Ehrenamtliche Lotsen

In 19 Sprachen durchs Gesundheitswesen im Kreis Düren
Von Redaktion [30.04.2010, 20.39 Uhr]

In einer Feierstunde überreichte Landrat Wolfgang Spelthahn den ehrenamtlichen Mediatoren ihre Zertifikate. Sie weisen ihren Landsleuten künftig den Weg durchs deutsche Gesundheitssystem – und das in 19 verschiedenen Sprachen.

In einer Feierstunde überreichte Landrat Wolfgang Spelthahn den ehrenamtlichen Mediatoren ihre Zertifikate. Sie weisen ihren Landsleuten künftig den Weg durchs deutsche Gesundheitssystem – und das in 19 verschiedenen Sprachen.

28 Menschen, die neben Deutsch insgesamt 19 weitere Sprachen sprechen, begrüßte Landrat Wolfgang Spelthahn jetzt im großen Sitzungssaal des Kreishauses zu einer Feierstunde. Es waren sogenannte MiMis, Menschen mit Migrationshintergrund, die ausgezeichnet deutsch sprechen und ihren Landsleuten im Kreis Düren künftig den Weg ins und durchs deutsche Gesundheitssystem weisen. Im Rahmen des Landesprogramms „Mit Migranten für Migranten“ – kurz MiMi – hat der Kreis Düren die Freiwilligen in den vergangenen Wochen gemeinsam mit seinen Partnern zu Mediatoren ausgebildet.

50 Unterrichtsstunden umfasste das Schulungsprogramm. Auf dem Lehrplan standen ausgewählte medizinische Themen, wobei Prävention eine wichtige Rolle spielte. Migration und Gesundheit, Schwangerschaft und Familienplanung, Kindergesundheit und Unfallprävention, Ernährung und Bewegung, Vorsorge und Früherkennung sowie Alter, Pflege und Gesundheit lauteten die Themenbereiche. Zudem wurde das deutsche Gesundheitssystem beleuchtet. Die Referenten aus dem Arbeitskreis Migration boten die Kurse ehrenamtlich an.

„Sie haben ihre Freizeit geopfert und sich weitergebildet, um anderen Menschen den Zugang zu unserem Gesundheitssystem zu ermöglichen. Damit setzen sie sich in vorbildlicher Weise für unsere Gesellschaft ein. Das verdient höchste Anerkennung“, würdigte Landrat Wolfgang Spelthahn das ehrenamtliche Engagement der MiMis.

Auf Anfrage werden sie ihren Landsleuten künftig als Referenten zur Verfügung stehen.

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Diese Lotsenfunktion ist überaus wichtig, wie Thomas Wagemann vom NRW-Landesverband der Betriebskrankenkassen berichtete. Zum einen hätten 20 Prozent aller Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland eine Zuwanderungsgeschichte, zum anderen nähmen diese Menschen die Vorsorgeangebote des Gesundheitssystems unterdurchschnittlich häufig wahr. „Hier gibt es Handlungsbedarf“, so Wagemann.

Mit dem MiMi-Projekt steuert man dagegen. Das NRW-Gesundheitsministerium, die BKK sowie die Firma Janssen-Cilag fördern das Programm, das mittlerweile in 15 Städten und Kreisen an Rhein und Ruhr verankert ist. „Landesweit haben wir nun 330 MiMis“, berichtete Klara Starikow, die Landeskoordinatorin des Programms vom ethno-medizinischen Zentrum Hannover. An der Rur zeichneten Sybille Haußmann, die Integrationsbeauftragte des Kreises Düren, sowie Nicole Savelsberg, Ärztin des Kreis-Gesundheitsamtes, für die Ausbildung der Mediatoren verantwortlich. Erfreulich war, dass alle Kandidaten das Programm mit Erfolg absolviert haben.

Im Rahmen der kleinen Feierstunde, die von Geiger Alan Arif musikalisch gestaltet wurde, wies Dr. Solmaz Golsabahi vom St. Marien-Hospital in Hamm auf das Phänomen „Kulturfalle“ hin. „Die gleiche Sprache zu sprechen reicht nicht aus, um sich wirklich zu verständigen. Man darf die kulturellen Eigenheiten eines jeden Landes nicht außer Acht lassen“, benannte sie eine Quelle für Missverständnisse und Verdruss. Das wird den MiMis wohl nicht ganz neu gewesen sein.

Zertifizierte ehrenamtliche Mediatoren sind nun: Tanja Block (russisch), Christine Chorus (polnisch), Havva Colak (türkisch), Vassilios Davididis (griechisch, bosnisch, kroatisch), Ariane Djoumessi (französisch, englisch), Anabel Fernandez-Niehoff (spanisch), Jürgen Fischer (russisch), Cidem Gümüs (türkisch), Nadarjah Jeyakumar (englisch, tamilisch), Parri Kadir (kurdisch, arabisch), Micheline Kapanvule (französisch), Hatice Killi (türkisch, englisch, kurdisch), Mübeccel Kocer (türkisch), Aicha Loukili (marokkanisch, arabisch, englisch), Joana Luciana (lingala, portugiesisch, französisch), Sevil Mak (kurdisch, türkisch), Hanan Moradi (arabisch), Natalie Nekipelov (russisch), Olga Persov (russisch), Iryna Schuhmacher (russisch, ukrainisch), Zhili Sun (chinesisch), Hamid Reza Tjiery-Mofrad (persisch), Advija Turjacanin (bosnisch, kroatisch, serbisch), Mamida Turkjaka (albanisch, italienisch), Eshetu Wondafrash (amharisch, englisch), Mohammed Zairit (arabisch, marokkanisch).

MiMi-Koordinatorin ist Hanan Moradi. Sie steht donnerstags von 16 bis 18 Uhr unter der Rufnummer 02421/22-2019 für Anfragen zur Verfügung. Zu den Geschäftszeiten der Kreisverwaltung ist die Stabsstelle für Migrationsangelegenheiten unter der Rufnummer 02421/22-2148 zu erreichen.


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