Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen

Jülicher Frauenberaterinnen meinen: „Geht doch!“
Von tee [14.05.2007, 16.26 Uhr]

"Geht doch!" Künstlerin Kirsten Müller-Lehnen widmete der Frauenberatungsstelle ein Bild. Die Freude war sichtbar bei (v.l.) Helga Ronda, Dagmar Ahrens, Maria Brenner und Hildegard Backhove.

"Geht doch!" Künstlerin Kirsten Müller-Lehnen widmete der Frauenberatungsstelle ein Bild. Die Freude war sichtbar bei (v.l.) Helga Ronda, Dagmar Ahrens, Maria Brenner und Hildegard Backhove.

Ob es gehen würde, war vor 20 Jahren keiner Frau klar. Eine Beratung von Frauen, für Frauen, unbürokratisch und schnell einsatzbereit – so sollte nach Überzeugung der Initiatorinnen 1987 die Anlaufstelle in Jülich für Geschlechtsgenossinnen sein. Durchgesetzt haben sie sich: Inzwischen mit vier hauptamtlichen Beraterinnen – allerdings als Halbtagsbesetzungen – ist die Frauenberatungsstelle in der Römerstraße 10 fünfmal in der Woche besetzt. Telefonisch sind Hildegard Backhove, Maria Brenner, Dagmar Ahrens und Helga Ronda außerdem via Anrufbeantworter rund um die Uhr erreichbar. Nach zwei Dekaden Amtszeit freuen sich etwas trotzig die Streiterinnen „Na also. Geht doch!“

So lautet denn auch das Motto ihrer Jubiläumsfeier, die am Mittwoch, 23. Mai, im Jülicher Kulturbahnhof mit Laudatorinnen, den Musikerinnen von „Belle Chaos“ und Gästen beiderlei Geschlechts ab 18 Uhr gefeiert werden soll. Einen Rückblick auf bewegte Jahre soll es geben unter der Moderation der einstigen Jülicher Gleichstellungsbeauftragten und heutigen Beisitzerin im Verein, Kirsten Müller-Lehnen.

Für sie steht „Geht doch!“ für die Zähigkeit der Frauen, den Mut „Vieles zu erkämpfen, unter dem Teppich hervorzuholen“ und Durchhaltevermögen. Als Dankeschön überreichte Künstlerin Kirsten Müller-Lehnen der Frauenberatungsstelle ein Bild mit dem Motto als Inhalt und Schriftzug.

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Bei aller Freude über das Geschenk und das Jubiläum wurde deutlich, dass die Frauen trotz der Erfolge in den vergangenen 20 Jahren – rechtliche Veränderungen zum Schutz der Frauen und die breitere Öffentlichkeit gegen Gewalt an Frauen und das damit verbundene zunehmende Selbstvertrauen, sich zu wehren – stetig das Damoklesschwert der Schließung über Hildegard Backhove, Maria Brenner, Dagmar Ahrens und Helga Ronda über sich fühlen. „Es wäre gut, wenn Gewalt gegen Frauen zur Pflichtaufgabe würde“, formuliert Maria Brenner laut den Wunsch für die Zukunft.

Denn die Klientel wächst. 218 Frauen betreute der Verein im vergangenen Jahr in 1293 persönlichen Gesprächen. Die überwiegende Zahl ist zwischen 27 und 50 Jahre alt. Neben dem Hilfsangebot in vielen Krisensituationen (2006: Beziehungsprobleme 66 Prozent, Kinderziehung 7 Prozent, berufliche Probleme 9 Prozent), Lesbenberatung (10 Prozen/2006) oder Hilfe bei Essstörungen (16 Prozent/2006) ist es vor allem das Thema „Gewalt“, das die Frauenberatungsstelle im Fokus hat. Im vergangenen Jahr waren es 36 Prozent aller Klientinnen, die sich Rat bei sexueller Gewalt holten, 20 Prozent die Gewalt in einer Beziehung und 29 Frauen, die Gewalt in andereren Bereichen erlebten.

„Mein Wunsch ist, das Bewusstsein von Frauen für as Recht auf ein Leben ohne Gewalt“, bringt es Hildegard Backhove auf den Punkt. Solange dieses Ziel aber nicht erreicht ist, wäre der Verein dankbar für einen Sponsor, der den Rücken stärkt und kontinuierlich von den finanziellen Sorgen entlastet – und natürlich ehrenamtliche Hilfe von Frauen. Denn auch wenn Männer mit feiern dürfen – in der Beratung haben sie bei der Frauenberatungsstelle keinen Platz: „Wir sind eine Schutzzone ausschließlich für Frauen!“


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