Konjunktur im Rheinland nimmt Fahrt auf
Von Redaktion [12.03.2014, 15.34 Uhr]
Die sich im Herbst 2013 abzeichnende Konjunkturbelebung im Rheinland hat zum Jahresbeginn 2014 eingesetzt. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Rheinland (Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein, Wuppertal-Solingen-Remscheid) unter rund 2.500 Betrieben.
Die rheinische Wirtschaft bewertet sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch ihre Erwartungen für die kommenden Monate positiver als im Herbst 2013. "Wenn sich die Erwartungen der Unternehmen erfüllen, können wir für dieses Jahr wieder mit einem deutlichen Wachstum in der Region rechnen", sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen: "Die Betriebe erwarten einen Anstieg der Exporte, falls sich die Lage im europäischen Ausland weiter stabilisiert und die Schwellenländer wieder zu einem stärkeren Wachstum zurückkehren." Sorge bereite der Wirtschaft allerdings die aktuelle Krise in der Ukraine.
Die Investitionspläne der Unternehmen legten zwar leicht zu, jedoch gebe es noch Zurückhaltung bei den Beschäftigungsplänen. "Hintergrund sind eine weiterhin bestehende Verunsicherung im Hinblick auf die weltwirtschaftliche Entwicklung nach der Finanzkrise und die Vorhaben der Großen Koalition in Berlin", sagt Dr. Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf: "Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes oder der Rente und die Debatte um den Mindestlohn können einen längerfristigen Aufschwung gefährden."
Derzeit schätzen 38 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut ein (Herbst 2013: 33 Prozent) und nur zwölf Prozent (Herbst 2013: 15) als schlecht. Getragen wird diese Aufhellung vor allem durch die Dienstleister und den Großhandel. Bei den Erwartungen legt der Saldo zum dritten Mal in Folge zu und liegt jetzt bei 24 Punkten. 35 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer weiteren Verbesserung, nur jedes neunte mit einer Verschlechterung. "Eine ähnlich positive Erwartungshaltung herrschte im Rheinland zuletzt zum Jahresbeginn 2011. Insbesondere der Großhandel und die Industrie sind optimistisch", sagt Bayer. Der Konjunkturklimaindex stieg zum dritten Mal in Folge von 116,5 im vergangenen Herbst auf jetzt 124,9 Punkte und liegt damit über der neutralen 100-Punkte-Grenze und dem langjährigen Durchschnitt von 112.
Doch die Betriebe sehen auch Unwägbarkeiten. Neben der Inlandsnachfrage werden laut der Erhebung auch die hohen Energie- und Rohstoffpreise als ein besonderes konjunkturelles Risiko betrachtet. Diese Gefahr sehen 48 Prozent aller Betriebe, in der Industriebranche sind es sogar 63 Prozent. Hierbei spiele auch die anhaltende Diskussion um eine EEG-Reform und die drohende Abschaffung der besonderen Ausgleichsregelung für energieintensive Unternehmen eine zentrale Rolle. Weitere Risiken seien die Arbeitskosten und der Fachkräftemangel. Vor allem die Dienstleistungsbranche sieht sich hiervon überdurchschnittlich oft betroffen. "Daran haben die ersten Schritte der Großen Koalition nichts geändert", sagt Bayer: "Ganz im Gegenteil, die geplante Neuregelung der Rente und die beabsichtigte Einführung von flächendeckenden Mindestlöhnen verstärken die Verunsicherung noch."
Auch landespolitische Themen bewegen die Betriebe im Rheinland. "Die Verkehrsinfrastruktur wurde in der Vergangenheit stark vernachlässigt und führt jetzt immer öfter zu gravierenden Behinderungen, Staus und Verspätungen", mahnt Bayer. Außerdem müsse bei der Erstellung des neuen Landesentwicklungsplans aus Sicht der Wirtschaft beim Thema Gewerbe- und Siedlungsflächen nachgebessert und eine Metropolregion Rheinland festgeschrieben werden. Auch die geplante Hochschulgesetzesnovelle gefährde den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. Die Hochschulfreiheit steigere die Wettbewerbsfähigkeit und sichere Arbeitsplätze. Wenn an die Stelle von Freiheit künftig Rechtsverordnungen, Rahmenvorgaben und Verträge träten, könne das für die Wirtschaft in NRW und Rheinland negative Folgen haben.
"Außerdem können Entwicklungen wie derzeit in der Ukraine den wirtschaftlichen Aufschwung gefährden", warnt Siepmann: "Die Börsen haben schon mit deutlichen Rückgängen reagiert. Ein Boykott Russlands könnte die Energiepreise steigen lassen und ein Staatsbankrott der Ukraine zu einer Rückkehr der Finanzkrise in Europa führen."
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