Körrenzig: Kultureller Anziehungspunkt Kirche
Von Arne Schenk [18.04.2016, 13.09 Uhr]

„Immer wieder stehe ich da, staune und wundere mich, wo die ganzen Leute herkommen“, erzählt Pfarrer Stephan Bäuerle, wenn es wieder darauf ankommt, die 100 Sitzgelegenheiten für die Veranstaltungen in der Alten Kirche Körrenzig bei Linnich zu füllen. Doch jedes Mal war die Angst von leeren Plätzen unbegründet.

Pfarrer Stephan Bäuerle, Ricarda Springer (Indeland), die Linnicher Bürgermeisterin Marion Schunck-Zenker, Dr. Benno Esser und Manfred Vieten (von rechts).

Pfarrer Stephan Bäuerle, Ricarda Springer (Indeland), die Linnicher Bürgermeisterin Marion Schunck-Zenker, Dr. Benno Esser und Manfred Vieten (von rechts).

So wird es sicherlich auch in diesem Jahr wieder sein. Immerhin hat es der Pfarrer geschafft, Konrad Beikircher von der besonderen Atmosphäre zu überzeugen und ihn für ein Gastspiel am Donnerstag, 1. September, 19.30 Uhr, in die Merzbachgemeinde zu holen. Über einen spitzen Blick auf das Rheinische verfüge Beikircher, unterstrich Bäuerle: „Er kann sehr gut beobachten. Man erkennt wahnsinnig viel wieder.“

Nach dem Besuch einer Veranstaltung Beikirchers hat Stephan Bäuerle einfach die Gelegenheit bei Schopfe gepackt und dem Künstler eine Email geschickt, wobei er auf einen Programmpunkt hinwies: Auch er, Bäuerle, sei schon durch Prüm gewandert und habe Jesu Sandalen verehrt. Offenbar hat dieses augenzwinkernde Selbstbekenntnis Beikircher auf dem richtigen Fuß getroffen, und so kommt der Kabarettist mit seinem aktuellen Programm „Bin völlig meiner Meinung!“ in die Alte Kirche.

Auch wenn die beiderseitigen Vorstellungen von den Voraussetzungen nicht weit auseinander lagen, muss der Verein Rettet die Alte Kirche Körrenzig als Veranstalter einen bis dahin ungewohnten Schritt gehen, nämlich statt einer Spende feste Eintrittspreise zu nehmen. So kosten Karten im Mittelschiff 25 Euro, im Seitenschiff 20 Euro. Sie sind ab dem 2. Mai im Pfarrbüro Körrenzig und bei der Raiffeisenbank Erkelenz in Körrenzig, Hauptstraße 106, erhältlich. Auf allen Plätzen sei eine direkte Sicht garantiert.

Weiterhin bleibt der Eintritt bei den drei übrigen hochkarätigen Veranstaltungen der mittlerweile elften Reihe in der Alten Kirche frei, wobei eine Spende zur Finanzierung der weiteren Sanierungsarbeiten erbeten wird. Den Anfang macht das Catasia-Streichquartett mit dem Motto „Haydn und Mozart zu Gast bei Verdi“ am Freitag, 13. Mai, 19.30 Uhr. Der Name „Catasia“ kommt vom griechischen „Katharsis“ und bedeutet eine Reinigung der Seele. „So verstehen sie sich auch“, betont Stephan Bäuerle, weil ihre dramatische Präsentation ins Innere, also in Herz, Gemüt und Seele gehe.

Mit einem „Europäischen Blumenstrauß für eine kleine Orgel“ stellt Christina-Rohlf-Luge am Freitag, 29. Juli, 19.30 Uhr, die neue mechanische Orgel in der Alten Kirche vor. Durch „gute Fügung“ erhielt die Gemeinde die Pfeifenorgel von St. Michael in Eschweiler. „Meine Frau kann das machen“, bemerkte Orgelbauer Hans Martin Luge, als die Idee aufkam, anhand eines Konzerts die Möglichkeiten auszudrücken, die das Instrument bietet. Luge selbst führt in die Thematik ein und begleitet mit seiner Moderation das Spiel seiner Frau, die anhand europäischer Komponisten von Susanne van Soldt über Georg Muffat sowie Carl Philipp Emanuel Bach bis zu José Lidón und Jan Krtitel Kuchar die Orgel und ihre Klangfarben musikalisch erklärt.

