Rilke und Lou

Jülich: Schwermütiger Abend um eine Künstlerliebe
Von Dorothée Schenk [20.03.2007, 10.52 Uhr]

Andreas Huekc (v.l.), Carola Grahl, Christiane Hoch und Markus Zugehör präsentierten als Poetenpack "Rilke und Lou".

Andreas Huekc (v.l.), Carola Grahl, Christiane Hoch und Markus Zugehör präsentierten als Poetenpack "Rilke und Lou".

Hochdramatisch und unerfüllt blieb die Liebe zwischen Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé. Ein wenig so fühlten es einige Besuchern des musikalisch-literarisches Programms über diese Künstlerbeziehung, die vom Potsdamer Poetenpack im PZ der Zitadelle vorgestellt wurde. Liebhaber der Rilke’schen Lyrik mögen die Kette der vorgetragenen Werke sicher als Ohrenschmaus empfunden haben. Für den Laien stellte sich die Lesung – denn das war die Vorstellung in Wahrheit – zuweilen als zäh und langatmig dar.

Einerseits lag dies an der Inszenierung. Musikalisch hervorragend präsentiert wurde die Musik von Sergej Prokofjew durch die Querflötistin Christina Hoch und den Pianisten Markus Zugehör. Theatralisch, getragen und schwermütig kam sie daher und brachte die vorgetragene Stimmung der Poesie von Rainer Maria Rilke weiter zum Tiefpunkt. Andreas Hueck als Rilke zeigte, dass er sinngebend vortragen kann, aber er verstand es nicht mitzureißen. Carola Grahl war eine eher unscheinbare Lou Andreas-Salomé, die sich als Stichwortgeberin am Textblatt in ihrer Hand festhielt und vortrug.

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Woran es mangelte war schlicht die Freiheit im Umgang mit dem Werk und der Geschichte. Eine lebensnahe und lebendige Darstellung einer Liebe zwischen Dichter und Literatin wurde nicht gezeigt. Es fand zwischen den Akteuren keinerlei Interaktion statt. Sie sprachen nacheinander, nicht miteinander. Der Eindruck wurde erweckt, als hätte das Paar lediglich auf schriftlichem Wege verkehrt – so archaisch klang auch das gesprochene Wort. Dabei wurden immer wieder Lebensstationen als dokumentarische Einschübe vorgetragen. Dieses als literarisch-musikalischen Programm vorzustellen, ist grenzwertig – die damit verbundenen Assoziationen sind andere. Das mag allerdings einfach die falsche Vorstellung und Erwartung an den Abend gewesen sein.

„Es ist nicht wichtig, dass sich zwei Menschen finden, sie müssen sich auch zur richtigen Zeit finden“, unterstellt Lou Andreas-Salomé. „Was ist Zeit?“ fragt Rilke an anderer Stelle. Vergangen war die Zeit – ohne Pause – nach rund einstündigem Vortrag.


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