Deutschkurs mit Alltagssituationen

Jülich: Mütter aus fünf Nationen drückten die Nordschul-Bank
Von Dorothée Schenk [30.03.2007, 10.24 Uhr]

Nicht nur sprachliche Leckerbissen standen bei der lernenden Müttern auf dem Stundenplan.

Nicht nur sprachliche Leckerbissen standen bei der lernenden Müttern auf dem Stundenplan.

Ein Brief genügte – schon kamen sie. 15 Mütter von Kindern der Nordschule trafen sich regelmäßig, um sich in der deutschen Sprache zu üben. Das legt für Heinz Rombach, Rektor der Nordschule, offen, dass der Bedarf vermutlich noch viel höher ist. Sie kommen aus der Türkei, China, Sri Lanka, dem Kosovo und der Slowakei und haben eines gemeinsam: Den Willen, sich in ihrem Gastland und neuen Zuhause zurecht zu finden.

Die Tamilin Chandraderi hat bereits den erforderlichen Integrationskurs über 600 Stunden bei der Volkshochschule absolviert, war aber mit ihrem Sprachvermögen nicht zufrieden. Das hat sie jetzt nicht nur verbessert, sie hat durch den Kurs neue Freundinnen gewonnen und ist sich sicher: Ich bleibe in Deutschland. Die Grundbegriffe der Grammatik beherrschten die Weißrussin Daniele und auch Chinesin Lhin, die ihre Männer zum neuen Arbeitgeber Forschungszentrum Jülich begleiteten – allein es hapert aber an der Anwendung.

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Marina Boell ist selbst Weißrussin und unterrichtete 20 Stunden lang die babylonische Gruppe, von der anfangs alle nur bruchstückhaft Deutsch sprachen. „Sie waren alle sehr fleißig“, lobte die Lehrerin und ihre Schülerinnen strahlen. Dabei geht es vor allem um die alltagsnahe Vermittlung der Sprache: Dazu gehören natürlich Supermarktsituationen oder ein Arztbesuch; und noch näher an der Realität – Kochrezepte. Natürlich bei den bunt gemixten Kulturkreisen ein besonderer nicht nur sprachlicher Leckerbissen. Den tauschten sie auch zum Abschluss des Kurses bei einem Frühstück aus.

Gemeinsam mit dem Rektor der Nordschule, Heinz Rombach, und dem Jugendmigrationsdienst SKF Düren ist der so genannte niederschwellige Frauenkurs initiiert worden. Der Schulleiter suchte bereits seit längerem nach einem Kooperationspartner, war bislang aber immer gescheitert. Dabei betonte Rombach, wie wichtig die sprachliche Kompetenz der Mütter gerade für die Grundschüler sei. Nordschule und SKF hoffen, dass sie den begonnen Kurs weiterführen können.

Der schon jetzt ablesbare Erfolg ist hierfür Indikator genug. Das hängt allerdings vom Geldgeber dieses neuen Projektes ab. Bezahlt wird der Kurs vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Der Nachfolgeantrag ist bereits gestellt. Bei der Flut von Anträgen kann es mit der Antwort allerdings noch dauern, wie Anke Kluth vom Jugendmigrationdienst weiß und lässt sich ihre Zuversicht dennoch nicht nehmen: „Sehen wir die Wartezeit positiv – als Praxisphase für die Frauen.“


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