Gemeinde Titz sitzt mit am Tisch
Tagebaurandgemeinden schreiben ein „Drehbuch“ bis 2035
Von Redaktion [02.05.2016, 07.21 Uhr]
Unter dem Motto „gemeinsam ist man stärker“ haben sich 2014 die Tagebaurandgemeinden Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz zu einem Informellen Planungsverband zusammengeschlossen, um als „regionale Stimme“ auf die Folgen von Garzweiler II, aber auch auf die Chancen für die gesamte Region hinzuweisen und den negativen Auswirkungen des Tagebaus Garzweiler II durch zukunftsgerichtete Maßnahmen mit positivem Entwicklungspotenzial zu begegnen.
Der Informelle Planungsverband wird in seiner gemeinsamen Vorgehensweise zur Erarbeitung eines gemeinsamen Entwicklungskonzeptes Modellregion für andere Regionen in NRW und ist von der Landesinitiative „Innovationsregion Rheinisches Revier“ (IRR) als Starterprojekt ausgewählt worden. Die Kommunen folgten einem Aufruf der IRR und reichten den gesamten Planungsprozess der interkommunalen Zusammenarbeit für die Erstellung eines räumlichen Entwicklungskonzeptes als Projektidee mit Erfolg ein. Davon erhoffen sich die vier Kommunen weitere Unterstützung im laufenden Planungsprozess.
Das Land NRW unterstützt den Planungsprozess anteilig aus dem Fördertopf „Strukturhilfe für vom Braunkohlentagebau geprägte Gebiete“. Die übrigen Gelder werden sowohl von den beteiligten Kommunen als auch von RWE beigesteuert.
Aus dem Planungsprozess soll bis Ende des Jahres ein räumliches Entwicklungskonzept für die Tagebaufolgelandschaft Garzweiler und deren Umgebung hervorgehen. Das Besondere: Über die Grenzen der Bezirksregierungen hinaus starten die Kommunen einen gemeinsam abgestimmten Planungsprozess, der zu Planungs- und Handlungsvorschlägen führen soll. In einer Art „Drehbuch“ werden die landschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und städtebaulichen Entwicklungen der Tagebauregion bis zum Zeithorizont 2035 mit Projektideen und Maßnahmen umfassend betrachtet. Dieses „Drehbuch“ ist auch über den Zeitraum 2035 hinaus ständig fortzuschreiben und den aktuellen Entwicklungen anzupassen.
Unterstützt werden die Kommunen im begleitenden Projektmanagement durch das Duisburger Büro plan B. In einem ersten Verfahrensschritt wurden in einer Expertenwerkstatt im vergangenen Jahr dazu Aufgabenstellungen und Themen des Verfahrens konkretisiert. Eingebunden in den Prozess ist auch der Region Köln-Bonn e.V. Die Gemeinde Jüchen ist über den Rhein-Kreis-Neuss im Region Köln/Bonn e.V. vertreten.
Die Bürgermeister von Titz, Jürgen Frantzen, und Jüchen, Harald Zillikens, mit OB Hans Wilhelm Reiners, Christian Jürgensmann (plan B, Duisburg), Erkelenz`Bürgermeister Peter Jansen und Dr. Reimar Molitor (Region Köln/Bonn e.V.). Foto: Stadt MG |
Darüber hinaus hat sich der Planungsverband mit gemeinsamen Stellungnahmen beteiligt an:
der Energiepolitischen Leitentscheidung im rheinischen Revier
dem Entwurf des Landesentwicklungsplanes NRW und
am laufenden Regionalplanverfahren des Regierungsbezirks Düsseldorf.
Das Ziel: Das zu erstellende Entwicklungskonzept soll in den Verfahren der Braunkohlen- und Regionalplanung berücksichtigt werden.
Der Startschuss zur Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes fällt am Mittwoch, 1. Juni (Uhrzeit) im Haus Katz, Jüchen in einer Auftaktveranstaltung, in der Experten unterschiedlicher Fachgebiete Themenfelder und Hintergrundinformationen mit auf den Weg bekommen und diese dann gemeinsam und Diziplin übergreifend in einer Werkstattwoche vom 5. bis 9. September gemeinsam bearbeiten. Anschließend werden die Ergebnisse vertieft und in einem „Drehbuch“ zusammengefasst.
„Mit der Werkstatt sollen die unterschiedlichen Vorstellungen, Visionen, Wünsche, Forderungen und Hoffnungen in einem Handlungsrahmen miteinander in Beziehung gesetzt werden und in eine Art Drehbuch münden, welches Grundlage für die planerischen Schritte der „1. Staffel“ bis 2035 sein soll“, so Christian Jürgensmann, Landschaftsarchitekt bdla. „Die Kraft der Ideen verstärkt sich durch den interkommunalen Ansatz, der die Grenzen von Kommunen, Kreisen und Regierungsbezirken überwindet“, ergänzt er.
„Mit dem Planungsprozess und dem zu erarbeitenden Entwicklungskonzept nutzen die vier beteiligten Kommunen des informellen Planungsverbandes Garzweiler die Chance, die Leitplanken ihrer räumlichen Zukunft in interkommunaler Abstimmung gemeinsam und selbstbestimmt zu setzen. Damit übersetzt der Planungsverband die entsprechenden Vorgaben seitens des Landes und der Bezirksregierungen an die Raumentwicklung, die zunehmend eine interkommunale Abstimmung zur Begründung von Flächenansprüchen voraussetzt, pro-aktiv und leistet einen beispielhaften Beitrag für eine integrierte und interkommunal abgestimmte Entwicklung über viele administrative Grenzen hinweg. Mit diesem Vorgehen werden die Grundlagen dafür geschaffen, um das Gebiet rund um den Tagebau Garzweiler schrittweise in eine „gute Zukunft“ zu überführen, worauf der Raum und die hier lebenden Menschen ein besonderes Anrecht haben“. So Dr. Reimar Molitor, Region Köln/Bonn e.V..
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