Linnich: Werkstätten Derix "Im Fokus der Moderne"
Von Dorothée Schenk [30.05.2010, 17.24 Uhr]
![]() Auf vielen Ebenen – räumlich wie inhaltlich – werden die Werkstätten Hein Derix im Deutschen Glasmalerei Museum Linnich von Museumsleiterin Dr. Myriam Wierschowski präsentiert. |
Das ist Tradition im besten Sinne: Ein Familienunternehmen in der fünften Generation betreiben und immer am Puls der Zeit bleiben. Das gilt für die „Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierung Hein Derix“. Ihnen widmet das Deutsche Glasmalerei Museum Linnich derzeit die Ausstellung „Im Fokus der Moderne“.
„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht neben den Künstlern auch die Werkstätten vorzustellen“, erklärt Museumsleiterin Dr. Myriam Wierschowski. Nachdem vor zwei Jahren zum Firmenjubiläum „Oidtmann“ präsentiert wurde, ist nun die 1866 gegründete Derix-Dynastie an der Reihe. In über 60 Werken zeichnet die Ausstellung die Unternehmensgeschichte von den Anfängen nach, als zum Handwerk noch die Ausführung bei der Entwurfszeichnung begann, bis zum heutigen Tag, an dem die Verantwortung vor allem in der Umsetzung liegt.
Ein untrügliches Gespür für aktuelle Kunstströmungen zeichnet die Familienoberhäupter Derix aus. Stets gaben die Väter ihre Söhne bei Künstlern in die Lehre, die wegweisend für die zeitgenössische Entwicklung in der Glasmalerei sein sollte. Der wirtschaftliche Nutzen ergab sich wie von selbst: Die Söhne brachten ihre Lehrmeister als Kunden ins Haus und sicherten damit der Werkstatt die Zukunft.
Kirchenmaler Friedrich Stummel in Kevelaer war der Künstler, der dem Unternehmen zur ersten Blüte und Gründer Wilhelm Derix 1910 zur Ernennung zum päpstlichen Hofglasmaler verhalf. Bei ihm hatte Derix Senior seine Söhne zur Ausbildung gegeben. Mit dem Ende des ersten Weltkrieges kam der Umbruch: Während Stummel in der Vergessenheit versinkt ist Thorn Prikker der aufstrebende Künstler in der Glasmalerei. Bei ihm studierte Hein Derix und lernte neben dem neuen Verständnis – Malen mit Glas, statt auf Glas – auch die namhaften zeitgenössischen Kollegen wie Heinrich Campendonk, Heinrich Diekmann und Anton Wendling kennen.
![]() Zwischen Campendonk und Arbeiten von Werkstatt-Mitarbeitern von "Hein Derix" - Dr. Myriam Wierschowski. |
In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg sind es vor allem Künstler wie Klos, Lüneborg, Meistermann, Schaffrath, Schreiter und Teuwen, die den Ruf der Werkstatt Derix als Unternehmen mit Verständnis für die moderne Glasmalerei garantieren. Die Kundenliste liest sich wie das „Who is Who“ der aktuellen Glas-Kunstschaffenden. Für eifrige Besucher der Ausstellungen im Linnicher Museum gibt es also ein Wiedersehen mit vielen „alten Bekannten“.
Das Ausstellungskonzept folgt der Zeitschiene. Während auf der untersten Ebene Entwurfszeichnungen und ein Karton von Kirchenmaler Stummel neben Werken von Prikker und Campendonk stehen, widmet sich die Zwischenebene den Glasmalerei-Scheiben hauptsächlich von Architekten. Zu sehen sind hier die ersten gestalteten Entwürfe und Zeichnungen von Dieter Hartmann für die geplante aus 12.000 Prismen bestehende Eingangstüre von St. Antonius Kevelaer aus diesem Jahr, die noch nicht realisiert ist. Ebenfalls ein Bereich – und das war den Derix-Erben wichtig – ist für die Arbeiten von Werkstatt-Mitarbeitern reserviert. Schließlich folgen auf der obersten Ebene 5 zeitgenössische Arbeiten, die nach Aussagen von Dr. Wierschowski den Schluss zulassen: Die Glasmalerei wird weiblich.
Als Rahmenprogramm zur Ausstellung bietet das Deutsche Glasmalerei-Museum zwei Exkursionen zur Werkstatt Derix nach Kevelaer an und zwar am Samstag, 26. Juni, und Samstag, 24. Juli. Treffpunkt ist in Kevelaer. Die Teilnahme kostet 5 Euro; Anmeldungen sind im Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich, Telefon 02462-99170, möglich.
Kleine Firmengeschichte
1866 gründete Wilhelm Derix (1837-1919) in Goch mit seinem Bruder Heinrich und Kunstmaler Winkholt die Kunstglaserei und Glasmalerei Wilhelm Derix; ab 1967 führt Wilhelm die Geschäfte alleine. 1886 eröffnet er eine Filiale in Kevelaer.
1903 übernehmen seine Söhne Heinrich (1869-1959) in Kevelaer und Wilhelm (1872-1922) in Goch gleichberechtigt die Firma. Nach dem Tod Wilhelms 1922 wird der Firmensitz in Goch aufgegeben. Mit den Söhnen von Wilhelm, Wilhelm junior (1904-1946) und Heinrich, Heinrich junior (1904-1987) kommt die dritte Generation ins Geschäft. Die Vettern trennen ihre beruflichen Wege aber
1941. Hein Derix bleibt in Kevelaer und Wilhelm Derix eröffnet in Düsseldorf Kaiserswerth ein eigenes Unternehmen.
1972 übernehmen Peter Derix und Werner Heymann die Geschäftsführung, in der heute deren Söhne Jörg Derix und Michael Heymann mitarbeiten – die fünfte Generation.
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