Cities of Migration
Kreis Düren berichtet in Toronto über seine Erfahrungen
Von Josef Kreutzer [21.03.2016, 17.35 Uhr]
Über den Tellerrand gucken, Erfahrungen austauschen, voneinander lernen, um eine der größten Herausforderungen der Zeit bestmöglich zu managen: Darum ging es bei der dritten internationalen Konferenz der "Cities of Migration", die Anfang März in Toronto stattgefunden hat. Unter den rund 200 Teilnehmern, die zumeist aus Großstädten aus allen Erdteilen kamen, waren auch Landrat Wolfgang Spelthahn und Sybille Haußmann, Leiterin des Amtes für Schule, Bildung und Integration im Kreishaus Düren. Das Veranstalter-Netzwerk hatte sie auf Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung nach Toronto eingeladen, um dort Musterbeispiele aus der langjährigen Integrationsarbeit des Kreises Düren vorzustellen. Er gehörte vor rund zehn Jahren zu den Vorreitern in Deutschland, die Einwanderung auch im ländlichen Raum systematisch-professionell zu ihrem Thema gemacht hatten.
So war Landrat Wolfgang Spelthahn neben den Vertretern aus Toronto, New York und Vancouver einer der vier Teilnehmer der Eröffnungsrunde. Dort berichtete er von den großen Anstrengungen, die der Kreis Düren und seine 15 Städte und Gemeinden seit dem vergangenen Herbst unternommen haben, um Notaufnahmeplätze für über 4000 Flüchtlinge aus dem Boden zu stampfen. Zum Vergleich: Kanada hat einmalig ein Kontingent von 25.000 Flüchtlingen aufgenommen. Zudem stellte er den Zuhörern das Modell vor, mit dem die gemeinnützige GmbH Low-tec Flüchtlinge im Kreis Düren qualifiziert, um sie dann in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Für jeden Vermittlungserfolg erhält sie von der jeweiligen Wohnortkommune eine Prämie. Im Gegenzug spart diese Sozialkosten ein: "Unter dem Strich gibt es dabei nur Gewinner", so Landrat Wolfgang Spelthahn.
Landrat Wolfgang Spelthahn (r.) nahm in Toronto auf Einladung des Veranstalter-Netzwerks an der Eröffnungsrunde der Konferenz "Cities of Migration" teil. |
So genannte Best-practice-Modelle wie dieses stießen in Toronto auf großes Interesse, denn weltweit stehen Städte vor den gleichen Herausforderungen. Die Kommunen sind "am nächsten an den Menschen dran", deshalb sind sie es, die alles managen müssen: von den Unterkünften und dem Sprachunterricht über den Kindergarten- und Schulbesuch bis zur Berufsbildung und Arbeitsvermittlung. Es gibt also viel zu tun. "Dabei sollten haupt- und ehrenamtliche Kräfte Hand in Hand arbeiten. Und je früher und je häufiger Einheimische und Eingewanderte sich begegnen, umso schneller und besser gelingt Integration", sind Sybille Haußmann und Landrat Wolfgang Spelthahn überzeugt.
Überrascht waren sie, mit welcher Wertschätzung, ja Hochachtung während der Konferenz immer wieder über Deutschland und Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen wurde. Menschliches Mitfühlen statt nationaler Egoismus – diese Haltung wurde von der in Toronto vertretenen Weltöffentlichkeit geteilt. Denn sie hielt sie für die klügere: Alle waren sich einig, dass die Integration von Einwanderern ein großer Kraftakt ist, sich langfristig aber lohnt, weil die Migranten Wirtschaft und Gesellschaft bereichern. Um die Verbundenheit mit ihrer neuen Heimat zu fördern, hat New York einen speziellen Pass geschaffen, der den Einwohnern im Alltag so manchen Vorteil bietet – das war eine der Ideen, die auch anderswo Schule machen könnten.
Für Landrat Wolfgang Spelthahn und Sybille Haußmann, die in einer Gesprächsrunde über eigene Erfahrungen bei der Integration von Kindern und Jugendlichen in das Bildungssystem berichtete, war die Reise aufschlussreich: "Im Grunde sind wir im Kreis Düren schon sehr weit. Nun wollen wir noch besser werden", lautete ihr Fazit.
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