Altes Brauchtum

Siersdorf "beiert" noch
Von zts [25.08.2015, 07.36 Uhr]

Das „Beiern“ als besonders festliche Art des Glockenläutens hat sich bis in die heutige Zeit als alter Brauch teilweise auch im Bistum Aachen und darüber hinaus im gesamten Rheinland als ein sehr alter Brauch erhalten. Älteste Erwähnungen reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück.

Dieses wohl klangvolle Glockenspiel ist auch in der Siersdorfer Johannes-Gemeinde als Überlieferung aus dem Mittelalter erhalten geblieben. Alljährlich am Fest- und Gedenktag Johannes Enthauptung, 29. August, wird hier noch das traditionelle Beiern im rhythmischen Anschlagen der Glocken gepflegt. Entsprechend dem Tonumfang der Glocken können die Melodien sogar nach Noten gespielt werden.

In Siersdorf werden von den „Beiersleuten“ die drei großen Glocken in den einzelnen Tonfolgen auf eine Melodie mit der Textunterlage „Hier-in-Siersdorf-ist-Sankt-Johannes“

(Heij-en-siesch-dörp-es-zent-Jan) angeschlagen. Dabei wird von den „Spielern“ hoch oben im Glockenturm viel Kraftaufwand, Gefühl, Rhythmus und Tonverständnis verlangt. Aus diesem Grunde ist zum klangvollen Melodikbogen vor allem ein eingespieltes Team erforderlich, dessen angespannte Aufmerksamkeit sich voll auf die Beier-Verse konzentrieren muss.

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Die Bezeichnung „Beiern“ geht auf die niederländische Deutung „beiaerden“ zurück und hat sich vor allem als besonders festliche Art des Glockenläutens mit dem Bezug auf christliche Festtage verbreitet. Generationen übergreifend wurde das „klangvolle“ Brauchtum in der Johannes-Gemeinde Siersdorf bis in die heutige Zeit bewahrt und konnte mit gezielter Ausbildung für den Nachwuchs auch fortgeführt werden.

Beim jährlich festgelegten Beiern-Termin des Enthauptungs-Festes werden die Glocken jeweils vor den Gottesdiensten samstags am Vorabend und sonntags ca. 15 Minuten mit Unterbrechung angeschlagen. Bereits vor den von alters her festgelegten Zeiten versammeln sich die Glockenspieler hoch oben im Hauptturm, um sich für die sogenannten „Schlagzeiten“ an den drei Glocken in Position zu bringen. Jeweils ein Dreier-Team postiert sich im beengten Gebälk des Glockenstuhles zum Anschlagen der Glocken mit dem Klöppel in der Klangfolge der vorgegebenen Melodie. Im rhythmischen Tonbild erklingen vier Tonhöhen zum vorgegebenen Beiern-Text. Gebeiert wird an den drei Hauptglocken „Joseph“, „Maria“ und „Johannes“.

Unter der Führung der Kirchenvorstandsvorsitzenden Josef Thoma gehören derzeit Hannes Sieg, Markus Thoma, Martin Ohlenforst, Patrick Koenigs, Hubert Ohlenforst und Stefan Weidenhaupt zum Siersdorfer „Beiern-Sextett“.


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