Jecke Züge

Alaaf und Helau: Karneval in NRW
Von Redaktion [19.02.2006, 12.12 Uhr]

Et jeiht widder loss! Seit dem 11.11. laufen sich die Narren an Rhein und Ruhr schon warm - spätestens ab Weiberfastnacht am 23.Februar herrscht hier wieder der Ausnahmezustand. Wer sich in den närrischen Trubel werfen will, auf den warten in den Hochburgen und in zahlreichen kleineren Gemeinden in Nordrhein-Westfalen unzählige Veranstaltungen. Hier ein paar karnevalistische Kostproben: Vom Tuntenrennen über den kleinsten Karnevalszug der Welt bis zur Nubbelverbrennung.

Die legendäre Weiberfastnacht auf dem Alter Markt, die liebevoll gestalteten Schull- und Veddelszöch, die "Stunksitzung", der Prototyp des Alternativkarnevals, oder die Puppensitzung des Hänneschen Theaters - das närrische Programm in der Karnevalshochburg Köln ist riesig: Um da nicht den Überblick zu verlieren, hat KölnTourismus dieses Jahr drei Broschüren herausgebracht: einen Karnevalsflyer über die Highlights, einen Terminkalender sämtlicher Kölner Sitzungen, Bälle und Umzüge und schließlich einen Wegweiser durch die tollen Tage. Die Karnevalsbroschüren informieren auf Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch und können bei KölnTourismus unter Telefon 0221/221-30400 bestellt werden. Weitere Infos und den Terminkalender gibt es auch im Internet unter www.koelntourismus.de.

Jede Jeck is anders! Darum ist auch beim Programm in und um Düsseldorf mit über 300 Karnevalssitzungen und Kostümbällen für Jeden was dabei: Vom "Karnevalistischen Modetee" über die 24 Stunden dauernde Närrische Schiffstour, vom schrillen Tuntenlauf auf der Kö bis zum Kostümreiten in Kaarst. Am Sonntag vor dem großen Zug lässt man es in Düsseldorf "venezianisch" angehen: Auf der Königsallee trifft sich die Stadt, um auf der Straße zu feiern, tanzen und zu singen. Ein besonderes Bonbon hat die Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH in diesem Jahr anzubieten: Eine waschechte New Orleans Jazzband fährt beim Rosenmontagszug auf einem eigenen Wagen mit und heizt den Rheinländern so richtig ein. Weitere karnevalistische Tipps und Infos gibt es im Internet unter www.duesseldorf.de, eine Terminübersicht unter www.comitee-duesseldorfer-carneval.de

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In Bonn, der Wiege der Weiberfastnacht, können sich Narren von auswärts professionell auf einen Besuch zur Fünften Jahreszeit vorbereiten: Auf der Internetseite www.kamelle.de finden sie Termine und Zugwege aber auch ein Narrenlexikon und die wichtigsten Liedtexte. Wer das frisch erworbene Wissen einsetzten will, der kann ein Karnevals-Paket buchen: Im Preis von 101,50 Euro pro Person im Doppelzimmer sind zwei Übernachtungen und Frühstück, eine Eintrittskarte für eine große Karnevalsparty, eine Flasche Sekt sowie ein Karneval-Überlebens-Set mit Luftschlangen und Aspirin enthalten. Weitere Informationen und Buchung unter www.best-budget-bonn.de.

Auch im Münsterland kommen Karnevalisten auf ihre Kosten: In Stadtlohn etwa können Narren vom 23. bis 28. Februar "5 Tage Karneval pur im Hattken van de Welt" buchen: Der Clou: das Hotel liegt direkt an der Wegstrecke des Rosenmontagszuges (Verkehrsverein Stadtlohn, Tel.: 02563/97200, www.stadtlohn.de). Wer glaubt, dass es in den ländlicheren Regionen beschaulicher zugeht, der irrt: Schließlich säumen etwa 30.000 Jecke jährlich im münsterländischen Olfen den großen Nelkendienstagsumzug, darunter auch zahlreiche Gäste aus den Niederlanden (www.kitt-olfen.de).

Das sauerländische Menden ist historisch mit Kurköln verbunden. Kein Wunder also, dass es heute ebenfalls eine Karnevalshochburg ist: Jedes Jahr kommen rund 35.000 Zuschauer zum unbestrittenen Höhepunkt einer jeden Session zum Karnevalsumzug am Tulpensonntag (www.mkg-kornblumenblau.de).

In Unna dagegen feiert man eigentlich gar keinen Karneval. So kommt es, dass Helmut Scherer nun schon seit fünfzig Jahren den kleinsten Karnevalsumzug der Welt veranstaltet: An Weiberfastnacht zieht der heute 71-jährige Narr wieder mit seinem Bollerwagen als One Man-Show durch die Straßen. Dieses Jahr präsentiert er einen sich drehenden Fußball mit den Fahnen aller WM-Nationen, Scherer selbst geht als Bundestrainer. Nach ein paar karnevalistischen Zwischenstopps stürmt der ewige und einzige Karnevalsprinz Unnas um 11.11 Uhr das Rathaus.

Entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht, die närrischen Tage würden am Rosenmontag enden, geht es in NRW auch am Karnevalsdienstag noch mal richtig zur Sache: In Beckum etwa ziehen die Karnevalsgesellschaften am "Klingeldienstag" noch ein letztes Mal durch die Kneipen und treffen sich dann am späten Nachmittag nach einem Sternmarsch auf dem Marktplatz, wo sich der Stadtprinz und sein Hofmarschall vom Narrenvolk verabschieden. In Aachen wird am Karnevalsdienstag der Prinz im Theater "beerdigt". Um Mitternacht, während eines großen Balls, wird er seiner Ehrenzeichen beraubt und kehrt damit ins normale bürgerliche Leben zurück (Tel.: 0241/1802960, www.aachen-tourist.de). In Köln wird jedes Jahr am Karnevalsdienstag gegen Mitternacht der "Nubbel" verbrannt, eine Strohpuppe als Sündenbock für alle Verfehlungen, die sich die Kölner zur Karnevalszeit haben zu schulden kommen lassen. In Düsseldorf nimmt man vornehmlich in geschlossener Gesellschaft, bei einem piekfeinen Fischessen am Aschermittwoch Abschied von "Hoppeditz" und Karneval. Dabei wird ebenfalls eine Puppe unter herzzerreißendem Wehklagen den Flammen oder einem Sarg überantwortet. Besonders laut geweint und geklagt wird alljährlich im Garten des Stadtmuseums.


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