Viertklässler der KGS Linnich erhalten den „Preis für Zivilcourage“
Linnicher Kinder für eine gerechte Welt
Von Silvia Jagodzinska [22.02.2012, 07.51 Uhr]
Die Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz e.V. vergibt jährlich den „Preis für Zivilcourage“. Preisträger ist unter anderen die Katholischen Grundschule in Linnich.
„Nie wieder sollen Menschen in Gaskammern gesteckt werden. Nie wieder Kirchen und Häuser abgefackelt werden. Nie wieder soll Krieg herrschen.“ Das betonten wie aus einem Mund acht- und neunjährige Schüler der katholischen Grundschule Linnich, die von der „Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz“ für Zivilcourage und Toleranz ausgezeichnet wurde – gemeinsam mit anderen Schulen aus Aldenhoven und Jülich und dem Titzer Jugendparlament.
Begleitet von ihren Lehrerinnen Manuela Heyden und Vera Claßen waren sie an der Pogrom-Gedenk- feier zum 9. November an der ehemaligen Linnicher Synagoge beteiligt. Dort hatten sie unter anderem das Lied „Hevenu shalom alechem“ in Hebräisch und der deutschen Übersetzung „Wir wollen Frieden für alle“ gesungen. Gerne stellen sie sich in Chorformation auf und wiederholen diesen Beitrag noch einmal.
Immer wieder wird in den Klassen der Themenkreis um Menschenrechte diskutiert. Anlässlich der Sternsingeraktion zum Jahresbeginn hieß das Motto beispielsweise: „Klopft an Türen, pocht auf Rechte“, wie sich die Kinder erinnern. „Das ist ein schönes Thema“, betont etwa die neunjährige Christel von der Lohe.
Die Kids wissen, was sich hinter den Begriffen „Reichskristallnacht“ oder „Gaskammern“ verbirgt und hoffen auf eine ge- rechtere Welt. „Alle Menschen sollen gleich behandelt, Bomben abgeschafft werden.“ Auch der Begriff „Weltfrieden“ fällt. Von den Kirchen wünschen sich die Schüler „Friedensgeläut“, damit „sowas nie wieder passiert“, wie der neunjährige Max Mertens es ausdrückt.
Kennt ihr einen Schüler jüdisches Glaubens? Nein, aber sie haben einen muslimischen Mitschüler. Mit ihm können sie „ganz nor- mal spielen, es gibt keine Probleme“.
Wie wichtig gerade das Wirken junger Leute ist, „Demokratie in den Herzen der Menschen zu verankern“, hatte der Vize- Vorsitzende Dr. Walter Liedgens bei der Preisverleihung in der Jülicher Schlosskapelle zum 67. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz betont.
Einer der Preisträger, der mediales Interesse weit über die Region hinaus auf sich zog, ist Dr. Jan-Robert von Renesse, Richter am Sozialgericht NRW in Essen. Auch er war nach eigenem Bekunden als Jugendlicher bei solchen Veranstaltungen präsent. In seinem Richteramt hatte er dazu beigetragen – von Anfang an begleitet von kollegialem Unmut und erheblichen privaten Nachteilen – dass das Bundessozialgericht seine Rechtsprechung zu- gunsten der Ghetto-Überlebenden in ihrem Ringen um Rente änderte.
Dies ist mir was wert: | Artikel veschicken >> | Leserbrief zu diesem Artikel >>
Newsletter
Schlagzeilen per RSS
© Copyright