Neu eröffnet: Heinsberger Kreismuseum ist jetzt Begas Haus

Heinsberger "Mona Lisa" hat einen Ehrenplatz
Von Redaktion [22.03.2014, 07.42 Uhr]

Neue Räume, neue Sammlungsstücke, neues Konzept: ein Museum erfindet sich neu. Carl Joseph Begas d. Ä. (1794–1854) ist als gebürtiger Heinsberger und Begründer einer berühmten Künstlerdynastie namensgebender Mittelpunkt vom neuen Begas Haus – Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg, das jüngst Eröffnung feierte.

Zehn aufwändig und durchdacht gestaltete Räume auf einer Gesamtfläche von 613 Quadratmetern und ausgestattet mit interaktiven Medien- und Hörstationen ermöglichen hier "einen vielschichtigen Ort des „life-long-learning“", wie die Pressemitteilung wirbt.. Die imposanten Gemälde und Skulpturen der Künstlerdynastie Begas und Kulturschätze aus der Heinsberger Geschichte würden farbenprächtig und dramaturgisch verwoben präsentiert.

Die Malerpersönlichkeit Carl Joseph Begas d. Ä. vereint beide Schwerpunkte des Museums: Kunst und Regionalgeschichte. Der preußische Hofmaler ist nun die zentrale Figur der neuen Dauerausstellung. Aber auch seine zahlreichen Nachkommen werden erstmalig in den Fokus gerückt. Im BEGAS HAUS sind zwei sonst meist strikt getrennte Bedeutungsebenen verzahnt: „Kunstmuseum“ und „Historisches/Archäologisches Museum“ - ein überregional einzigartiges Alleinstellungsmerkmal. Hier eröffnen sich dem Publikum vielfältige Perspektiven auf die Kunst- und Mentalitätsgeschichte der behandelten Epochen.

Etwa 90 Prozent künftig ausgestellten Werke stammen aus eigenem Museumsbestand. Namhafte Museen wie die Stiftung Stadtmuseum Berlin haben zudem bereitwillig hochkarätige Leihgaben für Heinsberg bereit gestellt, um die aktuelle Präsentation auf mehrere Jahre hinaus zu ergänzen und zu bereichern. Die Alte Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin ?konnte als Leihgeber von rund 20 Skulpturen und Gemälden gewonnen werden. Neben weiteren Leihgaben anderer Museen wird der dem Museum als Dauerleihgabe von der Familie Begas übergebene archivalische Nachlass erschlossen. Dank der Förderung der Kulturstiftung der Länder kann die in der Familie Begas gleichsam vorgegebene historische Achse Heinsberg - Berlin erstmals in ihrer Gesamtheit und Bedeutung erlebbar gemacht werden.

Die teils monumentalen Werke vermitteln eine Vorstellung von der Bedeutung der mehrere Generationen umspannenden Berliner Künstlerdynastie für die deutsche Kunst zwischen 1810 und 1914, zwischen Romantik und Wilhelminischer Kaiserzeit. Die preußische Residenzstadt war Hauptwirkungsstätte der Künstlerfamilie, nicht zuletzt dank der Förderung der Begas ? durch die preußischen Könige und deutschen Kaiser. Viele Gemälde von Begas d. Ä. und seinen Söhnen befinden sich in den Museen und Schlössern in Berlin und Potsdam; die monumentalen Skulpturen von Reinhold Begas wie das Bismarckdenkmal und der Neptunbrunnen prägen noch heute das Bild der Hauptstadt. Die bundesweit einzigartige Heinsberger Sammlung Begas wurde mit Mitteln und der Unterstützung vieler Zuwendungsgeber um zahlreiche Neuerwerbungen erweitert, darunter einige lange verloren geglaubte Hauptwerke von Begas d. Ä. wie „Die Apotheose der Tänzerin Fanny Elßler“ (1832), „Heinrich IV. in Canossa“ (1833) und „Die Winzerfamilie“ (1850).

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Zu Beginn der 1950er Jahre gelang es dem damaligen ehrenamtlichen Museumsleiter August Lentz in der schwierigen und finanziell beengten Phase des Wiederaufbaus den Grundstock zur heutigen Sammlung mit Werken des gebürtigen Heinsbergers und preußischen Hofmalers Carl Joseph Begas d. Ä. zu legen. Am Anfang standen u. a. ein 1954 aus dem Wiesbadener Kunsthandel erworbenes „Mädchenbildnis“ von ca. 1821, das gemeinhin als Porträt der ?Fanny Mendelssohn gilt (im Volksmund auch die „Heinsberger Mona Lisa“ genannt), und 1958 die „Lureley“, das gefeierte Hauptwerk Begas’ von 1835, das nur dank Lentz ? Weitsicht davor bewahrt wurde, in einer „Weinstube am Rhein“ zu landen.

Mit Verweis auf die angespannte finanzielle Situation des Museums – die Jahresmittel für Unterhalt, Ausstellungen und Neuerwerbungen betrugen seinerzeit 2000 DM – erwirkte Lentz immer wieder erfolgreich Beihilfen u. a. von Stadt und Kreis Heinsberg. Mit der Ausstellung „Carl Joseph Begas (1794-1854) - Blick in die Heimat“ aus Anlass des 200sten Geburtstages im Jahr 1994 wurde der Aufbau der Begas-Sammlung in Heinsberg kontinuierlich weiterverfolgt. Mehr als 20 Neuankäufe wurden seither insbesondere durch die Unterstützung der Kreissparkasse Heinsberg und ihrer 1993 gegründeten Sparkassen-Kunst-Stiftung ermöglicht.

Rund um die Begas-Kunst wird Heinsberger Geschichte veranschaulicht. Die ebenfalls bedeutende Regionalgeschichtliche Sammlung des Museums wurde um teils noch nie gezeigte Exponate aus eigenem Bestand sowie herausragende Leihgaben bereichert, darunter große Teile des Kirchenschatzes der benachbarten ehemaligen Stiftskirche St. Gangolf. Ein Raum bleibt auch zukünftig für die stets erfolgreichen Wechselausstellungen des Museums reserviert. In absehbarer Zeit wird auch die bedeutende ur- und frühgeschichtliche Sammlung wieder Einzug ins Museum halten und im Rahmen von Führungen zugänglich sein.

Die Kosten für den Umbau waren mit 920.000 Euro veranschlagt worden. Durchaus mit stolz können die Verantwortlichen melden, dass die Kosten sogar geringer ausfielen. Gelingen konnten die Umsetzung durch die maßgebliche finanzielle Beteiligung von Kreis und Stadt Heinsberg sowie der Kreissparkasse Heinsbergm die das Museum zum 1. Januar 2011 in den neuen Trägerverein Museum Heinsberg e. V. überführte. Aus den Mitteln des Trägervereins erfolgte die Sanierung und Neugestaltung des Torbogenhauses, des Sitzes des ehemaligen Kreismuseums. Parallel dazu erfolgte unter maßgeblicher Beteiligung der Städtebauförderung des Landes Nordrhein- Westfalen die Kernsanierung der städtischen Liegenschaft des benachbarten „Haus Lennartz“, das künftig in Teilen vom Museum mit genutzt wird: Das betrifft den Eingangs- und Kassenbereich sowie die Wechselausstellungsfläche im ersten Obergeschoss.


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