Grünen-Gutauchen zu Ewigkeitslasten der Braunkohle vorgestellt
Von Redaktion [14.10.2015, 07.19 Uhr]
„Die möglichen langfristigen Bergschäden sowie die Ewigkeitslasten nach Beendigung des Bergbaus, zum Beispiel durch den Wiederanstieg des Grundwassers, werden bisher deutlich zu wenig in den Blick genommen,“ so die Grüne Landtagabgeordnete und Sprecherin für Bergbausicherheit Gudrun Zentis. Um diese langfristigen Folgen der Braunkohleförderung näher untersuchen zu lassen, hat die Grüne Landtagsfraktion NRW den Diplom-Geologen und Geochemiker Dr. Ralf Krupp aus Burgdorf um eine gutachterliche Stellungnahme gebeten, die in Düsseldorf vorgestellt wurde.
„Während bei der Steinkohle die Ermittlung der Ewigkeitslasten und die Kostenträgerschaft durch die RAG-Stiftung erfolgt, gibt es bei der Braunkohle bisher nur die Annahme, dass keine Ewigkeitslasten anfallen werden bzw. dass diese von den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern oder der Allgemeinheit zu tragen sind,“ so der Abgeordnete Reiner Priggen.
Anders als bisher öffentlich dargestellt, so steht es in der Pressemitteilung, komme es in der Braunkohle zu Ewigkeitslasten, die im Gutachten dargestellt worden seien.
Die Entnahme von Grundwasser für den Bergbau führe zu großflächigen Absenkungen der Erdoberfläche. In der Erftaue am Tagebau Hambach müsse auf ewig Grundwasser abgepumpt werden. Nur so könne verhindert werden, dass eine Seenlandschaft entstehe und Bauwerke und Infrastruktur teilweise im Wasser stehe.
Seit 1955 habe sich der Boden bei Elsdorf beispielsweise bereits um 4,6 Meter abgesenkt. Dies sei nur ein Zwischenstadium. Der Boden werde sich im Rheinischen Revier vermutlich bis zu sieben Meter absenken. Auch im Kreis Düren sind Bodenabsenkungen in unterschiedlichem Maße bisher aufgetreten.
Der Gutachter rät zudem von einer Stadtentwicklung mit Bebauung der Kippenflächen und der angrenzenden Randbereiche ab. Denn die Abraum-Massen der Tagebaue seien zu großen Teilen als Füllung für die ausgekohlten Bereiche genutzt worden. Diese sogenannten Innenkippen würden voraussichtlich auf den Grundwasseranstieg reagieren, so dass Senkungen von bis zu acht Metern erreicht werden könne.
Der Braunkohletagebau beeinflusse auch die Qualität des Grundwassers. Es könne nicht generell ausgeschlossen werden, dass es zukünftig als Trink- und Brauchwasser nutzbar sei. Im Abraum enthaltenes Eisensulfid (Pyrit) werde durch den Luftkontakt oxidiert. Bei erneutem Kontakt mit dem Grundwasser entstünden saure, eisenhaltige und sulfatreiche Grubenwässer mit der Qualität einer rostigen braunen Brühe. Die Sulfatkonzentrationen werde vielerorts Werte oberhalb des Sulfat-Grenzwertes der Trinkwasserverordnung erreichen. In einigen Brunnen sei dies bereits heute zu beobachten. Brunnen in Aldenhoven und östlich der Sophienhöhe zeigten jetzt schon entsprechende Werte auf. „Wir leben in einem Land, wo wir ausreichende Grundwasservorräte haben und versauen unser Grundwasser durch den Tagebau“ schlussfolgert Krupp. „Wir bekommen ein Problem mit der Grundwasserversorgung gegen Ende des Bergbaus.“
„Auch zu den geplanten Restseen sind noch viele Fragen offen. Zum Beispiel, ob die vorgesehenen Pegelstände überhaupt erreichbar sind. Der nur 180 Meter tiefe Inde-See soll zudem etwa zwei Jahrzehnte vor dem über 400 Meter tiefen Hambach-See befüllt werden. Wer trägt die Kosten für diese dann auf ewig notwendige Wasserzuführung? Deswegen bedarf es einer unabhängigen und transparenten Untersuchung der Ewigkeitslasten der Braunkohle so wie sie in der Steinkohle stattgefunden hat, um sicherzustellen, dass die Kosten und Schäden der Zukunft auch vom Verursacher getragen werden und nicht den nachfolgenden Generationen für immer und ewig,“ so die Landtagabgeordneten Priggen und Zentis einmütig.
Link zum Gutachten
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