Dornröschenschlaf zwischen Poldern
Von Dorothée Schenk

Aus der Serie „Wohnen im Denkmal“, 1997

Versteckt hinter einem kleinen Wäldchen , abseits der Landstraße 253 nach Selgersdorf liegt das Haus Lorsbeck auf dem Gelände der Zuckerfabrik. Nur Fahrradfahrer stören bei einer Sonntagstour schon mal die Ruhe der verlassenen Burg, die ihren Dornröschenschlaf hält, idyllisch zwischen die Polder gebettet.

Einen ganzen Ordner mit Plänen hat Horst Wilhelm Mewis zusammengetragen. Pläne, die sich mit dem “was wäre wenn” beschäftigen. Vom Feinschmecker-Lokal mit Außengastronomie, Eigentumswohnungen und vielem mehr ist da die Rede. Das Problem: Es rechnet sich nicht. “Das Mauerwerk ist durch den Mühlenteich durchfeuchtet”, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Zuckerfabrik Jülich. “Nehmen Sie einmal ein paar Millionen und fangen Sie an - aber wer kann dann die Mieten noch bezahlen?” Ein Dilemma. Das liegt nicht nur am Umbau und der Sanierung selbst sondern auch an den Auflagen der Denkmalpflege. Nimmt die Zuckerfabrik das Gebäude “in Angriff”, will das Denkmalamt Mitspracherecht. Also bleibt vorerst alles, wie es ist. An dem Turm, der malerisch zwischen den langsam verfallenden Wirtschaftsgebäuden zwischen den Bäumen emporreckt, nagt der Zahn der Zeit.

Bis 1990 war das Haus Lorsbeck verpachtet. Ein Landwirt bewohnte und bewirtschaftete die alte Burg. Dann lief die Pacht aus und wurde nicht verlängert. Es gibt neben dem Kostenfaktor noch weitere Gründe, warum die Zuckerfabrik das verborgene Schmuckstück nicht belebt: Das Haus Lorsbeck liegt inmitten der Erweiterungsfläche der Polder. “Wir haben das Land damals aus Expansionsgründen gekauft und nicht wegen der Denkmäler”, erklärt Mewis sachlich. Die Umsetzung dieser Pläne wird zwar frühestens in zwei Jahren vonstatten gehen, aber es sei schließlich unzumutbar, einen Mieter bis dahin dort wohnen zu lassen. “Der müsste so viel an dem Hof tun, dass man ihn dann schlecht vor die Türe setzen kann.”

Werbung

Als weiterer Faktor, der das ansonsten schöne Anwesen dann belastet, ist neben der Geruchsbelästigung durch die Polder auch der fünf Meter hohe Wall, der dann vor dem Hof aufgeschüttet werden muss. Punkt drei: Der Westring, die B 56, soll an Gut Lorsbeck vorbei eine Verbindungsstraße zur L 253 bekommen und damit der “Zipfel” bis Jülich-Süd abgeschnitten werden. “So wird die Attraktivität des Hauses von zwei Seiten unterminiert”, sieht Mewis die Zukunft des Hauses Lorsbeck nicht rosig aber realistisch.


Haus Lorsbeck
Ursprünglich, so wird vermutet, gab es einmal ein Dorf Lorsbeck, das zwischen Jülich und Selgersdorf lag. Nachdem es im 16. Jahrhundert zerstört worden war, blieb nur die Burg übrig. Auch diese existiert heute nicht mehr: Nach dem zweiten Weltkrieg blieben lediglich Vorburg und der barocke Torturm stehen. Der Backsteinturm aus dem 18. Jahrhundert - der als einziger Teil des Ensembles unter Denkmalschutz steht - hat ein rundbogiges Tor und ein Zwiebeldach. Erhalten geblieben sind außerdem Teile des alten Wassergrabens. Die dreiflüglige Vorburg ist im 19. Jahrhundert auf altem Grundrißsserneuert worden.

Zurück zum Artikel


Dies ist mir was wert:    |   Artikel veschicken >>  |  Leserbrief zu diesem Artikel >>

NewsletterSchlagzeilen per RSS

© Copyright