Pfarrer Hans-Otto von Danwitz

Paulus-Pilger zurück in Düren
Von Dorothée Schenk [12.10.2013, 08.03 Uhr]

Drei Monate war Hans-Otto von Danwitz unterwegs.

Drei Monate war Hans-Otto von Danwitz unterwegs.

Von Düren nach Rom über Athen nach Korinth, durch die Türkei bis nach Jeruslam führte der Weg für Hans-Otto von Danwitz. Der Pfarrer von St. Anna Düren war auf den Spuren des Apostels Paulus unterwegs: Mit 10 Kilo Rucksackgepäck, dem Abschiedsgeschenk, einer Kette mit dem Engel der Kulturen um den Hals, und dem Rosenkranz der Erstkommunionkinder am Pilgerstab war er gut gerüstet.

Der bekehrte Saulus ist für den Seelsorger Hans-Otto von Danwitz ein ganz besonderer Mensch – und ein Vorbild, wie sich aus den Worten hören lässt, die er aus Tarsus nach Hause schrieb: „Auch wenn Paulus selbst das Handwerk des Zeltmachers gelernt hat, merkt man an seinen Briefen, wie er von der intellektuellen Auseinandersetzung seiner Zeit geprägt ist. Verschiedene Sprachen, verschiedene Denkansätze, verschiedene Glaubensüberzeugungen haben ihn zu einem Menschen der Auseinandersetzung und persönlichen Überzeugung gemacht, zunächst als eifriger Kämpfer für seinen jüdischen Glauben gegen die neu entstehende Bewegung der Christen und genauso eifrig und überzeugt für die Sache Jesu. Auf dem Weg hierher nach Tarsus habe ich mich immer wieder gefragt, was diesen Paulus ausgemacht hat: Wie tief muss sein Bekehrungserlebnis gewesen sein, dass es sein Leben so grundlegend verändert? Er hatte den Mut, sich dem Denken und Glauben seiner Zeit zu stellen, in der Pluralität seine Position zu finden und diese zu vertreten. Und bei all dem macht er immer wieder deutlich, dass es nicht sein Verdienst ist, sondern wie sehr er in seiner menschlichen Schwachheit auf die Kraft Gottes baut, ja dass dies zu seinem Programm, zu seiner Lebenseinstellung wird, auch seine ganzen Schwächen und Grenzen – die körperlichen wie auch die seiner Lebensgeschichte – zu bejahen, aufzunehmen und sie als Basis zu verstehen, dass Gott darin seine Stärke, seine Kraft erweisen kann.“

Von diesem Feuer hat sich der Dürener Pfarrer auf seinem über 4500 Kilometer langen Weg in Richtung Jerusalem für jeden sichtbar anstecken lassen, wenn er noch pilgergebräunt und mit blitzenden Augen von seinen Erfahrungen erzählt. Praktisch unter den Füßen brannte Pfarrer von Danwitz die Erkenntnis von der Via Appia in Rom angefangen – „Es war ein inniger Gedanke, dass über diese alten Steine auch schon Paulus gelaufen ist“ – über das Forum in Athen bis zu den Ruinen von Antiochia.

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Gelebte Gastfreundschaft in der Türkei.

Gelebte Gastfreundschaft in der Türkei.

Abseits des übervollen Terminkalenders, der den Priesterratssprecher im Bistum Aachen nach seiner Rückkehr wieder erwartete, fand er in der Natur, in der Schöpfung Ruhe. Begeistert und begeisternd kann er von der Wanderung durch die Türkei mit seiner abwechlungsreichen Landschaft erzählen und von dem Geschenk der Zeit, das ihm die Menschen auf seinem Weg machten. Die Männer in den Teehäusern, die ihn einluden, Familien bei der Feldarbeit, die das Frühstück mit ihm teilten, ganze Dorfgemeinschaften, die Anteil nahmen an seinem Weg. „Die erste Frage war immer: Wo kommst Du her? Die zweite: Bist Du verheiratet? Dann kam meist die Frage: Bist Du Christ, oder welchen Glauben hast Du?“ Viel Achtung habe er für seine „Hadsch“, seine Wallfahrt, erfahren, die oft in einer Einladung zum Gebet mündete, wenigstens aber in freundschaftlicher Verbundenheit.

„Das war ja so die Grundhaltung: ,Ich schenke Dir den Tag, mal sehen, was daraus wird.’ Gerade einmal nicht alles durchplanen zu können, weil Du nicht weißt, wo Du landest und ein Dach über dem Kopf bekommst. Und dann so viele positive Überraschungen durch Leute, die Dir Gutes zuteil werden lassen.“ Gerührt hat den Seelsorger die tiefe Sorge um ihn, den Fremden. Sie war nicht nur die Anteilnahme und Gastfreundschaft, sondern galt Leib und Leben. Vor allem an der syrischen Grenze, an der die Spannungen natürlich am deutlichsten zu spüren waren. Dennoch habe er nie Angst gehabt, beteuert der heimgekehrte Pilger von Danwitz glaubhaft. „Dies ist ohnehin eine schöne Erfahrung: Wenn ich mich einfach auf den Weg und auf die Führung Gottes einlasse – mit der Offenheit und dem Vertrauen, dass er mit mir gute Wege geht, kann ich immer wieder ein Danklied anstimmen, wie gut Gott es mit mir meint“, schreibt er nach Hause.

Nachwirkungen der Pilgerschaft werden die Gläubigen in St. Lukas Düren spüren. „Ich nehme mit die gewachsene Erkenntnis, welche Bedeutung der christ- liche Glaube hatte und hat, was Paulus und die anderen Zeuginnen und Zeugen des Glaubens investiert haben, dem Auftrag Jesu zu entsprechen und diesen Glauben in die Welt zu tragen, und damit verbunden den Willen, alle Kraft und Phan- tasie einzubringen, auch heute in gutem Sinne missionarisch zu leben und zu wirken.“ In den aktuellen Aufgaben etwa für die Umstrukturierungen in St. Bonifatius fühlt er sich nun diesem Gedanken verpflichtet. Getragen wird der Seelsorger nach dreimonatiger Pilgerzeit auch durch das intensive Erleben des respektvollen Miteinanders der Religionen. In diesem Sinne freut er sich auf den 26. September, wenn der Engel der Kulturen (mehr dazu in der nächsten Ausgabe) durch Düren rollt. Aus Zypern schrieb Pfarrer von Danwitz: „Ich vertraue auf den Engel der Kulturen, den ich um den Hals trage, der aus den Symbolen der drei großen Weltreligionen entsteht. Der Engel war es, der gesagt hat, dass für Gott nichts unmöglich ist. Daran will ich fest glauben.“

Seine Erlebnisse schildert Hans-Otto von Danwitz in einem Lichtbildvortrag am Freitag, 16. Oktober, um 15.15 Uhr in der Marienkirche.


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