Aldenhovener Autotestzentrum auf der Zielgeraden
Von Redaktion [06.12.2013, 07.06 Uhr]

Das Aldenhoven Testing Center aus der Vogelperspektive. Foto: RWTH Aachen

Das Aldenhoven Testing Center aus der Vogelperspektive. Foto: RWTH Aachen

Die Automobilteststrecke kriegt die Kurve, könnte man salopp sagen. Mit einer seltenen Spezialmaschine haben die Bauarbeiter zum guten Schluss auch die größere der beiden Steilkurven des Aldenhoven Testing Centers (ATC) fertiggestellt und das Oval geschlossen. Ein imponierendes Stück Straße ist auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Emil Mayrisch bei Siersdorf entstanden. Die größere Kurve hat einen Durchmesser von 186,5 Metern, ihre Fahrbahn ist um bis zu 36 Grad geneigt. Auf zwei Beinen könnte man sie schwerlich überqueren, denn das sind immerhin 72 Prozent Steigung.

Gebaut wurden die Steilkurven, um den Autotestern lange Fahrten mit hoher Geschwindigkeit auf begrenztem Raum zu ermöglichen. In den Steilkurven treten keine Querkräfte auf, das ist für die Ingenieure bei bestimmten Messreihen wichtig. Wenn im Oktober, spätestens November der Testbetrieb beginnt, könnten die Fahrer die Hände vom Steuer nehmen, ihr Auto findet den Kurvenausgang von ganz allein ...

Die Steilkurven ermöglichen es ihnen zudem, mit hohem Tempo in die verschiedenen Elemente der Teststrecke einzufahren, die sich im Inneren des Ovals befinden: ein Handlingkurs, eine Brems- und eine Schlechtwegstrecke sowie eine große Dynamikfläche. Letztere ist bereits seit 2009 in Betrieb, die benachbarte Filmautobahn sogar schon seit 2005. "Es war ein langer Atem erforderlich, die Idee einer Autoteststrecke auf diesem lange Zeit brachliegenden Gelände umzusetzen", erinnerte sich Initiator Landrat Wolfgang Spelthahn an manche Sackgasse und viele Widerstände, als er das Testgelände jetzt gemeinsam mit den Aufsichtsräten der ACI (Automotive Center for Industry) begutachtete.

An Fahrt und Bedeutung hat das Projekt gewonnen, seit der Kreis Düren die Exzellenz-Universität RWTH Aachen University zum Partner hat. Für die Wissenschaftler der RWTH-Institute für Kraftfahrzeuge, Verbrennungskraftmaschinen und Regelungstechnik ist das Testzentrum vor ihrer Haustür Gold wert, weil der Feinschliff an ihren technologischen Neuentwicklungen nur auf der Straße stattfinden kann. "Für uns ist das optimal! In Kürze können wir umfassende Testprogramme verschiedener Entwicklungsdomänen in Aldenhoven absolvieren", freuen sich die drei ATC-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Maciej Foltanski, Dr.-Ing. Martin Nijs und Dr.-Ing. Frank-Josef Heßeler.

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Ausdrücklich steht das Gelände auch allen Unternehmen offen. Es ist eine Einladung insbesondere an die mittleren und kleineren Firmen, sich an der Entwicklung des Autos der Zukunft zu beteiligen. Um die heimische Automobilindustrie langfristig zu stärken, hat das Land NRW die jüngsten Baumaßnahmen auf dem Gelände gefördert; 7,6 der 9,5 Millionen Euro steuerte es bei.

Einzigartig ist die Galileo-Forschung, die im ATC angesiedelt ist. Weltweit können nirgends sonst automobile Anwendungen getestet werden, die auf das künftige europäische Satellitensystem Galileo gestützt sind. Dazu wurden rings um das Testgelände sechs Pseudosatelliten an Masten angebracht. Sie simulieren die Signale, die voraussichtlich ab 2018 aus dem All kommen werden. Auf diese Weise können im Kreis Düren schon heute neue Fahrerassistenzsysteme erprobt werden, die das Autofahren künftig komfortabler und sicherer machen.

Landrat Wolfgang Spelthahn freut sich sehr, dass der Kreis Düren Standort für das Leuchtturmprojekt ATC ist und von der Region Aachen sicher wichtige Impulse für die Entwicklung des Autos der Zukunft ausgehen werden. Der erhoffte Einstieg in die Wiederbelebung der Industriebrache ist jedenfalls gelungen. Erste Büros und je eine Werkstatt für Personen- und Lastkraftwagen werden schon in Kürze gebaut, Platz für weitere Firmen gibt es reichlich. So könnte mit dem Automobiltestzentrum auch das große Gelände die Kurve kriegen - mit positiven Auswirkungen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt.


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