Kreis Düren: ADHS/ADS und gelingende (schulische) Bildung
Von Redaktion [24.04.2014, 13.53 Uhr]

„Offenheit führt zum Ziel!“, „Noch mehr Vernetzung und Austausch ist nötig.“ – Das ist das Fazit der Veranstaltung „ADHS und Inklusion“, zu der das Regionale Bildungsbüro Kreis Düren jetzt in Kooperation mit dem Arbeitskreis ADHS über 80 Teilnehmende im Kreishaus begrüßen konnte.

Wie kommen Menschen mit ADHS/ADS im Bildungssystem zurecht? Diese Frage wurde jetzt im Kreishaus von über 80 Fachkräften aus Medizin, Therapie, Beratung und Begleitung, von Pädagogen, Betroffenen und Angehörigen aus vielen Blickwinkeln erörtert.

Wie kommen Menschen mit ADHS/ADS im Bildungssystem zurecht? Diese Frage wurde jetzt im Kreishaus von über 80 Fachkräften aus Medizin, Therapie, Beratung und Begleitung, von Pädagogen, Betroffenen und Angehörigen aus vielen Blickwinkeln erörtert.

An diesem Tag kamen Menschen mit ADHS/ADS (AufmerksamkeitsDefizitStörung mit bzw. ohne Hyperaktivität) oder deren Angehörige, Fachkräfte aus Kita und Schule sowie Fachkräfte aus Medizin, Therapie, Beratung und Begleitung ins Gespräch. In drei Austauschrunden nahmen sie gemeinsam die eigene Perspektive, aber auch die Perspektive der anderen Teilnehmenden auf das Thema in den Blick.

An sechs Tischen wurden die „bunten“ Gruppen von Tischmoderatorinnen und Tischmoderatoren begrüßt: Zu ihnen gehörten die Landesvorsitzenden NRW von ADHS-Deutschland e.V., Mitglieder des Kompetenzteams für Lehrerfortbildung sowie Vertretungen aus psychologischen, therapeutischen und beratenden Einrichtungen im Kreis Düren.

Einige Teilnehmende zeigten sich überrascht über die Widerstände, Reaktionen und Vorurteile, mit denen Menschen mit ADHS und deren Familien klar kommen müssen „nur weil man eine >unsichtbare<, nicht-körperliche Erkrankung hat“. „Eine Selbsthilfegruppe für Düren wäre gut!“ war ein großer Wunsch von Betroffenen.

Fachkräfte aus Kita und Schule erkannten, wie wichtig es ist, die Eltern bei einem Verdacht auf ADHS darauf hinzuweisen. Sie zeigten sich positiv überrascht über „das breite Angebot der Fortbildung und des Wissens um die Problematik“. So können im Kreis Düren die Moderatorin Birgit Faber-Freyaldenhoven und der Moderator Wolfgang Verhaaren für schulinterne Fortbildungsveranstaltungen gebucht werden. Eine weitere Möglichkeit der Qualifizierung bietet der Lehrer-Arbeitskreis ADHS und Schule, der sich mehrmals im Jahr in Jülich zusammensetzt. Ebenso wurde von Eltern und Pädagogen der Austausch mit Fachkräften aus Beratungsstellen und Medizin sowie Therapie als sehr hilfreich empfunden.

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Vor dem Austausch in Gruppen hatten Margret Sieben und Andrea Rokuß, Mitarbeiterinnen des Regionalen Bildungsbüros, Experten auf dem Podium mit immer wieder in den Medien zu hörenden oder zu lesenden Behauptungen konfrontiert. Viele dieser Behauptungen wurden im Gespräch mit Dr. Bodo Müller, Chefarzt der KJP am St. Marien-Hospital Birkesdorf, Herta Bürschgens, ADHS Deutschland e.V., und Thomas Martin, Lehrer und Datenschutzbeauftragter für Schulen im Rhein-Erft-Kreis, widerlegt oder entkräftet: „ADHS wächst sich nicht aus!“, „Es ist keine Modekrankheit“, „In manchen Fällen ist Medikation unverzichtbar und verantwortbar“ sind nur einige der Erkenntnisse, die gewonnen wurden. Die Frage, ob und wer in der Schule über die Störung eines Kindes informiert werden soll, lässt sich nur im Einzelfall beantworten.

In kurzen Interviews gaben zwei betroffene Erwachsene Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen. Der Vater eines sechsjährigen ADHSlers sieht die frühzeitige Diagnose und medizinisch-therapeutische Begleitung sowie eigene beruflich bedingte Kompetenzen aus dem Pflegebereich als wichtige Säulen. Auch im engeren Umfeld einer Familie wird ADHS aufgrund der Symptomatik (Zappeligkeit und Unkonzentriertheit) oft negativ gesehen, der Blick für die positiven Besonderheiten wie zum Beispiel Kreativität und Hilfsbereitschaft geht verloren. Ein Ergotherapeut schilderte eindrucksvoll seinen schulischen Werdegang als ADHSler: zweimal eine Klasse übersprungen, zweimal eine Klasse wiederholt und dann doch ein gutes Abitur gemacht. Er mahnte an dieser Stelle, die eher verträumt wirkenden "Hypos", Menschen mit Aufmerksamkeitsstörungen ohne Hyperaktivität, nicht zu übersehen. Für die offenen und erfrischenden Statements der Betroffenen gab es großen Dank aus dem Plenum.

Erstrebenswert ist eine bessere Vernetzung von allen Beteiligten. "Man muss nicht immer so groß denken. Auf die Kleinigkeiten kommt es an: das Kind verstehen – wertschätzen – Zuwendung", war eine weitere Rückmeldung am Ende der Veranstaltung. Alle Rückmeldungen werden als Grundlage einfließen in die weitere Arbeit für und mit jungen Menschen mit ADHS/ADS im Kreis Düren.

Informationen zu ADHS:
Vielfältige Informationen findet man unter www.adhs-deutschland.de.
Erreichbar sind die Fortbildungskräfte für Schulen über die Internetseite https://www.kompetenzteams.schulministerium.nrw.de (unter „Kreis Düren" – "Team“).
Weitere Informationen zu zahlreichen Angeboten in Stadt und Kreis Düren sind nachzulesen in der Informationsbroschüre des Arbeitskreises AD(H)S, die unter www.dn.rbn.nrw.de (Rubrik: Materialien) zum Download zur Verfügung steht.


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