Jülicher KuBa zeigt „Schmetterling und Taucherglocke“
Von Redaktion [30.06.2008, 17.00 Uhr]
Jean-Dominique Bauby war französischer Journalist, Autor und Chefredakteur des Magazins Elle und Vater von zwei Kindern. Ein Dandy, der gutes Essen, Theater, Reisen und schöne Frauen liebte – bis ihn ein Schlaganfall aus dem Leben riss. Die Verfilmung dieser Geschichte unter dem Titel „Schmetterling und Taucherglocke“ zeigt der Kulturbahnhof am Montag. 30. Juni, und Dienstag, 1. Juli, jeweils um 20 Uhr
Jean-Dominique Bauby war französischer Journalist, Autor und Chefredakteur des Magazins Elle und Vater von zwei Kindern. Ein Dandy, der gutes Essen, Theater, Reisen und schöne Frauen liebte ..
Dann, am 8. Dezember 1995, im Alter von 43 Jahren, erlitt Bauby einen massiven Schlaganfall, durch den sein Hirnstamm geschädigt wurde. Als er zwei Wochen danach im Krankenhaus von Berck-sur-Mer aus dem Koma erwachte, war er nicht nur stumm, sondern auch ganzheitlich gelähmt. Er konnte bloß seinen Kopf ein wenig bewegen und mit seinem linken Augenlid blinzeln. Dieses seltene Phänomen wird als Locked-in-Syndrom (L.I.S.) bezeichnet.
Bauby schrieb über seine Erfahrungen, aber vor allem über seine Fantasien, Wünsche und Träume. Er diktierte 28 Kapitel, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, über mehrere Monate hinweg, allein durch das Blinzeln seines linken Augenlids. Dafür wurde ein spezielles Alphabet erstellt, das die Buchstaben nach ihrer Häufigkeit in der französischen Sprache ordnete. Bauby beschrieb nicht nur seine eigenen Reaktionen, sondern die Welt und die Menschen seiner Umgebung und stellte sich vor, er sei ein Weltraumreisender. In einem Interview mit der französischen Elle berichtete er, dass er morgens um 4 Uhr aufwachte, um sich jeden Absatz des Buches zu überlegen und auswendig zu lernen, den er dann jeweils Buchstabe für Buchstabe drei Stunden lang diktierte.
In seinem Krankenhausbett im nordfranzösischen Berck-sur-Mer erzählte er, dass es überwältigende Momente des Triumphs für ihn waren, wenn er seine Gedanken für das nächste Diktat erfolgreich gesammelt hatte, und dass er zu seinem größten Bedauern nun nie mehr Fußballtorwart werden könne – eine Leidenschaft, die das stundenlange Ansehen von Fußballübertragungen im Fernsehen geweckt hatte. Sein Rezept zur Bewältigung von Augenblicken der Verzweiflung bestand im „Hinausschauen auf das Meer, einer Stunde Lesen, dem Anschauen einer Kinderzeichnung meiner Tochter und darin, mich selbst nicht als Held zu betrachten“.
Schmetterling und Taucherglocke („Le Scaphandre et le Papillon“) erschien in Frankreich am 6. März 1997 bei Les Éditions Robert Laffont; Bauby starb nur drei Tage später an Herzversagen. Ein Teil der Einnahmen des Buches geht seiner Verfügung gemäß an eine Stiftung für L.I.S.-Patienten. Jean-Dominique Baubys beeindruckende Memoiren wurden in 30 Sprachen übersetzt und erreichten nicht nur in Frankreich, sondern auch in Großbritannien und den USA Bestsellerauflagen. In Deutschland wurde das Buch 1998 publiziert und ist mittlerweile in der neunten Auflage erhältlich.
Die Verfilmung des Bestsellers durch den renommierten New Yorker Künstler Julian Schnabel war die Sensation beim Festival von Cannes und wurde hochverdient mit dem Regiepreis ausgezeichnet: Ein unvergessliches und erhebendes emotionales Erlebnis, eine Hymne an die Menschlichkeit und die Liebe, betrachtet aus der Perspektive eines einzigen Augenaufschlags.
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