Soziales Netzwerk
Dürener Marienhospital startet Projekt GlucoChat
Von Redaktion [21.07.2014, 12.30 Uhr]
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Die Diabetes-Ambulanz der Kinderklinik im St. Marien-Hospital startet das Projekt GlucoChat, ein soziales Netzwerk, mit dem der behandelnde Arzt jugendliche Typ-1-Diabetiker umfassender betreuen kann. Die careon GmbH übernahm die technische Umsetzung mit Trustner, einer Plattform für Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikationslösungen. Mit Trustner können die hohen Anforderungen an den Datenschutz erfüllt werden.
Die Patienten oder ihre Erziehungsberechtigten müssen einwilligen, bevor der Arzt in einen „GlucoChat-Raum“ einladen kann. Ist dies erfolgt, können sie sich mit dem Arzt und anderem medizinischen Personal so einfach austauschen wie über E-Mail oder ein soziales Netzwerk. Der Patient muss zustimmen, bevor eine weitere Person, z. B. ein Ernährungsberater, den Raum betreten kann.
Diabetes mellitus Typ 1 ist eine chronische Erkrankung, die häufig bereits im Kindes- oder Jugendalter beginnt. Den Patienten fehlt Insulin, das der Körper nicht (mehr) produzieren kann. Deshalb müssen sie es sich ein Leben lang verabreichen. Die behandelnden Ärzte betreuen Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1 in engem Kontakt. Es finden regelmäßige Gespräche mit Patient und Familie statt.
Das von der Diabetes-Ambulanz im St. Marien-Hospital entwickelte Online-Kommunikationskonzept GlucoChat soll diese Behandlung ergänzen und helfen, Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1 besser, effizienter und zielgruppenorientierter zu betreuen. Mit Hilfe von GlucoChat wird ein virtueller Hausbesuch für das Diabetesteam möglich mit all den logistischen Vorteilen, die dies für die Patientenfamilie, aber auch den Behandler, bietet. Denn neben der sogenannten asynchronen Kommunikation, wie wir sie z. B. von WhatsApp oder E-Mails kennen, wird in der endgültigen Fassung die Möglichkeit eines Video-Chats enthalten sein. Ein Diabetestagebuch kann über GlucoChat geführt werden, aber auch jede andere Art der Dokumentation über diese Plattform datenschutzkonform zwischen Arzt und Patient ausgetauscht werden.
Das zusätzliche GlucoChat-Angebot kommt zum Einsatz, wenn es nicht erforderlich ist, dass Arzt und Patient sich persönlich treffen müssen. Sie können sich bei Fragestellungen dann im virtuellen Behandlungsraum austauschen. So kann der Arzt etwa auf veränderte Blutzuckerwerte reagieren und einen geänderten Behandlungsplan sofort bereitstellen, indem er ihn hochlädt. Wie in anderen Social Networks werden alle Beiträge übersichtlich chronologisch sortiert angezeigt. Daten werden im GlucoChat jedoch nicht länger als notwendig gespeichert.
„Die elektronische Erfassung der Stoffwechseldaten ermöglicht Plausibilitätsprüfungen, Erinnerungsfunktionen sowie automatisierte statistische Auswertungen“, erklärt Alexander Bey, Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im St. Marien-Hospital, Facharzt für Kinderheilkunde mit Zusatzbezeichnung Kinder-Endokrinologie und -Diabetologie. Das macht die Bewertung der Daten für den Diabetologen erheblich einfacher als das Durchblättern handschriftlich geführter Dokumentationen.
Die Stoffwechseldokumentation ist sehr wichtig, denn der Behandlungsplan muss immer wieder optimiert werden. Insbesondere bei jugendlichen Diabetikern sieht Oberarzt Bey entscheidende Vorteile in dieser Erweiterung der Betreuung. „Sie möchten sich entwicklungsentsprechend nicht mit ihrer chronischen Erkrankung auseinandersetzen“, erläutert er. „Nur ungerne lassen sie ihre Eltern Einfluss auf ihren Alltag nehmen. Das führt oft zu massiven Problemen in der Stoffwechseleinstellung des jungen Diabetikers. Hohe Blutzuckerwerte führen dann häufig zu Frust beim Jugendlichen und den Eltern. Hier entsteht nicht selten ein Teufelskreislauf.“ Mit GlucoChat sind hier konstruktive, deeskalierende Interventionen möglich, da ein professioneller Außenstehender solche Alltagskonflikte besser entschärfen kann.
„Eine wissenschaftliche Begleitung des Projekts ist geplant, um allgemeingültige Empfehlungen für diesen neuartigen Kommunikationsansatz zu erhalten“, ergänzt Bey. Dabei wird die Machbarkeit des Konzeptes für Betreuer und Patientenfamilie überprüft, außerdem ob sich durch die Verwendung von GlucoChat die Stoffwechseleinstellung längerfristig verbessert und insbesondere Entgleisungen vermieden werden können. „Gegebenenfalls wachsen hierdurch auch die Zufriedenheit mit der Arzt-Patienten-Beziehung und die Akzeptanz der chronischen Erkrankung, da diese sich besser in den Alltag integrieren lässt“, so Bey.
Voraussetzung für die elektronische Kommunikation mit GlucoChat ist die Erfüllung der hohen deutschen Datenschutzanforderungen. So werden alte Daten automatisch gelöscht, ebenso das Tagebuch, wenn es längere Zeit nicht benutzt wird. Möchte der Patient an diesem telemedizinischen Projekt nicht mehr teilnehmen, kann er alle seine Beiträge und Daten löschen ohne digitale Spuren zu hinterlassen.
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein leitet das Projekt, die Ärztekammer Nordrhein begleitet es und das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen fördert es.
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