Stabile Wirtschaftslage

IHK sieht Chancen für die Integration von Flüchtlingen
Von Redaktion [23.09.2015, 15.42 Uhr]

Die konjunkturelle Situation im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen ist derzeit gut: Die Ertragslage der Unternehmen in der Region Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg ist weiterhin zufriedenstellend. Dieses Niveau soll in den kommenden Monaten zudem weiter Bestand haben. Das sind die zentralen Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 282 Unternehmen mit insgesamt fast 30.000 Beschäftigten beteiligt haben.

„Die stabile wirtschaftliche Lage, in der sich Deutschland befindet, ist eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die Integration der Flüchtlinge gelingen kann“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer. Zum einen bestehe mittel- bis langfristig ein Bedarf an Arbeitskräften, der sich durch den demografischen Wandel verstärken werde, zum anderen verbuche der Staat aktuell stabile Steuereinnahmen, durch die auch Integrationsmaßnahmen finanziert werden könnten. Dennoch bedürfe es weiterer Anstrengungen und eindeutiger Regelungen.

„Sicher ist: Die Flüchtlinge werden die Fachkräftelücke in Deutschland nicht schließen können“, sagt Bayer: „Über Praktika und Einstiegsqualifizierungen können aber vor allem junge, motivierte Flüchtlinge an eine berufliche Ausbildung herangeführt werden und sich auf diesem Weg in unsere Gesellschaft integrieren.“ Unternehmen, die geeigneten Flüchtlingen eine Chance bieten und entsprechende Plätze zur Verfügung stellen, könnten wiederum ihren Mitarbeiterbedarf leichter decken.

Eine starke Verbesserung der Geschäfte erwarten die Betriebe jedoch nicht: Nur ein Fünftel aller Unternehmen rechnet mit einer besseren Entwicklung, ein Siebtel geht hingegen von einer rückläufigen Nachfrage aus. Dies liege auch an geringeren Exportaussichten aufgrund der Wirtschaftskrise in China.

In der Industrie ist – vergleichbar mit der allgemeinen Geschäftslage – die deutliche Mehrheit der Befragten zufrieden: Vier von zehn Unternehmen berichten von guten Geschäften, nur jeder achte Betrieb ist unzufrieden. Bei fast jedem zweiten Industriebetrieb sind die Umsätze in den zurückliegenden sechs Monaten gestiegen. Rückläufig ist hingegen die Auslastung der Produktionskapazitäten: Sie sank von 83 auf 81 Prozent, liegt aber immer noch über dem langjährigen Durchschnitt.

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Die Situation bei den Dienstleistern ist weiterhin positiv. Fast die Hälfte aller Befragten bewertet die aktuelle Lage als gut, nur jeder zehnte Betrieb ist unzufrieden. Vier von zehn Unternehmen geben an, dass ihre Umsätze in den vergangenen sechs Monaten gestiegen sind. Bei jedem vierten Befragten sind sie hingegen gesunken.

Lage im Handel verbessert sich erneut
Nachdem sich die Situation im Handel schon zum Frühjahr hin deutlich verbessert hatte, melden zum Herbst noch einmal mehr Unternehmen gute Geschäfte. Vier von zehn Händlern berichten von einer positiven Lage, nur jeder 20. Betrieb meldet schlechte Geschäfte. Im Einzelhandel melden ebenfalls vier von zehn Betrieben eine gute Geschäftssituation, nur jeder achte Betrieb ist unzufrieden. Auch der Großhandel steht mehrheitlich gut da: Ein Drittel der Unternehmen bewertet die Lage als positiv, nur drei Prozent betrachten sie als schlecht.

Bau berichtet von guter Lage
Die Geschäftslage im Bau hat sich seit dem Frühjahr leicht verbessert. Die Mehrheit der Betriebe bewertet die aktuelle Situation als gut. Drei von zehn Unternehmen sind zufrieden, jedes vierte ist unzufrieden.

Export wächst weiter, verliert aber an Dynamik
Der Umsatz der Industriebetriebe im Ausland ist in den zurückliegenden Monaten erneut mehrheitlich gestiegen. Ein Drittel aller Unternehmen meldet gewachsene Exportumsätze, bei einem Viertel der Befragten sind sie gesunken. Die Erwartungen an das Exportgeschäft sind zurückhaltender als zuletzt, aber immer noch überwiegend positiv: Nur noch knapp ein Fünftel aller Industriebetriebe rechnet mit wachsenden Auslandsumsätzen, jedes neunte Unternehmen geht von schlechteren Exportgeschäften aus. Das zeigt sich auch in der Entwicklung der Auftragseingänge aus dem Ausland, die bereits heute bei einer kleinen Mehrheit der Befragten rückläufig sind.

Ertragslage der Betriebe ist stabil
Die positive Ertragslage der Unternehmen hat sich seit dem Frühjahr kaum verändert. Aktuell meldet ein Drittel der Befragten eine Verbesserung der Ertragslage, bei einem Viertel hat sie sich verschlechtert.

Wenig Dynamik am Arbeitsmarkt
Auch wenn es langfristig einen wachsenden Fachkräftebedarf geben wird, sind die Personalplanungen der Unternehmen für die kommenden Monate zurückhaltender. Mit Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt rechnen die Befragten nicht. Ein Fünftel der Betriebe geht davon aus, dass der Personalbedarf steigt, ebenso viele erwarten einen Rückgang der Mitarbeiterzahlen. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote im Kammerbezirk Aachen bei 7,5 Prozent – und damit um 0,5 Prozentpunkte niedriger als im NRW-Durchschnitt von acht Prozent.

Ein Grund für die zurückhaltenden Beschäftigungsplanungen der Betriebe ist der zunehmende Fachkräftemangel. Fast 70 Prozent aller Unternehmen befürchten einen Engpass an Fachkräften durch die demografische Entwicklung – und 40 Prozent nennen dies als größtes Konjunkturrisiko. Als weitere Risiken betrachten die Betriebe einen Rückgang der Inlandsnachfrage (50 Prozent), die allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (49 Prozent) und die Entwicklung der Arbeitskosten (44 Prozent).

Der aktuelle Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht zu finden.


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