Zweite Auszeichnung vergeben
Kunstpreis des Kreises Düren für Julia Seidensticker
Von Redaktion [24.01.2006, 10.59 Uhr]
![]() Julia Seidensticker ist ausgezeichnet. Fotos: Kreis Düren |
"Der Kunstpreis ist eine tolle Bestätigung für mich. Wenn ich oft Stunden einsam in meinem Atelier bin und arbeite, dann frage ich mich manchmal schon, was das eigentlich soll." Nach der Zuerkennung des Kunstpreises des Kreises Düren darf Julia Seidensticker ihre Zweifel vom Arbeitstisch wischen. 5000 Euro Preisgeld, im Juni 2006 eine Ausstellung im Leopold-Hoesch-Museum in Düren sowie 5000 Euro für den Druck eines begleitenden Katalogs – das ist der Lohn für das jetzt ausgezeichnete künstlerische Schaffen der 33-jährigen Dürenerin, die in Köln lebt und arbeitet.
Aus einem Kreis von 25 Bewerbern - die alle in Beziehung zum Kreis Düren stehend - hatte die Jury unter Vorsitz von Landrat Wolfgang Spelthahn Julia Seidenstick auserwählt. Damit nahm sie nach Volker Saul im Premierejahr 2003 nun den 2. Kunstpreis des Kreises Düren in Empfang.
"Julia Seidensticker macht sich frei von den ganzen Ismen. Sie hat ihren eigenen Stil entwickelt und den Mut, sich damit auf einen festgelegten Kunstmarkt zu wagen", würdigte bei der Preisübergabe Prof. Dr. Frank Günter Zehnder, langjähriger Leiter des Rheinischen Landesmuseums in Bonn, den eigenständigen Weg der jungen Frau. Die erfolgreiche Tennisspielerin (sie ist sechsfache Dürener Stadtmeisterin) verarbeitet mit Vorliebe durchsichtiges Material – Stoff, Papier, sogar Tesafilm.
![]() Preisverleiher und Geehrte: Landrat Wolfgang Spelthahn, Julia Seidensticker, Prof. Dr. Frank Günter Zehnder, Käthe Rolfink, Vorsitzende des Kreis-Kulturausschusses. |
Aus diesem nützlichen Alltagsgebrauchsgegenstand formt sie ihre bemerkenswerten Skulpturen. "Julia Seidensticker zeigt uns das Besondere im Alltäglichen. Ihre Figuren sind transparent, scheinen gewichtslos, rein, unschuldig, unangreifbar, unberührbar", charakterisierte Zehnder diesen Ausschnitt des Werkes der jungen Künstlerin in seiner Laudatio. Dabei treibe sie keinen hohen technischen Aufwand, sondern vertraue auf einen kreativen Prozess, experimentiere mit ihrem Material, mit Schere und Kleber.
In filigraner, geduldiger Fummelei ist sie seit Kindesbeinen geübt. "Bei uns hatten die Tischdecken keine hohe Lebenserwartung", freut sich Mutter Heidi, dass die Schnippeleien ihrer Tochter nun eine solche Ehre eingebracht haben. Das Niveau bloßer Bastelei hat die 33-Jährige längst verlassen und eine eigene Formensprache entwickelt. Dem Trend der inhaltsreinen Kunst (Zehnder: "Eine Phobie") widersetzt die Preisträgerin sich. Ihre Kreationen sollen etwas aussagen. "Ich liebe die Transparenz und Leichtigkeit. So sollte man durchs Leben schweben: gelassen und entspannt." Darin steckt viel persönliche Wahrheit. In Anlehnung an den Dichter Kurt Schwitters sieht sie sich als "Veilchen, das im Verborgenen blüht, weil es dort besser duftet". Doch diese Bescheidenheit - sie verzichtete auf eine Ansprache, "weil doch schon alles gesagt worden ist" - hat ihren Erfolg nicht verhindert.
Gefördert vom Dürener Galeristen Lutz Rohs, geschult durch ein Kunststudium an der Akademie für Bildende Kunst in Maastricht, hat die junge Frau ein Ziel: "Ich möchte von meiner Kunst leben können." Nach einigen Ausstellungen, darunter 2002 bei der PaperArt 8 in Düren, ist der Kunstpreis des Kreises Düren ein "Energieschub" für Julia Seidensticker. "Klar wollte ich ihn irgendwann gewinnen - aber gleich im ersten Anlauf?" Damit ist eines klar. Als Landrat Wolfgang Spelthahn und Käthe Rolfink, Vorsitzende des Kreis-Kulturausschuss, die Auszeichnung ins Leben riefen, hatten sie zwei Zielgruppen im Auge: Ansporn für junge, Dank an gestandene Künstler sollte er sein. Die Jury, der neben Otmar Alt auch Museumschefin Dr. Dorothea Eimert angehört, hat sich diesmal klar für Variante 1 entschieden.
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