Flächenverbrauch drängendstes Thema der Kreisbauernschaft
Von Redaktion [24.05.2013, 16.26 Uhr]

Zur vierten Auflage des Arbeitsgespräches luden Landrat Wolfgang Spelthahn und der Kreisbauernvorsitzende, Erich Gussen, alle Landwirte des Kreises ein. Gemeinsam diskutierte man in der gut besuchten Aula der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer über die aktuellen Entwicklungen, aber auch die allgemeinen Sorgen und Nöte des landwirtschaftlichen Berufsstandes im Kreis Düren.

Bereits in seiner kurzen Einführung machte Gussen deutlich, welche Themen die Dürener Landwirte zurzeit am meisten beschäftigen: Insbesondere die nicht enden wollende Problematik des Flächenverbrauches stellte der Vorsitzende in den Vordergrund seiner Ausführungen. Auch mit Kritik an den Planungen zur Ansiedlung eines Containerterminals und hiermit verbundener Flächeninanspruchnahme sparte er im Folgenden ebenso wenig, wie er auch die Forderung des Berufsstandes nach einer dringend notwendigen Umgestaltung beim Umgang mit Eingriffs- und Ausgleichsmaßnahmen deutlich machte.

Der Landrat wurde weiterhin gebeten, einen Überblick zum aktuellen Planungsstand der derzeit Landschaftspläne zu geben, die derzeit erarbeitet werden, und den Standpunkt der Kreisverwaltung zu den Flächenbegehrlichkeiten der an den Restsee Inden angrenzenden Kommunen zu erläutern sowie darzulegen, wie die Verwaltung zukünftig mit den Änderungen im Baugesetzbuch zur gewerblichen Tierhaltung umgehen werde.

Der Vorsitzende machte zum Abschluss seiner Ausführungen allerdings nochmals den zentralen Standpunkt der Landwirtschaft deutlich, dass es unabhängig von jeder dieser angesprochenen Problematiken letztlich entscheidend sei, wie die Gesellschaft mit dem zunehmenden Flächenverbrauch weiter umgehen werde.

Landrat Spelthahn griff in seinen Ausführungen sodann diesen Schwerpunkt der Diskussionen auf und betonte zunächst, wie wichtig er diesen Dialog mit der Landwirtschaft empfinde. Die Landwirtschaft sei weiterhin eine der tragenden Säulen des Kreises Düren als ländlich geprägte Region, so Spelthahn.

Zu den Planungen zur Ansiedlung eines Containerterminals im Bereich Arnoldsweiler verwies der Landrat auf eine Studie des Fraunhofer-Institutes, das diesen Standort als besonders geeignet für die Ansiedlung eines solchen Gewerbezweiges ermittelt habe. Als Vertreter der Kreisverwaltung verwies er jedoch darauf, dass die Entscheidung, inwiefern ein solches Projekt überhaupt realisiert werden könne, und insbesondere in welchem Umfang, allein in die Zuständigkeit der Stadt Düren falle, der die alleinige Planungshoheit obliege. Er persönlich halte vor dem Hintergrund der allgemeinen Erwartungen, dass der Frachtverkehr in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen werde, die Realisierung eines solchen Projektes für durchaus sinnvoll.

Allein sei auch er letztendlich der Auffassung, dass die derzeit von einem durch die Stadt Düren beauftragten Gutachter thematisierte Flächeninanspruchnahme von etwa 150 Hektar noch deutlich nach unten korrigiert werden könne. Spelthahn machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass zwar grundsätzlich der zukünftigen Sicherung von Arbeitsplätzen im Kreis Düren Rechnung getragen werden müsse. Die Politik sei daher auch zur nachhaltigen Sicherung des Industriestandortes Düren gehalten, solche Projekte zu unterstützen. Allein dürfe dieses nicht dazu führen, den landwirtschaftlichen Gunststandort Düren auf Dauer abzuschaffen.

