22. Summer School Renewable Energy

Jülicher Campus-Ideen von „Chinergy“ bis „Khanenergy“
Von Arne Schenk [06.09.2007, 16.26 Uhr]

Von Kuba bis...

Von Kuba bis...

Ein Umdenken muss in den Köpfen der Bevölkerung stattfinden, darüber waren sich die beteiligten Gruppen generell einig. Bereits in der Schule sollte per Bildung ein Bewusstsein über den Umgang mit erneuerbaren Energien bei den Kindern und Jugendlichen der verschiedenen Staaten geschaffen werden. Schließlich erarbeiteten die Teilnehmer der 22. Summer School Renewable Energy am Campus Jülich der Fachhochschule Aachen die Aufgabe, als Beratungsgremium für die Regierung eines gewählten Landes ein Energieversorgungskonzept bis 2050 auszuarbeiten.

Die in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung NRW veranstaltete Summer School wird finanziell von den Firmen Kraftanlagen München, BBT Thermotechnik GmbH, Conergy und SOLON unterstützt. Rund 40 Studierende aus ganz Deutschland sowie aus Russland, Italien und Malaysia hatten ihre Zelte für zweieinhalb Wochen auf dem Campus aufgeschlagen. Trotz des durchwachsenen Wetters konnten sie sich für die Projektarbeit am Solar-Institut erwärmen. Die Ergebnisse der letzttägigen „Zukunftswerkstatt Energie 3000“ wurden anschließend einer Jury vorgestellt.

„Chinergy“ empfahl den Chinesen so einen allmählichen Ausstieg aus der Kernenergie aufgrund der Verknappung des Urans und eine Hinwendung zu Solar- und Wasserkraftwerken sowie Windparks. Allerdings wurde auch das Problem der Finanzierung erkannt, das schwer zu lösen sei, da 90 Prozent des Vermögens in Familienbesitz läge und die Inflationsrate momentan 18 Prozent betrüge.

Sehr originell wirkte das „kubanische“ Projekt „Estrella libre“: Dieses lies einen „Kommandante“ die Begrüßung übernehmen. Ihm schlug die Kommission vor, aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung Solarenergie zu benutzen, anstatt wie derzeit den Strom primär aus Rohöl zu gewinnen. Dabei sei auch eine enge Kooperation mit China vorstellbar, da dort die weltweit günstigsten Kollektoren hergestellt würden. Aber auch Biomasse aus Zuckerrohr und Windenergie wurden als Chance gesehen.

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China erarbeiteten die FH-Sommerschüler ihre Energiekonzepte.

China erarbeiteten die FH-Sommerschüler ihre Energiekonzepte.

Ein großes Problem bereiteten allerdings die veralteten Stromnetze. Dies gilt auch für die Mongolei, erklärte die Gruppe „Khanenergy“. Dort gäbe es zusätzlich Verluste in der Höhe von etwa 60 Prozent durch illegale Abzapfungen der Ölleitungen. Auch hier wurde ein großes Solarpotential erkannt.

Gleiches galt für „FACA – For a cleaner Australia“. Da dort das Problem eines hohen Strom- und Wasserverbrauchs bei gleichzeitigem Wassermangel herrscht, schlug die Gruppe zudem vor, Meerwasserentsalzungsanlagen zu bauen, die ihre Wärme durch Solarturmkraftwerke erhielten, die gleichzeitig Strom lieferten. Um die Abgase im Verkehr in den Griff zu bekommen, zogen die „Faca“ler den Einsatz von Wasserstoff betriebenen Elektrobussen in Betracht.

Das Projekt „Indovisia“ musste berücksichtigen, dass Indonesien aus 2.000 Inseln besteht, von denen mehr als die Hälfte besiedelt sind, so dass unterschiedliche Ansprüche der Energieversorgung bestehen. Zudem gäbe es dort ein stürmisches Wirtschaftswachstum bei hoher Staatsverschuldung. Die dort lebenden Menschen sollten darüber hinaus auf das Problem der großen Naturzerstörung durch die gewaltigen Abholzungen sensibilisiert werden.

Ein regionaler Energiemix Aus Solar-, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse für die USA lautete das Erfolgsrezept von „Hot Air Consulting“. Dies wirke den hohen Energieimporten aus instabilen Drittländern entgegen, sorge für eine unabhängige Energieversorgung und schaffe zudem Arbeitsplätze. Finanziert würde dies durch Staatsanleihen, wobei allerdings die Energieproduktion zentralisiert und dafür verstaatlicht werden müsse.

„Haben Sie schon einmal mit Behörden zusammengearbeitet?“ lautete denn eine rhetorische Frage der Jury, bestehend aus Dr. Rüdiger Urban vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes NRW, Johannes Kissel vom Verein „Grüner Strom Label“ sowie Dr. Wilhelm Kuckshinrichs, dem stellvertretenden Leiter der Programmgruppe Systemforschung und technologische Entwicklung (IEF-STE) im Forschungszentrum Jülich. Die eigentliche Kritik von Dr. Rüdiger Urban betraf aber den Punkt, dass eigenen Ressourcen, beispielsweise die riesige Kohlekraftwerke, nicht genützt würden. Als Lohn der Mühe winkte den „Beratern“ abschließend Buchpreise, die zum Teil von der Buchhandlung Fischer Jülich gesponsert wurden.


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