem haben. Dessen sind sich alle bewusst. "Das sind wir auch den Lehrern schuldig. Sie dürfen mit dem Problem nicht allein gelassen werden", betont Ingo Wünsch, Leiter des Abteilungsstabs der Kreispolizeibehörde Düren. Für ihn ist das Netzwerk vor allem ein Kommunikationsbündnis. Nach dem richtigen Ansprechpartner zur Lösung eines konkreten Problems muss in Stadt und Kreis Düren niemand mehr lange suchen, am Telefon verhungert hier niemand. "Das ist anderswo längst nicht selbstverständlich", weiß Horst Lock, Dezernent für Kriminalitätsangelegenheiten bei der Kreispolizeibehörde.
Die Wirkung von "Cool im Konflikt" lässt sich kaum messen. Doch die Lenkungsgruppe ist sich sicher, dass die kontinuierliche und konsequente Arbeit zum Erfolg führen wird. "Denn wir spielen nicht Schwarzer Peter, sondern stellen uns dem Problem gemeinsam", freuen sich Gregor Dürbaum und Berthold Becker, Repräsentanten der Jugendämter von Kreis und Stadt Düren.
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