Das Tor zur Welt aufstoßen

KGS Jülich tritt Beweisführung zu IGLU-Ergebnis an
Von Dorothé Schenk [07.12.2007, 08.00 Uhr]

Ruth Schall lässt sich von einer Schülerin die Loch-Lese-Karte vortragen.

Ruth Schall lässt sich von einer Schülerin die Loch-Lese-Karte vortragen.

Zufall oder das Resultat veränderter Lernformen? Angesichts der jüngsten Veröffentlichungen zur Pisa- und Iglu-Studie will Fred Reinartz von der Katholischen Grundschule Jülich (KGS) die Ergebnisse nicht zusammenhanglos im Raum stehen lassen: „Wir können uns nicht darauf ausruhen, dass wir besser abgeschnitten haben“, so der Schulleiter, „Wir müssen uns fragen: Was machen wir anders als vorher?“ Und tatsächlich, so tritt er mit Ruth Schall, Klassenlehrerin in der flexiblen Schuleingangsphase, den Beweis an, hat sich viel geändert.

Individuell abgestimmt auf die Lerngeschwindigkeit und die Kompetenzen der Kinder vermittelt Pädagogin Schall die Lesefähigkeit – eben diese steht nämlich bei IGLU, ausgeschrieben: Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung, auf dem Prüfstand. Wichtig ist ihr dabei die offene Lernform, die durch die flexible Schuleingangsphase sehr viel einfacher anzubieten sei: „Jeder erhält seine persönliche Zeit zum Lesen, niemand muss in einem Buch aufhören, bevor er das Kapitel ausgelesen hat.“ Aber er kann!

Für Ruth Schall ist Lesen die wichtigste Fertigkeit, die in der Grundschule vermittelt wird: „Für mich ist Lesen das Tor zur Welt.“ Alle anderen Fächer lassen sich aus dieser Kompetenz erschließen. Wie sonst, beispielsweise, soll ein Zweitklässler seine Textaufgaben in Mathematik lösen?

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Per "Antolin" können die Kinder im Internet überprüfen, wieviel sie von den Büchern verstanden und behalten haben.

Per "Antolin" können die Kinder im Internet überprüfen, wieviel sie von den Büchern verstanden und behalten haben.

Alternativ stehen den Erst- und Zweitklässlern „Antolin“, eine Lese-Plattform im Internet, zur Verfügung, Loch-Steck-Karten oder Klammerkarten zum Leseverständnis und der Karteikasten. Die Erfahrungen von Ruth Schall zeigen ihr, dass Kinder in Büchern versinken können – zuweilen auch laut lesend, was sie auf dem Flur vor dem Klassenzimmer auch dürfen.

In diesem System finden selbst leseschwache Kinder ihren Erfolg, weil sie eine „Unbefangenheit im Umgang mit unbekannten Wörtern“ behalten können. Die Blamage vor der ganzen Klasse zugeben zu müssen, ein Wort nicht zu verstehen, entfällt. Dass ist vor allem für die Schulkinder der KGS, die Deutsch nicht als Muttersprache beherrschen, ein klarer Vorteil. „Soziale Unterschiede sind nicht relevant“, so Ruth Schall.

Zusätzlich fördern, davon ist Schulleiter Fred Reinartz überzeugt, die regelmäßigen Autorenlesungen die Begeisterung der Kinder für Bücher. Natürlich gibt es in der KGS auch das Pflichtprogramm und den Wettbewerb. Erst jetzt wurde in jedem Jahrgang der beste Leser ermittelt und nun geht es an die Ermittlung der Stufensieger. Dabei ist die Jury „knallhart“: Es sind nämlich die eigenen Mitschüler, die eine Wertung abgeben dürfen…


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