Valerie Flatten war als Freiwillige in Sucre

Dürener Anna-Gemeinde pflegt Patenprojekt mit Bolivien
Von Arne Schenk [11.10.2015, 11.44 Uhr]

Das Bewusstsein, wie gut es uns in Deutschland eigentlich geht, ist eine Erfahrung, die Valerie Flatten aus ihrem freiwilligen sozialen Jahr mitnimmt. Sechs Monate lang war sie im Kinderheim Poconas in Bolivien zu Gast, dem Partnerschaftsprojekt von St. Anna Düren.

Alle Hände voll zu tun hatte Valerie Flatten im Kinderheim.

Alle Hände voll zu tun hatte Valerie Flatten im Kinderheim.

Hautnah erlebte sie den Tagesablauf im Kinderheim, das von den Josefsschwestern Trier seit 50 Jahren geleitet wird. Fast vier Jahrzehnte davon unterstützt St. Anna das Projekt in Südamerika. Seit 1995 halten besonders Rudolf Meurer, Armin Lersch und Valeries Vater Ulrich Flatten den Kontakt zu den Nonnen und ihren Schutzbefohlenen. In diesem Monat bricht erneut eine Dürener Delegation nach Sucre auf, um sich vom Stand der Dinge zu überzeugen.

Eine besondere Rolle als Poconas-Ratgeber dürfte derzeit Valerie Flatten spielen. „Zwei Wochen sind etwas anderes, als ein halbes Jahr dort zu sein“, erzählt sie. „Da erhält man einen ganz anderen Einblick in das Leben, vor allem in das alltägliche.“

Auch wenn das Projekt nach dem Kinderheim Poconas als zentralem Ort benannt ist, in dem auch Valerie Flatten ihre Einsatzzeit verbracht hat und das einen Großteil der Spenden erhält, gehört das Noviziat in Cochabamba, der viertgrößten Stadt Boliviens, auch dazu. Unterstützt werden ebenso die Zweigstellen für pastorale Aufgaben und Schulsozialarbeit in Potosi und Santa Cruz. Letzter Baustein ist der „Comedor“ in Sopachuy, ein Mittagstisch für über 100 Kindern zwischen 5 und 14 Jahren. Sie gehen hier in ein Internat, in dem 40 Grundschüler bis zwölf Jahre den ganzen Tag und weitere 60 von auch die Nacht über betreut werden. Die Eltern der Übernachtsgäste sind „meist Kleinbauern, die in ärmlichsten Verhältnissen leben und häufig weder schreiben noch lesen können“, bemerkt Ulrich Flatten. Die Wochenenden verbringen die Kinder bei den Familien und legen dafür oft Fußmärsche von drei oder vier Stunden zurück.

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In Poconas ist der Tagesablauf der Mädchen ist relativ streng geregelt: 6 Uhr Frühstück, danach Messe, die kleinen Kinder fertig machen. Während Valerie Flatten dann mit den Kleinkindern arbeitete, ging ein Teil der Mädchen zur Schule oder machte Hausaufgaben. Die Betreuung der Hausaufgaben am Nachmittag und in den Abendstunden gehörten zu den regelmäßigen Aufgaben von Valerie Flatten, ehe es wieder Schlafenszeit für die Jüngeren war. Für jene Kinder, die nicht nach Hause gehen ist auch das Wochenende „verplant“: Samstags vormittags wird das Internat geputzt, danach ist ein „klein wenig Freizeit übrig“, erinnert sich Valerie, die zum Basketball oder Fußball spielen, im Garten, für Gespräche oder Fernsehen genutzt wird. „Es gibt eigentlich immer etwas zu tun.“

Am meisten habe sie dabei die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen begeistert. Schüchternheit und Verzagtheit würden schnell überwunden. „Die Kinder standen eigentlich immer mit offenen Armen da.“ Das gelte selbst für die älteren Mädchen. Bei den Erwachsenen fiel ihr vor allem die Herzlichkeit auf, mit der sie empfangen wurde. Selbst wenn die Leute überhaupt nichts hätten, luden sie Gäste trotzdem immer zu Essen und Trinken ein, und es gäbe ein nettes Zusammensein – selbst wenn das für den nächsten Tag einen karg gedeckten Tisch bedeute. „Das habe ich immer bewundert: Dieses Selbstlose, immer noch etwas abzugeben. Und das Gemeinschaftsgefühl, willkommen zu sein und aufgenommen zu werden.“

Mehr unter www.st-lukas.org/mission-und-entwicklung/kinderheim-poconas


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