Nationaler Pandemieplan wird umgesetzt
Kreis Düren wappnet sich gegen Vogelgrippe
Von Redaktion [23.01.2006, 17.04 Uhr]
Die Vogelgrippe hat sich einen Stammplatz in den Nachrichtensendungen erobert. Men-schen, die auf engstem Raum mit erkranktem Federvieh zusammenleben, sind dem Risiko ausgesetzt, dass das Virus auf sie überspringt und sie sterben. Doch auch wenn "H5N1" mittlerweile bis in die Türkei vorgedrungen ist, die alles entscheidende Hürde hat der Erre-ger noch nicht genommen: Von Mensch zu Mensch ist die Krankheit (derzeit) nicht über-tragbar. "Das ist das ganz entscheidende Kriterium: Erst wenn sich Menschen durch Nie-sen, Husten oder durch Händeschütteln gegenseitig anstecken können, wird es für uns gefährlich. Erst dann besteht die Gefahr einer Pandemie, also einer weltweiten Grippeepi-demie", weiß Dr. Marianne Hoff-Gehlen, Leiterin des Gesundheitsamtes des Kreises Dü-ren.
Die Fachleute sind sich einig, dass es eine Pandemie geben wird: Fraglich ist nur, wann kommt sie und wie gefährlich ist der neue Virustyp dann tatsächlich für uns Menschen", so die Medizinerin. Drei Pandemien gab es im vergangenen Jahrhundert: 1918, 1957 und 1968. Solche Grippepandemien tauchten in langen Wellenbewegungen also immer wieder auf. Und immer wird das Immunsystem der Menschen mit einem neuen Virustyp konfron-tiert, auf den es sich vorab nicht einstellen kann.
Dennoch wird die erste Pandemie im neuen Jahrtausend die Menschen im Kreis Düren nicht unvorbereitet treffen. "Im Gesundheitsamt haben wir eine Arbeitsgruppe Pandemie eingerichtet; derzeit verwenden wir viel Zeit darauf, Vorsorge für den Tag x zu treffen", berichtet Dr. Hoff-Gehlen. Infektionshygienisches Management ist von den Gesundheits-ämtern gefordert. Richtschnur ist dabei der Nationale Pandemieplan, den das Robert-Koch-Institut, Deutschlands oberste Seuchenbehörde, erarbeitet hat. Ihn gilt es nun Schritt für Schritt auf Kreisebene umzusetzen.
Information ist zunächst alles; strategisches Vorgehen nicht minder wichtig. So hat die Lei-terin des Gesundheitsamtes bereits die niedergelassenen Kollegen in den Hausarztpraxen über H5N1 informiert. In ihrem Fachvortrag geht sie ins Detail, verdeutlicht das Gefahren-potenzial, stellt andererseits aber auch die Schutzmaßnahmen vor. Hysterie ist nicht an-gebracht, Sorglosigkeit wäre aber auch fatal. Derzeit klärt die Medizinerin die Verwal-tungsspitzen in den Kreiskommunen und die Mitarbeiter der Ordnungsämter auf, spricht vor Vertretern aus Krankenhäusern und Pflegeheimen und des Rettungsdienstes. Ge-meinsames Ziel: Durch infektionshygienisches Management muss gewährleistet werden, dass Infizierte in den Wochen der Pandemie effektiv behandelt werden und möglichst we-nig Menschen neu angesteckt werden.
Dabei wird auch der Einzelne gefordert sein. Ein Faltblatt für die Öffentlichkeit ist bereits konzipiert: Es liefert Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Vogelgrippe und stellt Hy-gieneregeln für den Fall der Grippepandemie vor: das Vermeiden von Anhusten, Niesen, Händeschütteln sollte als selbstverständlich gelten, ebenso gründliches Händewaschen und die Verwendung von Einmaltaschentüchern, die anschließend in verschlossenen Plastikmülltüten entsorgt werden. Krankenbesuche, sonst ein Ausdruck von Mitgefühl, sind nicht zu empfehlen. Im Gegenteil. Dr. Marianne Hoff-Gehlen: "Aus medizinischer Sicht sollte man, wenn möglich, Kontakte zu Erkrankten meiden. Es ist ferner ratsam, sich vorü-bergehend von größeren Veranstaltungen fernzuhalten."
Als sehr wirksam hat sich bei der SARS-Epidemie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit erwiesen. Je nachdem wie gefährlich das neue Virus für den Menschen sein wird, ist es denkbar, dass – solange ein Impfstoff noch nicht verfügbar ist – dies für einige Wochen eine nützliche und unproblematische Schutzmaßnahme darstellen könnte.
"Wir sind früh dran", ist die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes mit dem Stand der Vorbe-reitung zufrieden. Da das Land NRW beschlossen hat, für 30 Prozent der Einwohner anti-virale Medikamente zu bevorraten, die den Krankheitsverlauf mildern können, wird davon ausgegangen, dass im Pandemiefall ausreichend Medizin zur Behandlung von Patienten vorhanden sein wird.
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