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Konrad Beikircher

Konrad Beikircher

Die Angst, dass die nicht existierende Heizung und damit verbundenen stark schwankenden klimatischen Bedingungen problematisch für das Instrument sein könnten, räumte im Vorfeld der in der vergangenen Saison in der Alten Kirche gastierende Organist Stefan Palm in einem Gespräch mit Manfred Vieten, dem Vorsitzenden des Vereins „Rettet die Alte Kirche“, aus, vorausgesetzt es handele sich dabei um eine mechanische Orgel.

„Für uns gehört Kultur zum Grundbedürfnis“, erläuterte Dr. Benno Esser vom Kreis Düren als Koordinator in Sachen Indeland. In Kooperation mit Indeland und der Raiffeisenbank Erkelenz führt die Camerata von Haus Overbach in Jülich-Barmen am Freitag, 26. August, 19.30 Uhr, mit den Blockflötistinnen Philomena Pallaske, Charlotte Pape und Marion Esser, der Violinistin Annette Grooß und dem Violoncellisten Johcen Grooß unter Leitung des Organisten Kerry Jago europäische Sonaten und Tanzmusik des 17. und 18. Jahrhunderts in dem Gotteshaus auf. „Wenn wir etwas fördern, sollen es lokale Künstler sein“, ergänzte Esser. So ließe sich zeigen, dass die Region genügend Qualität habe und eine Reise nach Köln oder Düsseldorf nicht unbedingt von Nöten sei. Zudem bestehe unter anderem über das Science College eine besondere Bindung zu Haus Overbach.
Overbach sei bekannt für qualifizierte Musik, fügte Pfarrer Bäuerle hinzu. Zudem wirke die Institution, deren Schüler seit Generationen von überall her kämen, als großer Magnet, so dass die Veranstaltungen in der Alten Kirche noch mehr Strahlkraft erhielten als bisher.

Wie beliebt die Reihe ist, bewiesen allein die 560 Besucher der vergangenen Saison, wie Manfred Vieten in seinem Rückblick eindrucksvoll herausstellte. Auch die Künstler seien begeistert gewesen. Teilweise wurde schon um konkrete Termine gebeten, um noch einmal vor Ort spielen zu dürfen.
Auch außermusikalisch verzeichnet der Verein zahlreiche Aktivitäten. Nach Abschluss des letztjährigen Musikprogramms wurde der Eingangsbereich neu gepflastert. Zudem sind diverse Elektroarbeiten inner- und außerhalb der Kirche ausgeführt worden. Dies soll unter anderem vereinfachen, dass die Frontseite der Kirche später – voraussichtlich im Advent – angestrahlt wird. Zudem wurde eine Schwelle entfernt, um einen barrierefreien Zugang zu Denkmal und Seiteneingang zu schaffen.

Einen „Rundgang durch die Alte Kirche St. Peter“ bereitet eine neue Broschüre, die ab 2. Mai erhältlich ist. Hier erhalten Interessierte einen Überblick über die wichtigen Merkmale des Bauwerks von Eingangsbereich über Chorkreuz, Glockenbalken, Taufstein, Neigung der Außenmauern, der Reliquie des Seligen Kaisers Karl, dem Modernen Buntglasfenster bis zur Petrusfigur.
Bei den Vorstandswahlen wurden einstimmig Prof. Dr. Wolfram Höfling zum stellvertretenden Vorsitzenden, Franz-Willi Sodekamp zum Schriftführer, Dr. Bernd Zähe zum ersten, Bernd Coenen zum dritten sowie Simon Matzerath zum vierten Beisitzer bestimmt. Als Ersatz für den turnusmäßig ausscheidenden Kassenprüfer Hans-Peter Stollenwerk wurde Peter Solscheid als weiterer Kassenprüfer gewählt.

Zuvor hatten rund 50 Menschen die erste Gelegenheit ergriffen, um die neue Orgel zu begutachten. Darunter waren gleich mehrere Organisten, die spontan einige Stücke darauf anspielten. Beeindruckend war für sie alle offenbar, welches Klangvolumen das Instrument besitzt. Allerdings war die Anschaffung ein finanzieller Kraftakt, so dass der Verein und Pfarrer Bäuerle Paten für die Orgelpfeifen suchen.

Infos unter www.altekirche-koerrenzig.de im Internet.


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