Qualität via LQW getestet
Zertifikat für Volkshochschule Jülich
Von Redaktion [14.06.2005, 09.41 Uhr]
Die Volkshochschule Jülich wurde als erste Einrichtung der Stadt Jülich und als erste VHS im Kreis Düren erfolgreich zertifiziert. Sie hat damit eine Vorreiterrolle übernommen und ein Gütesiegel erworben, das ihre Qualität unter Beweis stellt.
Mit dem Begriff "Zertifizierung" verbinden viele Qualitätsmanagementsysteme wie ISO 9000, die aus Industrie und Wirtschaft bekannt sind. Allgemein gesprochen geht es bei diesen Systemen immer darum festzustellen, ob bestimmte Qualitätsstandards und Verfahren eingesetzt und eingehalten werden, um ein Produkt zu fertigen. Damit soll dem Verbraucher eine gleichbleibende Produktqualität garantiert werden. Um es anschaulich zu machen: eine Metzgerei stellt Leberwurst her. Diese wird von einer unabhängigen Institution getestet, z.B. nach der Güte der Vorprodukte, nach Inhalt, Zusammensetzung und Geschmack, aber auch, ob sie einwandfrei, hygienisch und nach festgelegten Verfahren produziert wurde, ob sie von qualifiziertem Personal verkauft wird usw. Besteht die Leberwurst die Prüfung, bekommt sie ein Zertifikat als prämierte Wurst. Natürlich kann auf diese Weise die ganze Metzgerei untersucht und zertifiziert werden. Ein solches Gütesiegel ist gut für die Metzgerei, kann sie doch damit für sich und die Güte ihrer Produkte werben, gegenüber Konkurrenten besser dastehen etc.
Nun ist eine VHS keine Metzgerei, die Prozesse laufen aber durchaus ähnlich ab, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: In der Metzgerei kauft der Kunde die Leberwurst und isst sie dann. Auf den Herstellungsprozess und das Endprodukt hat er keinen Einfluss. In der VHS kauft der Kunde auch ein Produkt, zB. den Kurs "Englisch". Das Produkt ist aber nicht fertig und wird auch nicht bloß konsumiert. Im Gegenteil: Als Kursteilnehmer beeinflusst der Kunde das Produkt Englisch maßgeblich und stellt das endgültige Endprodukt, seinen Lernerfolg, quasi selbst her.
Dieser für die Bildung typische "Branchen"-Unterschied war der entscheidende Grund für die VHS Jülich, sich nicht nach ISO oder EFQM, um einmal die bekanntesten Qualitätsmanagementsysteme zu nennen, zertifizieren zu lassen. Diese Systeme passen auf industrielle Fertigungsprozesse, sind aber nur eingeschränkt für Bildungseinrichtungen tauglich. Die VHS Jülich hat sich stattdessen für ein System entschieden, das eigens für die Weiterbildung entwickelt wurde, die "Lernerorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung - LQW". Das System ist relativ neu, aber bereits bundesweit etabliert. Es wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt, das Ministerium hält dieses Modell für das am besten geeignete Verfahren. Das sehen offensichtlich die Bundesagentur für Arbeit und auch andere Drittmittelgeber, die die Vergabe von Aufträgen von der Zertifizierung einer Weiterbildungseinrichtung abhängig machen, ebenfalls so: das Testat nach LQW ist bundesweit anerkannt, ca. 450 Einrichtungen in der Bundesrepublik unterziehen sich zur Zeit dem Verfahren, in NRW darunter so große Einrichtungen wie VHS Köln, Duisburg und Bielefeld. In der Region nehmen an der Zertifizierung außer Jülich noch die Volkshochschulen Aachen, Heinsberg und Alsdorf-Baesweiler teil.
LQW stellt den Lerner in den Fokus aller Qualitätsbemühungen. Die VHS Jülich hat mit diesem im Blickpunkt im vergangenen Jahr insgesamt 11 unterschiedliche Qualitätsbereiche untersucht, zB. den Lehr-/Lernprozess, die Infrastruktur, das Personal und die Führung der VHS, das Controlling und die Kundenkommunikation, um einige zu nennen. Innerhalb der Qualitätsbereiche werden bestimmte Mindeststandards definiert, die erreicht werden müssen. Bei allen Anforderungen - es gibt insgesamt 67 - muss ein "erfüllt" erreicht werden, ein Quorum oder Ausnahmen gibt es nicht. Das Erreichen der vorgegebenen, strengen Zielsetzungen wurde durch die Selbstuntersuchung, dem darauf basierenden schriftlichen Selbstreport, der Bewertung des Reports und der anschließenden Visitation durch unabhängige, von der Zertifierungsstelle benannte Gutachter nachgewiesen.
Ihre gute Qualität ist damit von außen bestätigt, gleichzeitig ist die Zertifizierung Voraussetzung dafür, bei der Vergabe von Aufträgen berücksichtigt zu werden, machen doch viele Auftraggeber dies abhängig von einem nachgewiesenen Qualitätsmanagement. Als Dank und Anerkennung, aber auch als sichtbarer Ausdruck der erfolgreichen Zertifizierung wurde der VHS Jülich neben dem schriftlichen Testat auch eine sogenannte "Netzwerk-Fliese" überreicht: Sie ist ein Mosaikstein im Netzwerk aller nach LQW zertifizierten Bildungseinrichtungen.
Damit ist das Qualitätsmanagement natürlich nicht abgeschlossen: Die Testierung hat eine Gültigkeit von vier Jahren, danach ist eine Re-Testierung erforderlich. Dabei muss die erreichte Qualität nicht nur gehalten, sondern auch weiterentwickelt werden. Für die VHS Jülich ist aber eines wichtig: Bei der Suche nach hochwertigen Bildungsangeboten ist die Zertifizierung eine echte Marke, an dem sich die Kunden hinsichtlich der Qualität orientieren können.
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