Konzept, Planung und Umsetzung in fünf Monaten

Marienschule in Aldenhoven ist Offene Ganztagsgrundschule
Von Dorothée Schenk [30.08.2005, 17.49 Uhr]

50 von 200 Mariengrundschülern in Aldenhoven nutzen das Angebot der Offenen Ganztagsgrundschule und fahren mittags nicht mehr heim.

50 von 200 Mariengrundschülern in Aldenhoven nutzen das Angebot der Offenen Ganztagsgrundschule und fahren mittags nicht mehr heim.

Es passierte – fast – in aller Stille. Prompt auf Bedarf reagieren ist die Devise von Hilde Viehöfer-Emde. Die Rektorin der Aldenhovener Marienschule hat innerhalb von fünf Monaten ohne große Zuschüsse, Baumaßnahmen und zeitraubender Diskussionen mit ihrem Kollegium eine Offene Ganztagesschule aus der Taufe gehoben. „Die Erhebung im März ergab eine so große Nachfrage, dass wir sofort angefangen haben“, erzählt die Schulleiterin. 54 der rund 200 Kinder der Marienschule sind zu Mittagstisch und Nachmittagsbetreuung angemeldet. Und beides wird von qualifizierten Kräften getragen: Gut Köttenich liefert die abwechslungsreichen Hauptmahlzeiten, die inklusive Nachtisch 2 Euro kosten. Und das schmeckt: „Am ersten Tag gab es Pizza – das war toll!“ erzählt der sechsjährige Niklas strahlend. Schnitzel, frischer Salat, Obst und an diesem Tage Fischstäbchen standen ebenso auf dem Speiseplan der ersten Woche.

Anschließend werden unter den Argusaugen von Erzieherin Claudia Thönissen Hausaufgaben gemacht. „Möglich war die schnelle Umsetzung der Offenen Ganztagsgrundschule auch deshalb, weil die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche und der Gemeinde so gut ist“, so Hilde Viehöfer-Emde. Denn auch Arbeitsplatz-Sicherung und –Beschaffung betreibt die Marienschule mit ihrem neuen Angebot: 2007 soll die Offene Ganztagsgrundschule die Horte ablösen. Letzteren werden die Zuschüsse gestrichen. Erzieherin Thönissen hätte ihren Arbeitsplatz verloren. Ihr zur Seite steht die 400-Euro-Kraft Birgit Ross, ebenfalls ausgebildete Erzieherin. „Uns ist es wichtig, ein qualifiziertes Angebot zu haben“, betont die Rektorin, „und das ist nur mit qualifiziertem Personal möglich.“ Aufgestockt werden die Fachfrauen und –männer durch viele engagierte Mitarbeiter, dazu gehören auch Mütter, die beim Mittagstisch mithelfen.

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Erzieherin Birgit Ross schenkt beim Mittagstisch frisch ein

Erzieherin Birgit Ross schenkt beim Mittagstisch frisch ein

Massenabfertigung ist verpönt in der Marienschule: „Wir haben den Stundenplan so abgestimmt, dass in Etappen gegessen und gearbeitet wird“, erläutert Schulleiterin Viehöfer-Emde. Diese „Marschroute“ gilt auch für das Freizeitangebot. Rund zehn AGs stehen zur Auswahl. Ein Schwimmmeister Nahmout Sefidroudi gibt Unterricht, Künstler mit Ausbildung, wie etwa Goldschmied Gerd Frank, handwerken mit den Kindern, Betreuer von Sport und Spiel haben entsprechende Übungsleiterscheine… Für dieses Rundum-Angebot zahlen die Eltern 25 Euro. Bisher kostete die Betreuung „8 bis 1“ ohne Mittagessen 40 Euro.

Dabei wird die Gemeinde Aldenhoven, die dem Haushaltssicherungs-Konzept unterliegt, nicht belastet. Lediglich für die Umgestaltung des Außenanlage, die bereits mit einem Landschaftsarchitekten besprochen ist, und die Erweiterung des Foyers, um mehr Spielfläche im Winter zu haben, wird Geld benötigt. Das aber fließt durch die Zuschüsse, die der Gemeinde zur Einrichtung der Offenen Ganztagsgrundschule vom Land NRW zur Verfügung gestellt werden. Dafür macht Hilde Viehöfer-Emde allen Kindern der Gemeinde Angebote: Beispielsweise leitet Pfarrer Cervigne einen Kinderchor, der erst um 16 Uhr beginnt und allen offen steht. Gleiches gilt für einen Kinderfilme-Nachmittag, der seinen festen Platz am letzten Freitag im Monat bekommen solle.

Den Kindern jedenfalls schmeckt die Offene Ganztagsgrundschule – wenigstens meistens: Zweitklässler Niklas findet es „besser als zu Hause“, da soll er nämlich mit seiner Schwester spielen und die schreit immer. Dagegen würde Klassenkameraden Annika lieber nicht in der Betreuung Hausaufgaben machen, weil sie warten muss, bis sie mit der Kontrolle an der Reihe ist. Aber das Spielen, das ist toll, darin sind sich die Befragten einig.


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