Mönchengladbacher Museum als Inspirationsquelle
Von Redaktion [23.09.2012, 06.11 Uhr]

Das Thema bietet sich im Museum Abteiberg geradezu an: die Beziehung von Natur und Architektur. Das spannende Thema hat jetzt die 1986 geborene in Warschau lebende Künstlerin Katarzyna Przezwa?ska im Museum Abteiberg aufgegriffen. Die Ausstellung von Katarzyna Przezwanska ist der erste institutionelle Auftritt der Künstlerin in Deutschland. Als Anregung dienten die Architektur und das Design des von Hans Hollein entworfenen Museums. Die Künstlerin hat nach ihrem ersten Besuch im Museum Abteiberg im März 2012 eine Reihe von schlichten Interventionen entworfen, die verschiedene Räume des Museums einnehmen.

Dabei waren für sie nicht so sehr die Konzeption des Museums, sondern viel mehr die bis ins Detail durchdachten Architekturformen selbst, die minutiös entworfene Gestaltung eines jeden einzelnen Elements von Interesse. Przezwa?ska nimmt diese Details als Ausgangspunkt und verändert sie durch einfache Eingriffe. Das Ergebnis: Sie schafft stark individualisierte und von der Natur durchdrungene Räume. Katarzyna Przezwa?ska merkt, wie anspruchsvoll die Räume des Museums Abteiberg für die Kunst sind, und verändert die sich wiederholenden und fest anmutenden Strukturen.

Der Eingangspavillon wird zu einem kontemplativen und einladenden Ort, an dem die Natur ihre Spuren hinterlassen hat. An einer anderen Stelle in der Gartenebene der Ausstellungsräume lässt die Künstlerin die Außenmauer mit ihrer Bepflanzung durch das Fenster in das Museum eindringen. Eine Reihe der präsentierten Arbeiten sind Resultat eines Arbeitsaufenthaltes der Künstlerin in Brasilien. Sie bezieht sich dort nicht direkt auf die Architektur des Gebäudes, doch die Phänomene von Gestaltung und Architektur bleiben im Zentrum des Interesses.

Hier sind die Inspirationen, die sie aus der Natur nimmt, besonders deutlich. In kurzen Filmen, einer Reihe von Entwürfen, die sie für die Einwohner des amazonischen Waldes angefertigt hat, erkennt man die Eigenschaften der lokalen Landschaft, die auch brasilianische Architekten und Künstler stark geprägt hat: die Üppigkeit und Buntheit des Tropischen.

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Dabei holt sie die Natur ins Innere des Museums, dessen von Hans Hollein entworfene organische Architekturformen für das Haus signifikant sind. So findet sich zum Beispiel in der Gartenebene ein geschwungenes Pflanzbecken mit Farnen, Efeupflanzen und Brennnesseln. "Warmhaus" nennt sie ihr Laboratorium, das beste Bedingungen zum Wachstum der Pflanzen bieten soll.

Im Zentrum des Werkes von Katarzyna Przezwa?ska stehen jene ausschließenden Diskurse, über Farben, die den Impuls der westlichen Mentalität zeigen. Farbe wird hier als etwas Weibliches, Orientales und Primitives verstanden. Oft bedient sie sich dabei lokaler Farbsymbolismen, nutzt die sinnliche und emotionale Ausstrahlung der Farben oder - ganz im Gegenteil - die Farbe als eine konstruierte Idee, als ein Mittel, um Ordnung zu schaffen. So reduziert sie eine als Vorlage gewählte Landschaftsidylle schematisch auf die Grundfarben und -formen und platziert die in der Reduktion entstandenen streng geometrischen Farbtafeln auf dem Dach des ehemaligen Jugendzentrums gegenüber dem Museum. Titel der schematischen "Landschaftsstruktur": "Die Farben, in denen man wohnen will".

Katarzyna Przezwa?ska hat Malerei an der Akademie der Künste in Warschau studiert; in der Klasse von Jaros?aw Modzelewski. Zu den bisher realisierten Ausstellungen und Projekten gehören eine Reihe von Interventionen im Bródno Park (realisiert vom Museum of Modern Art in Warsaw 2010), "Fitting in Space”, Beirut 2010; "Beginning of an Exotic Journey', Avant-Garde Institute, Warschau 2009, "S?awek Pawszak feat. Kasia Przezwa?ska", Galerie A, Warschau 2009 sowie die Einzelausstellungen ,,Natural Selection', Galerie Kolonie, Warschau 2011 und "Wrzeciono 5 m. 145' (in der eigenen Wohnung) 2009. 2012 war sie Atelierstipendiatin der Fundação Armando Alvares Penteado FAAP, in Sao Paulo, Brasilien.

Die Ausstellung, die am Sonntag, 23. September, um 12 Uhr eröffnet wird und bis zum 11. November zu sehen ist, wird von Agnieszka Skolimowska kuratiert und bildet den Abschluss ihres einjährigen Aufenthalts am Museum Abteiberg im Rahmen des Robert Bosch Stipendiums für Kulturmanager aus Mittel- und Osteuropa. Die Umsetzung der Ausstellung wird von der Robert Bosch Stiftung dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und dem Adam Mickiewicz Institut im Rahmen des Projekt Klopsztanga Polen grenzenlos NRW unterstützt.


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