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Arbeitskreis Asyl Langerwehe sorgt für Willkommensstruktur
Von Arne Schenk [25.02.2015, 14.33 Uhr]
![]() Ihre Heimatländer im Iran und in Syrien zeigen die beiden Asylsuchenden dem Arbeitskreis Asyl Langerwehe. |
Wer in einem fremden Land ist und dessen Sprache nicht beherrscht, erlebt oftmals ein Gefühl der Verlorenheit und des ausgegrenzt Seins. Da wundert es wenig, dass ein vordringlicher Wunsch von Flüchtlingen in diesem Land der Besuch eines Deutschkurses ist. So auch in Langerwehe.
Ins Leben gerufen hat das Projekt der Arbeitskreis Asyl Langerwehe. Erste Vorüberlegungen gingen in Richtung Sprachcafé oder Sprachpatenschaften, erklärt Marie-Theres Jung. Als Diözesansprecherin des kfd-Diözesanverbands Aachen hält sie die Kontakte zu Pfarrgemeinde und Bistum. Bei einem Vortreffen im Dezember 2014 kristallisierte sich dann aber schnell heraus, dass ein Sprachkurs das gewünschte Ziel der Betroffenen ist. 23 Menschen bekundeten ihr Interesse daran.
Mit drei Deutschkursen für Anfänger sowie einem Alphabetisierungskurs startet der Kreis nun im Langerweher Pfarr- und Jugendheim. Die Kurse laufen einmal in der Woche für zwei Stunden und werden von Ehrenamtlichen geleitet, in den ersten Monaten unterstützt von qualifizierten Kräften. „Der Bedarf ist eigentlich viel größer“, bekräftigt Renate Wesemann. Die Volkshochschule Düren bietet derweil Crashkurse an vier Tagen in der Woche mit vier Schulstunden an. Allerdings decken diese den Bedarf nicht und richten sich zudem an Menschen, die bereits Grundkenntnisse in der deutschen Sprache mitbringen.
Ganz niederschwellig beginnen indes die Kurse in Langerwehe. Fragen wie „Wie heißen Sie? Woher kommen Sie?“ werden an ein Flipchart geschrieben und dadurch eingeübt, dass ein Teilnehmer stellt, dann einem anderen einen Ball zuwirft, der die Frage beantworten soll. Um möglichst schnell und effektiv zu sein, setzen sich die Organisatoren immer wieder zusammen, um die Kurse den unterschiedlichen Fähigkeiten der Teilnehmer entsprechend immer neu zusammenzustellen.
Ein Willkommenskultur zu entwickeln, ist ein erklärtes Ziel des Asylkreises, bestätigen die Beteiligten. Dazu gehört auch zu schauen, wie die Betroffenen an Fahrkarten kommen – Wenau liegt immerhin sechs Kilometer außerhalb – und wer in den Gruppen die gleiche Sprache benutzt. Der soziale Umgang ist immens wichtig. So erweist sich ein eingerichteter Stammtisch im Jugendzentrum als sehr spannend, bemerkt Renate Wesemann. Hier kämen die jüngeren Flüchtlinge nicht nur per Computer ins Internet, sondern auch in Kontakt mit den Jugendlichen vor Ort.
Aber auch gemeinsame Touren schaffen ein soziales Netzwerk. So fuhr eine Gruppe von Flüchtlingen und allen, die im Asylarbeitskreis tätig sind, zur Generalprobe des Aachener Sinfonieorchesters und erhielten dort ein unvergessliches Erlebnis von Mozarts Requiem, erzählt Marie-Theres Jung.
Gegründet hat sich der Asylkreis Langerwehe nach einem Infoabend der KfD Langerwehe über die europäische Organisation Frontex und die innereuropäischen Abkommen und die damit verbundene Chance von Flüchtlingen, nach Deutschland zu kommen. Dennoch erreichen immer mehr Flüchtlingen den hiesigen Staat und werden nach Schlüsselzuweisungen auf die unterschiedlichen Kommunen aufgeteilt.
![]() Ausflüge stärken die Gemeinschaft |
Allein seit November kommt jede Woche im Schnitt ein neuer Flüchtling nach Langerwehe. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Derzeit stammt der Großteil der Asylsuchenden aus Syrien. Ansonsten sind die Heimatländer bunt gemischt, darunter Nigeria, Pakistan, Marokko, Sri Lanka, Albanien, Georgien, dem Iran oder dem Irak.
Etwa 85 Flüchtlinge gibt es derzeit in Langerwehe, davon 23 in Wenau und 12 in der Luchemer Straße. Es sind zumeist alleinstehende Männer. Viele von ihnen besitzen großes Potential, das sie aber nicht nutzen könnten oder dürften, betont Gaby Dax-Trella. Sie ist zuständig für das Haus in der Luchemer Straße. Auch den betreuenden Menschen werden viele Steine in den Weg gelegt. „Wir halten uns mit Dingen auf, die eigentlich selbstverständlich sind.“ Unter anderem mit der Einrichtung der Wohnungen, von denen es überhaupt viel zu wenige gibt, mit Möbel und Geschirr.
Dabei sind andere Bedürfnisse auch zu berücksichtigen wie der Suche nach Ärzten, Kindergartenplätzen oder Schulen, Behördengängen oder Rechtsberatungen. Momentan arbeitet der Arbeitskreis daran, eine hauptamtliche Stelle für die Organisation, Koordination und soziale Betreuung der Flüchtlinge einzurichten.
„Es wurde ein Runder Tisch Asyl gegründet, in dem wir auch mit drin sitzen“, erzählt Hiltrud von Czerniewicz. Daneben sind daran auch die politischen Fraktionen sowie der Bürgermeister samt Verwaltung beteiligt. Innerhalb des Asylkreises kümmert sich Hiltrud von Czerniewicz vornehmlich um Patenschaften mit den Flüchtlingen. Derzeit kümmern sich acht Paten um die Flüchtlinge in Langerwehe, wobei vier der Paten die jeweiligen Flüchtlingsunterkünfte als „Hauspatenschaften“ betreuen, und vier weitere Einzelpersonen begleiten. „Auf Dauer sind dies zu wenig“, betont sie. Deshalb werden dringend weitere Patenschaften gesucht.
Um immer auf dem Laufenden zu sein, nimmt Barbara Andrä, Mitglied des Stadtrats und somit politische Außenvertretung des Asylkreises, auch an verschiedenen Gremien teil, darunter an dem neu eingerichteten Runde Tisch zum Thema Flüchtlinge auf Kreisebene, der sich gerade zum ersten Mal traf.
Als Verbindungsfrau zu Sozial- und Ordnungsamt kümmert sich Renate Wesemann unter anderem um die Belegungen und Reparaturen der Häuser sowie um neue Unterkünfte. Allerdings stünde für die Flüchtlinge viel zu wenig Wohnraum zu Verfügung, unterstreicht sie, obwohl sich Bürgermeister Heinrich Göbbels sehr darum bemühe.
Infos zum Asylkreis erteilt Marie-Theres Jung, Tel. 0241-452452, (oder privat?) Email marie-theres.jung-kfd@gmx.de; Infos zu den Patenschaften: Hiltrud von Czerniewicz, Schwerpunkt Patenschaften, Tel. 02423-4474, Email kvczernie@web.de.
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