IHK Aachen beklagt: Schulabgängern fehlt Ausbildungsreife
Von Redaktion [05.07.2014, 10.49 Uhr]
Zahlreiche Unternehmen aus der Region haben die mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabgänger und die fehlende Bereitschaft einiger Schulen zur Kooperation mit Betrieben beklagt. „Egal, von welcher Schulform die Azubi-Anwärter kommen: Die Qualität der Bewerbungen ist zum Teil erschreckend“, sagte Peter Heinrichs von der Heinrichs Handelshaus GmbH & Co. KG mit Sitz in Heinsberg.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen hatte ein Gespräch mit Staatssekretär Dr. Wilhelm D. Schäffer im Rahmen der „Dialogtour“ des NRW-Arbeitsministeriums organisiert. „Der demografische Wandel mit seinen Folgen für den Ausbildungsmarkt ist nicht mehr aufzuhalten, und jedes Unternehmen muss sich mehr denn je um seine Zukunft kümmern“, sagte die gastgebende IHK-Vizepräsidentin Stefanie Peters, geschäftsführende Gesellschafterin der NEUMAN & ESSER GROUP in Übach-Palenberg.
Nachdem die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge 2013 im Kammerbezirk Aachen zum ersten Mal seit langem rückläufig war, prognostiziert die IHK für das laufende Jahr einen weiteren Abschwung: „Wir erwarten ein Minus von fünf bis sechs Prozent“, mahnte IHK-Geschäftsführer Heinz Gehlen. Gleichzeitig bedeute die Zahl von mehr als 500 noch offenen Stellen in der regionalen IHK-Ausbildungsbörse einen Rekordwert. „Die Ausbildungsbereitschaft unserer Unternehmen ist ungebrochen“, betonte Gehlen.
Sorgen bereiten den Betrieben die Qualifikationen der Bewerber auf die Ausbildungsstellen. „Sie scheitern oft nicht an einzelnen Noten, sondern an der Einstellung zum Berufsleben“, erklärte Thomas Kalitzki von Saurer Schlafhorst in Übach-Palenberg.
„Wir haben in diesem Jahr im gewerblichen Bereich zum ersten Mal keinen Auszubildenden mit ausreichenden Sozialkompetenzen gefunden“, sagte Dagmar Wirtz, geschäftsführende Gesellschafterin der in Aachen ansässigen 3win Maschinenbau GmbH. Die Sparkasse Aachen will künftig grundlegende Mathematikkenntnisse ausbildungsbegleitend durch Lehrkräfte vermitteln. „Das gleiche überlegen wir jetzt auch für das Fach Deutsch“, sagte Sparkassenpersonaldirektor Markus Breuer.
Einige Betriebe appellierten außerdem an die Schulen, Angebote wie die Initiative KURS (Kooperation Unternehmen der Region und Schulen) bereitwilliger anzunehmen. Zahlreiche Bildungsstätten hätten jedoch gar nicht erst Interesse an solchen Projekten bekundet, die ihre Schüler frühzeitig an die Arbeitswelt heranführen sollen.
„Ich akzeptiere, dass wir hier eine Baustelle haben“, erwiderte Staatssekretär Schäffer beim Gespräch mit den Unternehmern. Er warb für die Akzeptanz des neuen Übergangssystems „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) der NRW-Landesregierung, das jungen Menschen durch mehrere Berufsorientierungsmaßnahmen während der Schulzeit künftig eine verbindliche Ausbildungsperspektive bieten soll. „Denn bei allem Klagen über die Jugendlichen“, sagte Schäffer: „Wir haben nur die.“ Als KAoA-Referenzkommune solle die Städteregion Aachen demnächst rund 15.000 Berufsfelderkundungsplätze in Unternehmen bereitstellen.
Interessierte Betriebe sind aufgerufen, sich beim Bildungsbüro der Städteregion Aachen unter Tel.: 0241 51984319 oder per E-Mail an bildungsbuero@staedteregion-aachen.de zu melden.
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