Protest und Polizeieinsatz am Tagebau
Von Redaktion [23.08.2015, 15.26 Uhr]

Am frühen Samstagmorgen haben Aktivisten erneut für einen mehrstündigen Polizeieinsatz im Tagebau Hambach gesorgt. Sie hatten sich auf dem Betriebsgelände zu viert an eine Anlage
gekettet.

Kurz vor 6.30 Uhr hatte der Tagebaubetreiber eine Förderbandanlage im Bereich des Kohlebunkers stoppen müssen. Vier zum Teil vermummte Personen hatten eine Bandanlage erklommen und sich in etwa vier Metern Höhe daran festgekettet. Eine technische Spezialeinheit der Polizei konnte bis 12.45 Uhr alle vier Personen von der Anlage befreien.

Gegen die mit ihrer Aktion straffällig gewordenen Beschuldigten sind Strafverfahren eingeleitet worden. Nachdem ihnen noch im Bereich des Tagebaus die Lock-Ons vom Körper gelöst und medizinische Versorgung angeboten worden war, wurden sie für Maßnahmen zur Identitätsfeststellung einer Polizeidienststelle zugeführt. Anschließend wurden sie entlassen. Die Ermittlungen gegen sie dauern an.

Die Polizei hatte in einer Pressemitteilung am vergangenen Mittwoch noch einmal ausdrücklich die Neutralität der Einsatzkräfte betont. Eine gemeinsame Planung für den Einsatz mit dem Tagebaubetreiber habe es nicht gegeben. Medienvertreter wären nicht an der Ausübung der
Pressefreiheit gehindert worden.

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Unter dem Motto „Andante an der Kante“ der Musik- und Aktionsgruppe Lebenslaute hat es außerdem musikalischen Protest mit Orchester und Chor gegen Braunkohleabbau und Klimaerwärmung gegeben. 70 Musiker haben unter anderem Auszüge aus Beethovens 6. Sinfonie op. 68 „Pastorale“, der Kantate „Die Tageszeiten“ von G.P. Telemann und „Hosiannah Rockefeller“ von Kurt Weill ins Feld geführt. „Aus regenerativen Quellen kann genügend Strom produziert werden“, erklärt die Cellistin Rita Itmus ihren musikalischen Aktivismus. „Mit meiner Musik möchte ich den verantwortungslosen Abbau von Braunkohle behindern, weil er völlig unnötig Landschaft zerstört und den Klimawandel vorantreibt. Jeder weiß, dass die Braunkohle hauptverantwortlich für die Erderwärmung ist.“

Nach dem Vorkonzert am Freitag ist am Sonntag, 23. August, nach einem Konzert auf dem Marktplatz in Kerpen-Manheim eine weitere Aktion in Konzertkleidung auf dem Rheinbraungelände geplant. Seit 1986 ist die Gruppe "Lebenslaute" mit klassischer Musik und Zivilem Ungehorsam unterwegs. Das 2014 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnete, bundesweite Ensemble von MusikerInnen zwischen 16 und 80 Jahren führt klassische Musik dort auf, wo sie nicht erwartet wird, u.a. auf Militärübungsplätzen, vor Atomfabriken und auf Abschiebeflughäfen.


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