Erinnerungslandschaft Hürtgenwald wird weiterentwickelt
Von Redaktion [17.09.2015, 07.11 Uhr]

Der Hürtgenwald war im Spätherbst 1944 Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen alliierten Soldaten und Soldaten der Wehrmacht. Aus der Kriegslandschaft der Jahre 1944/45 ist im Laufe der Jahrzehnte eine Erinnerungslandschaft entstanden, die eine Konzentration kriegsbezogener Zeugnisse aufweist, die in dieser Dichte selten in der Bundesrepublik ist. Über die Frage, wie diese Erinnerungslandschaft weiterentwickelt werden soll, gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Der Kreis Düren, vertreten durch Landrat Wolfgang Spelthahn, und die Gemeinde Hürtgenwald, vertreten durch Bürgermeister Axel Buch, haben daher einen Gedanken aufgegriffen, der auf der im letzten Jahr in Vossenack ausgerichteten Fachtagung „Hürtgenwald – Perspektiven der Erinnerung“ aufgebracht wurde. Damals entstand die Idee zu einem Moratorium.

Was bezweckt das Moratorium?
Das Moratorium findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem sich eine wichtige Etappe im Wechsel von der Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkriegs zur inzwischen dritten Generation (die „Enkel“ der Kriegsteilnehmer) – vollzieht. Das führt notwendigerweise zu einem Abgleich der Auffassungen, Deutungen und Sinnstiftungen der Kriegsvergangenheit. Und eben darüber soll ein Austausch mit und zwischen allen Akteuren und Akteurinnen der regionalen Geschichtsarbeit und allen Interessierten angestoßen werden. Dabei wird auch externer Sachverstand mit herangezogen: Im Rahmen des Moratoriums werden Vorträge und Symposien stattfinden. Termine und Themen werden frühzeitig bekannt gegeben.

Was bedeutet das praktisch?
Zunächst einmal heißt es, dass wir uns einen Überblick über alle Gedenk- und Erinnerungsobjekte der Hürtgenwald-Region verschaffen wollen. Auf der Grundlage einer solchen Bestandsaufnahme lässt sich erörtern, welche Sinnstiftung damit in der Region betrieben wird bzw. welche Botschaften transportiert werden. Dabei geht es auch darum, Defizite in der bisherigen Geschichtsarbeit aufzuspüren: Welche Themen und Fragestellungen, die heute zum wissenschaftlichen Standardrepertoire bei der Beschäftigung mit zeitgeschichtlichen Themen zählen, sind in der Hürtgenwald-Region bislang unterrepräsentiert und sollten angegangen werden?

Diese Aufgaben sind nur zielführend und konstruktiv zu bewältigen, wenn sie im Rahmen eines breit angelegten, auf Kommunikation ausgerichteten Meinungsbildungsprozesses mit möglichst vielen Interessierten angegangen werden. Ein Schwerpunkt des Moratoriums liegt somit auf der Organisation dieser Bürgerbeteiligung.

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Ein ganz praktisches Ergebnis kann sein, dass die in der Geschichtsarbeit tätigen Einzelpersonen oder Gruppen die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit darzustellen. Entsprechende Selbstauskünfte können auf der Homepage der Gemeinde Hürtgenwald eingepflegt werden. Das schafft sinnvolle Voraussetzungen für Vernetzungen einzelner Akteurinnen und Akteure untereinander. Zudem können sich so neu Zuziehende, die sich engagieren möchten, informieren und Kontaktadressen finden.

Wer ist verantwortlich und als Kontaktperson ansprechbar?
Träger des Moratoriums sind der Kreis Düren und die Gemeinde Hürtgenwald. Finanziell getragen wird es maßgeblich aus Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung NRW.
Organisatorisch getragen wird es durch eine Lenkungsgruppe, den Arbeitskreis Hürtgenwald, der sich als ein Ergebnis der letztjährigen Fachtagung „Hürtgenwald – Perspektiven der Erinnerung“ (13.9.2014 in Hürtgenwald-Vossenack) gebildet hat.

Die Mitglieder des Arbeitskreises engagieren sich ehrenamtlich oder nehmen im Rahmen ihrer dienstlichen Tätigkeiten an den Treffen teil. Ihm gehören an: Axel Buch (Bürgermeister der Gemeinde Hürtgenwald), Peter Bülter (Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.), Dr. Karola Fings (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln), Dr. Klaus Dieter Kleefeld (Landschaftsverband Rheinland, Stab Digitales Kulturerbe sowie Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V.), Annegret Greven (Kreis Düren), Frank Möller (Gesellschaft für interdisziplinäre Praxis e. V.), Wolfgang Wegener (Landschaftsverband Rheinland, Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland), Stefan Wunsch (ip vogelsang).
Koordinator des Moratoriums und direkter Ansprechpartner ist Frank Möller von der Kölner Gesellschaft für interdisziplinäre Praxis e. V.
Herr Möller ist Historiker, hat zum Thema Erinnerungslandschaften geforscht und publiziert, hat die letztjährige Fachtagung „Hürtgenwald – Perspektiven der Erinnerung“ moderiert, ist mit den Gegebenheiten in Hürtgenwald vertraut und besitzt langjährige Erfahrung in der Durchführung von Projekten, die einen interdisziplinären Diskussions- und Organisationszusammenhang erfordern.

Was sollten historisch Engagierte jetzt unternehmen?
Historisch Engagierte sollten sich mit Herrn Möller direkt in Verbindung setzen und einen Termin für ein erstes Treffen vereinbaren. Dort erfahren Sie näheres über das Moratorium und können Ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen für die künftige Geschichtsarbeit im Hürtgenwald zum Ausdruck bringen. Sie erreichen ihn ab 15. September unter: moratorium@huertgenwald.de


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