Neue Kooperation
In Linnich und Düren: Zweimal "Kopf mit Drehtür"
Von Dorothée Schenk [10.03.2012, 18.50 Uhr]
„Ich denke, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft", formulierte es Humphrey Bogart im Film-Klassiker „Casablanca“. Das könnte auch für die Kooperation zwischen den Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich und dem Leopold-Hoesch-Museum in Düren gelten. Deren Leiterinnen Dr. Myriam Wirschowski und Dr. Renate Goldmann eröffnen am Sonntag, 11. März, ihr erstes Kooperationsprojekt: Die Ausstellung „Alexander Esters. Kopf mit Drehtür.“
![]() Witz und Handwerk verbinden die Werke von Alexander Esters, wie der „Blödkopf“, der von Dr. Myriam Wirschowski vom Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich (r.) und Dr. Renate Goldmann vom Leopold-Hoesch-Museum in Düren (l.) flankiert wird. |
Der Titel ist bildlich gesprochenes Programm: Kopf mit Drehtüre, das führt nach Meinung der Dürenerin zu Assoziationen von körperlicher wie gedanklicher Bewegung, verheiße Flexibilität. „Und das Verbindende ist die Kunst“, so Dr. Goldmann. Auch ganz praktisch werden die Museen verbunden – per Bus-Shuttle nämlich, der bis zum Ausstellungsende am 29. April sonntäglich ab 13 Uhr jede Stunde fährt. Neben der künstlerischen Ergänzung ist für die Direktorinnen der Schulterschluss in der Region von Bedeutung. Angesichts schrumpfender Mittel ist eine Vernetzung unabdingbar um zu unterstreichen: „Spezialmuseen müssen erhalten werden und haben eine Zukunft.“ erade an Alexander Esters, so Dr. Wirschowski, mit 33 Jahren ein junger, aktueller Künstler, könne man ablesen, dass Glaskunst kein historisch abgeschlossener Prozess, sei.
Launig, mit einer gehörigen Portion künstlerischer Frechheit ausgestattet, präsentieren sich die Malereien, Skulpturen und Glaswerke des 33-jährigen Alexander Esters. Das gilt sowohl für Werkstitel wie „Blödkopf“ oder „Die Kerze an beiden Enden anzünden wollen“ als auch den durch die gestalterische Ausführung ironischen Fingerzeig auf die klassische Moderne. Unvermittelt fühlt sich der Ausstellungsbesucher bei „Hitzeblick, am Ende die Tunnel“ an René Magrittes „Ceci n’est pas une pipe“, beim eingearbeitete Porträt mit den kindchenschema-großen Augen an moderne Comics oder Mangas erinnert. Das ist gewollt, erklärt die Düsseldorfer Galeristin und Leihgeberin Daniela Steinfeld: „Alexander Esters verbindet Witz und Handwerk.“
![]() Wie Weihnachten und Geburtstag zusammen: Dr. Myriam Wirschowski freut sich über die Schenkung Gottfried |
Ob althergebrachte Schwarzlotmalerei, Schnitzkunst oder der traditionelle Linolschnitt – von Kenntnis und Fertigkeit legen die Werke Zeugnis ab. Dabei führt Esters die „Tradition“ in der Moderne fort. Geschnitzt wird nicht in Holz, sondern in Styrodur, der Linol- wird– schon wegen der Übertragung auf große Leinwände – zum PVC-Druck.
Eine kleine, feine Auswahl an Werken von Esters ist auf der obersten Ebene des Linnicher Museums zu sehen: Glasmalerei, Assemblage und Skulpturen, wie Dr. Wirschowski sie in dieser Kombination mit Glas nach eigener Aussage noch nicht gesehen hat. „Diese Mischwesen bevölkern unsere Räume und wollen in Kontakt mit dem Betrachter treten“, lädt sie die Besucher ein. Interessierte können nicht nur mit den Werken, sondern auch dem Künstler selbst in Kontakt treten: Alexander Esters wird am Sonntag, 11. März, zur Eröffnung um 16 Uhr erwartet.
Ebenfalls anwesend wird Hermann Gottfried sein. Der inzwischen über 80-jährige Künstler, der zu den bedeutendsten Glasmalern des 20. Jahrhunderts zählt, hat dem Museum sechs Werke geschenkt. „Es war wie Weihnachten und Ostern“, erzählt Dr. Wirschowski. Die Museumsleiterin durfte sich aus dem Fundus des Künstlers die Werke selbst auswählen. Die „sechs“ ergänzen Einzelstücke, die sich bereits im Linnicher Fundus befanden und die nun erstmals zusammen gezeigt werden. Dazu gehören Kartons zur Ausmalung von St. Aposteln in Köln sowie Fenster-Entwürfe für die Dürener Marienkirche, die übrigens passenderweise in Blickweite zum Leopold-Hoesch-Museum liegt.
Zeitgleich mit der Ausstellung „Alexander Esters. Kopf mit Drehtür“ werden im Dürener Leopold-Hoesch-Museum ab 11 Uhr fünf weitere Präsentationen eröffnet: „Ulrich Rückriem. Neue Arbeiten“, „Heidi Specker. Termini“, „MoiWer. Ci-Contre. Sammlung Ann und Jürgen Wilden“, „From Page to Space. Published Paper Sculptures“ und „Hubertus Schoeller. Das Archiv im ZADIK“. In Linnich präsentiert das Deutsche Glasmalerei-Museum parallel zu Esters die „Schenkung Hermann Gottfried“ um 16 Uhr.
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