Im Weiteren bezog der Landrat sodann auch zum Thema Flächenverbrauch eindeutig Stellung: Der Kreis Düren habe sich zwischenzeitlich mit einem Schreiben unmittelbar an die zuständige Staatskanzlei des Landes NRW gewandt, um dort neben den bereits gängigen Ausweisungen von Konzentrationszonen für Windenergieanlagen oder Ähnlichem nunmehr auch eine Ausweisung von Schutzflächen für die Landwirtschaft zu fordern. Der Landrat hob in seinen Ausführungen hervor, dass er zunehmend den Eindruck gewinne, dass gerade bei der Umsetzung von Baumaßnahmen und der damit verbundenen zusätzlichen Flächeninanspruchnahme durch Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen der Artenschutz zwischenzeitlich höher bewertet werde als das Schutzgut Mensch.

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„Wir sind dabei, die Natur vom Menschen ein Stück weit zu entfernen“, so Spelthahn. „Aber wer ist schließlich näher an der Natur als die Landwirtschaft?“. Mit großer Zustimmung, so heißt in der Pressemitteilung, nahmen die Anwesenden diese Ausführungen des Landrates zur Kenntnis.

Auch zur Tierhaltung äußerte sich der Landrat. Er stellte in diesem Zusammenhang zunächst heraus, dass er seine persönliche Einstellung zu größeren Tierhaltungsanlagen angepasst habe, nachdem er sich persönlich ein Bild von moderner Tierhaltung machen konnte. Er teile die Auffassung der Landwirtschaft, dass die Gesellschaft den Wert der Lebensmittel derzeit noch nicht ansatzweise erkannt habe und der Bedarf alleine mit Kleinstrukturen nicht zu decken sei. So entscheide auch der Verbraucher letztlich alleine, was ihm eine durchgreifende Änderung in der Tierhaltung wert sei. Gleichwohl betonte der Landrat seine ablehnende Haltung gegenüber rein kapitalorientierten Investoren. Er trete weiterhin allein für die Stärkung ortsansässiger Betriebe ein.

Kritik übte der Landrat schließlich an den Plänen zur Errichtung des geplanten Pumpspeicherkraftwerkes in Simmerath. Hier stehe der erwartete Nutzen in keinem Verhältnis zu den erheblichen Auswirkungen – gerade auch im Hinblick auf die geplante Flächeninanspruchnahme, die eine rund zehnjährige Planungs- und Umsetzungsphase dieses Projektes mit sich bringen würden.

In der weiteren Diskussion erneuerten auch zahlreiche Teilnehmer der Veranstaltung ihre Kritik an dem zunehmenden Flächenverbrauch landwirtschaftlicher Flächen im Kreis Düren. Es wurde wiederholt an den Landrat appelliert, diesem durch geeignete Maßnahmen endlich Einhalt zu gebieten. Weiterhin wurde die Initiative des Kreises für die Ausweisung von landwirtschaftlichen Vorrangflächen ausdrücklich begrüßt.

Der ebenfalls anwesende CDU-Landtagsabgeordnete, Josef Wirtz, warb schließlich bei den Anwesenden auch um ein wenig Verständnis für den Kreis Düren, der oftmals nicht unmittelbar für die Flächenverbräuche verantwortlich zu machen sei. Es seien oftmals bundes-, landes- und europäische Gesetzgebungsverfahren, die zu einer Verschärfung der Problematik des Flächenverbrauchs beitragen. Er sagte in diesem Zusammenhang seinem ursprünglichen Berufsstand weiterhin sein volles Engagement zu, sich für die Belange der Landwirtschaft auf Landesebene einzusetzen.

Zum Abschluss der Veranstaltung zog Gussen schließlich ein positives Fazit. Er bedankte sich beim Landrat für seine Bereitschaft, den ständigen Dialog mit der Landwirtschaft zu pflegen und stellte nicht zuletzt zufrieden fest, dass die Ausführungen und Initiativen der Kreisverwaltung zeigen, dass man sich im Kreis Düren der gemeinsamen Verantwortung im Umgang mit unseren hochwertigen Ackerflächen stellen wolle.


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