Kreis Düren unterstützt bei der Einrichtung von Klassen

"Bruder Jakob" klingt in Düren international
Von Josef Kreutzer [19.02.2015, 14.40 Uhr]

Dürener Hauptschule Burgauer Allee hat eine Internationalen Schulformübergreifenden Klasse (ISK)

Dürener Hauptschule Burgauer Allee hat eine Internationalen Schulformübergreifenden Klasse (ISK)

Ob in Deutschland, Spanien, Portugal, Albanien, England, ob in Russland, Japan, Polen, Bulgarien, Syrien, ob in der Ukraine oder der Türkei - die Glocken klingen überall gleich: dingdangdong, dingdangdong. In all diesen Sprachen sangen Kinder und Jugendliche der Internationalen Schulformübergreifenden Klasse (ISK) der Dürener Hauptschule Burgauer Allee das Lied vom "Bruder Jakob".

Nacheinander trugen sie es in ihrer jeweiligen Muttersprache vor, so dass ihre Besucher - Landrat Wolfgang Spelthahn und Sybille Haußmann, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Düren, - kaum mehr als dingdangdong verstanden.

47 Kinder aus 17 Nationen besuchen die sogenannte Seiteneinsteigerklasse, in der Laura-Maria Kaminski intensiv Deutsch unterrichtet. "In den ersten Wochen stehen 15 bis 20 Stunden Deutsch pro Woche auf dem Stundenplan, denn das ist die Grundlage für alles Weitere. Wer schon länger hier ist, kommt nur noch einmal die Woche vorbei", erläutert Rektor Stefan Wernerus. Das Sprachmanko müssen alle ausbügeln, auch wenn sie daheim noch so gute Schüler waren. Die meisten der Elf- bis 16-Jährigen fangen dabei wirklich bei null an.

Nach Deutschland sind sie aus den unterschiedlichsten Gründen gekommen. Weil ihre Eltern Arbeit in Deutschland suchen oder gefunden haben, weil in ihrer Heimat Krieg herrscht oder - wie die vier japanischen Jungs aus der Fußballschule von Gert Engels - weil sie von einer Sportlerkarriere träumen.

In den Fächern Mathematik, Englisch, Kunst und Sport nehmen alle am Regelunterricht teil, allerdings meistens eine Klasse tiefer als daheim. Alle übrigen Fächer stehen auf dem Stundenplan der ISK. Immer wieder stoßen hier neue Schüler dazu, während manche sie schon seit zwei Jahren besuchen.

Werbung

"Dieses Leistungsgefälle ist hilfreich, denn erfahrenere Schüler können neueren helfen", weiß Laura-Maria Kaminski. Gemeinsamkeit und Zusammenhalt werden ohnehin großgeschrieben. Am Montag berichten alle reihum von ihren Wochenenderlebnissen, um Sprechen und Hören zu trainieren. Auch werden in der Klasse alle Geburtstage gefeiert.

"Eine Null-Bock-Mentalität gibt es hier nicht. Die Kinder wollen wirklich etwas lernen", berichtet Schulleiter Stefan Wernerus. Der Wille voranzukommen sei sehr ausgeprägt. Viktoria Vergilova, 16, ist die Klassensprecherin. "Wir kommen hier sehr gut miteinander aus und lieben die ISK", erzählte die gebürtige Bulgarin den Besuchern, woraufhin alle anderen applaudierten. Die älteren Schüler haben teils schon klare Zukunftspläne, wechseln in die gymnasiale Oberstufe oder haben eine Lehrstelle gefunden.

Landrat Wolfgang Spelthahn war beeindruckt vom vorbildlichen Klima in der Klasse. "Toll! So wie ihr hier miteinander lernt und lebt, so müsste es auf der ganzen Welt zugehen. Ihr seid das beste Beispiel für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen", stellte er anerkennend fest.

Da die Wirklichkeit allzu oft anders aussieht, kommen immer mehr Menschen aus aller Herren Länder nach Deutschland. 2013 wurden im Kreis Düren 150 ausländische Kinder und Jugendliche eingeschult, 2014 waren es 231. Im jungen Jahr 2015 sind es bereits 42. Seiteneinsteigerklassen gibt es kreisweit zurzeit nur an drei Haupt- und einer Sekundarschule sowie an einem Gymnasium. An Grundschulen gibt es keine einzige. Der Förderverein des Kommunalen Integrationszentrums (KI) finanziert aber an vier Grundschulen Honorarkräfte, die Deutschunterricht erteilen. Darüber hinaus hat das KI ehrenamtliche Sprachpaten gewonnen, die einzelne Kinder regelmäßig fördern.

Für das Schuljahr 2015/16 planen ein Berufskolleg, eine Realschule und eine Grundschule, Seiteneinsteigerklassen einzurichten. "Es wäre sehr schön, wenn sich weitere Schulen dazu entschließen", wünschen sich Landrat Wolfgang Spelthahn und Sybille Haußmann. Weitere Infos zu diesem Thema gibt es im KI unter der Rufnummer 02421/22-1433.


Dies ist mir was wert:    |   Artikel veschicken >>  |  Leserbrief zu diesem Artikel >>

NewsletterSchlagzeilen per RSS

© Copyright