Multikonfessionelle Vokalklasse führt Musical auf

Düren: Singend für Religionsverständigung
Von Arne Schenk [30.03.2016, 08.04 Uhr]

„Da werden Menschen zu selbstständigen Persönlichkeiten erzogen“, zitiert Hans-Josef Loevenich, Kantor von St. Anna Düren, Pfarrer Hans-Otto von Danwitz von St. Lukas Düren. Gemeint ist Chorarbeit im Allgemeinen.

Dass dies auf die Vokalklassen an der KGS Südschule in Kooperation mit der Städtische Gemeinschaftsgrundschule Martin-Luther im Besonderen zutrifft, ist bei näherer Sicht ebenfalls ersichtlich. Ihre Rolle, mit der sie vor anderen auftreten, stärke das Selbstverständnis der Kinder, bekräftigt Susanne Senhen, Schulleiterin der Katholischen Grundschule im Süden Dürens.

Dies sei auch unabhängig vom übrigen Erfolg in der Schule. Auch Kinder, die Probleme in anderen Fächern hätten, würden sich voll und ganz in die Gesangsarbeit hängen. Wenn sie einmal in der ersten oder zweiten Klasse die Musicals am Ende des Schuljahrs besuchen, würden sie auch dort oben stehen wollen. Dies bestätigt ihre Kollegin Sabine Schindler, kommissarische Schulleiterin der Martin-Luther-Schule. Eine feste Kooperation besteht zwischen beiden Schulen – und dies weit über die Vokalklassen hinaus.

Gemeinschaft macht stark. Diese Erfahrung machen auch die 120 Teilnehmer der Vokalklassen auf den Auftritten, bei den Probenwochenenden im Jugendheim und im Unterricht. Hier sind die Schüler der 1. und 2. sowie der 3. und 4. Grundschulklassen zusammengefasst. Unterrichtet werden die Schüler von Rebekka Zachner, Verena Carballosa, Daja Großheide und Hans-Josef Loevenich. Vorbehalte aufgrund von Herkunft, Hautfarbe oder Religion gebe es keine.

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Chorprobe mit Regionalkantor Hans-Josef Loevenich

Chorprobe mit Regionalkantor Hans-Josef Loevenich

Dabei weisen viele Kinder einen Migrationshintergrund vor, sind Muslime oder gehören gar keiner Religion an. Im Gegenteil: Nur wenige sind katholisch oder evangelisch. Diese ethnische Vielfalt sei schon längst Realität, betont Hans-Josef Loevenich. Allerdings sei dies für den Nachwuchs, der so gemeinsam aufwächst und zusammenlebt, auch überhaupt kein Problem. „Diese Vielfalt bereichert die Gemeinschaft und gibt nie den Anlass für Streitigkeiten oder gar Beschimpfungen in der Klasse“, hat er sogar an die Eltern der Vokalklassen geschrieben.

Dies sei vorbildlich, zumal es sich in der Welt der Erwachsenen leider nicht widerspiegele, wie es auch die tagespolitischen Entscheidungen und jüngsten Wahlen wieder zeigten. Aus diesem Grund versuchen die Beteiligten, ein Zeichen für Gemeinschaft und Toleranz zu setzen, indem sie am Weißen Sonntag, 3. April, um 10 Uhr in der Dürener Annakirche singen und so die Erstkommunionsfeier mitgestalten.

Dort geht der katholische Nachwuchs zu ihrer ersten heiligen Kommunion und kann nun diese Feier mit evangelischen und nichtchristlichen Klassenkameraden feiern. Andererseits lernten auch diese dadurch die Traditionen der katholischen Mitklässler hautnah mit. Ähnliche Veranstaltungen mit der Evangelischen Kirchengemeinde und der muslimischen Gemeinde sind ebenfalls bereits in Planung.

Zudem sind die Vokalklassen mit ihrer „Jahresabschlussarbeit“, dem Musical „Max und die Käsebande“, am Samstag, 7. Mai, und Sonntag, 8. Mai, jeweils ab 17 Uhr im Haus der Stadt zu sehen und zu hören.


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